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Was folgte aus früheren Flutkatastrophen?: Schnelle Versprechungen, langsame Umsetzung

Was folgte aus früheren Flutkatastrophen?: Schnelle Versprechungen, langsame Umsetzung

© dpa/Boris Roessler/Bearbeitung Tagesspiegel

Was folgte aus früheren Flutkatastrophen?: Schnelle Versprechungen, langsame Umsetzung

Auf Unwetterereignisse, wie sie derzeit Mittel- und Osteuropa beschäftigen, folgt oft die Ankündigung, sich künftig besser zu schützen. Doch deren Umsetzung ist zäh.

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Zerstörte Orte, Tausende Menschen in Notunterkünften, mindestens 18 Tote: Die aktuelle Flutkatastrophe in weiten Teilen Mittel-und Osteuropas weckt Erinnerungen an frühere Hochwasser in Deutschland und deren politische und wirtschaftliche Folgen. Ein Überblick.

1 Retter in der Not

Sie präsentierten sich als Retter in der Not. Doch nicht allen Politikern half der große Auftritt in Zeiten von Hochwasserkatastrophen, wie sie gerade wieder mehrere europäische Länder beschäftigen.

Gerhard Schröder machte 2002 im Bundestagswahlkampf eine gute Figur, als er im Sommer die von einer Flut schwer getroffenen Gebiete vor allem in Ostdeutschland besuchte, sich erschüttert zeigte und unbürokratische Hilfe versprach. Das führte zu steigenden Popularitätswerten, die dem Sozialdemokraten im Herbst jenes Jahres zur zweiten Amtszeit verhalfen. Auch sein Parteifreund Matthias Platzeck präsentierte sich bei der Oderflut 1997 sowie 2002 an der Elbe als Macher, legte in der Wählergunst zu und trug fortan den Ehrentitel „Deichgraf“.

Was folgte aus früheren Flutkatastrophen?: Schnelle Versprechungen, langsame Umsetzung

Komiker statt Kümmerer: Armin Laschet 2021 in Erftstadt.

© picture alliance/dpa

Bei Armin Laschet hingegen führte der Besuch im Flutgebiet des Ahrtals 2021 zum gegenteiligen Effekt. Mehr als 180 Menschen hatten in jenem Sommer bei einem extremen Hochwasser ihr Leben verloren. Als der damalige Kanzlerkandidat der Union während einer Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Erftstadt im Hintergrund feixte und die Lacher-Bilder öffentlich wurden, geriet das für Laschet zur Image-Katastrophe, die SPD lag bei der Wahl vorne, Olaf Scholz wurde Bundeskanzler.

2 Aus Schaden klug werden

Nach der Flut kommen die großen Versprechungen. So war es auch beim Ahrtal in Rheinland-Pfalz, das neben einigen Regionen in Nordrhein-Westfalen von der Unwetterkatastrophe vor gut drei Jahren besonders stark betroffen war. Mehrere Dörfer wurden fast komplett zerstört. Die Wassermassen rissen Straßen, Brücken und Bahngleise mit sich.

Die Bundesregierung und die Landesregierungen beschlossen Hilfsprogramme für den Wiederaufbau im Umfang von mehr als 30 Milliarden Euro. Die Ansprüche für den Neuanfang nach der als „Jahrhunderthochwasser“ eingeschätzten Katastrophe waren ehrgeizig, Konzepte für eine Modellregion wurden entwickelt: Hochwasserschutz und Klimaschutz sollten künftig gleichermaßen berücksichtigt werden, die Infrastruktur solle besser gegen Naturgewalten geschützt werden, auf Neubauten in besonders gefährdeten Gebieten wolle man verzichten. Und die Flüsse sollen mehr Raum erhalten.

Doch der Wiederaufbau kommt langsamer voran als geplant – und das Thema Hochwasserschutz spielt dabei vielerorts eine geringere Rolle als geplant.

3 Nah am Wasser gebaut

Haben die Menschen aus der Flutkatastrophe von 2021 nichts gelernt? Aktuelle Drohnenaufnahmen des Südwestrundfunks aus dem Ahrtal vermitteln ein widersprüchliches Bild. In manchen Orten, in denen das Hochwasser schwere Zerstörungen anrichtete, kommt der Wiederaufbau von Gebäuden, Straßen und Brücken zügig voran, in anderen scheint die Zeit stillzustehen.

Aufwendige Antragsverfahren und fehlendes Personal in der Verwaltung sowie bei Baufirmen werden von Fachleuten als Hauptgründe dafür genannt, dass es vor allem bei öffentlichen Bauprojekten nur schleppend vorangeht. Was bei den SWR-Luftbildern besonders ins Auge fällt: Vielerorts werden Gebäude, Bahngleise und andere Projekte wieder genauso aufgebaut wie vor der Flut.

An anderen Stellen wird allerdings an Schutzmaßnahmen für die Zukunft gearbeitet:  19 Regenrückhaltebecken sollen im Landkreis Ahrweiler die Folgen von Starkregenereignissen abmildern. An Projekten wie diesen zeigt sich allerdings, wieso Fachleute schon im Flutsommer davon sprachen, die Region stehe vor einer „Jahrhundertaufgabe“: Der Bau der Becken wird nach Schätzungen der lokalen Verwaltung Jahrzehnte dauern.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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