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Alle lieben Deniz Undav: „Gib uns doch mal einen Burger oder einen Döner!“
Deniz Undav ist der Mann der Stunde im deutschen Fußball. Nicht nur auf dem Platz. Auf die Gepflogenheiten des Profitums pfeift der Nationalstürmer. Das macht ihn so spannend.
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Der Fußballprofi von heute? Aalglatt. Er trägt Phrasen vor, als würde er KI-generierte Sätze ablesen. Er lebt ein inhaltleeres, steriles Leben zwischen Fußballplatz und Konsum. So sehen das viele.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Mann der Stunde im deutschen Fußball Deniz Undav heißt. Am Freitag erzielte er beide Tore beim 2:1-Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina.
Sein außergewöhnlich guter Torriecher ist aber nicht der Grund für seine Popularität. Undav ist der andere Typ Fußballer, der Typ, der – auch rein äußerlich – eher ein Mann der Kurve ist.
Gucci, Armani, Louis Vuitton? Nichts für Undav. Vor wenigen Tagen erschien er bei der Nationalmannschaft mit einem Müllbeutel auf dem Rücken. Seine stinkenden Schuhe transportiere er eben lieber in so einem Beutel als in einer Tasche. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, sagte er.
Eigentlich sollte es keinen jucken, was man trägt, aber viele denken halt, sie müssen es tragen.
Deniz Undav über Markenklamotten im Profifußball
Zumal der Angreifer sich nicht viel aus Markenaccessoires oder Klamotten macht: „Im Endeffekt ist eine Hose ja auch nur eine Hose, ob sie von H&M oder von einer Luxusmarke ist. Eigentlich sollte es keinen jucken, was man trägt, aber viele denken halt, sie müssen es tragen.“
Man nimmt Undav die Bodenständigkeit ab. Beim VfB Stuttgart dauerte es nur wenige Wochen, bis er zum Publikumsliebling avancierte. Undav trägt das Herz auf der Zunge. Erfrischend sind seine Analysen nach dem Spiel, in denen er sich gerne auch mal selbst abfeiert. „Dann habe ich den Ball geil mitgenommen und reingemacht.“
Legendär sind seine Kämpfe – egal wo – mit den Ernährungsberater:innen der Klubs. „Hier (beim VfB Stuttgart, Anm. d. Red.) gibt es am Montag Nudeln oder Reis, am Dienstag Nudeln oder Reis, am Mittwoch Nudeln oder Reis, am Donnerstag Nudeln oder Reis, am Freitag Nudeln oder Reis, am Samstag vor dem Match Nudeln oder Reis und nach dem Spiel Nudeln oder Reis“, erzählte er vor ein paar Monaten in einem Podcast.
3Tore hat Undav bisher in der Nationalmannschaft in fünf Länderspielen erzielt, zwei davon am Freitag beim 2:1 gegen Bosnien-Herzegowina
„Ich hatte so einen Streit mit der Ernährungsberaterin, ich sagte, Digga, meinst du das ernst, gib uns doch mal einen Burger oder einen Döner! Und dann guckst du die anderen Spieler an und die sagen: Ist doch nicht so schlimm. Und ich sage: Digga, du isst jeden Tag das Gleiche.“
Wer solche Sätze in der Welt des geschliffenen Profifußballs hört, verfällt einem Kicker wie ihm. Undav ist der Profi, der – hätte er auf einige seiner Trainer gehört – kein Profi werden sollte. Zu schlampig ging er ihrer Meinung nach mit seinem Talent um.
Übergewicht war immer wieder ein Thema für Undav
Übergewicht war immer wieder ein Thema in der brüchigen Laufbahn des Nationalspielers. Während seiner Zeit beim damaligen belgischen Zweitligisten Royale Union Saint-Gilloise habe er vor einem Spiel drei Burger und fünf Donuts gegessen und dazu noch einen halben Liter Red Bull getrunken. „Danach hab’ ich drei Tore gemacht!“
Dass es so einer schwer hat im Profigeschäft, verwundert nicht. Die Sache bei Undav war aber immer: Getroffen hat er auch mit ein paar Kilogramm zu viel. So dauerte es eben etwas länger mit dem Profifußball. Mit 25 Jahren, einem Alter, in dem manche schon viel über ihr baldiges Karriereende nachdenken, ging es bei Undav erst richtig los.
Undav ist immer noch kein asketischer, feingliedriger Spieler und wird das wohl auch nicht mehr werden. Aber er hat abgenommen und setzt seinen immer noch stämmigen Körper glänzend ein. Arrivierte Abwehrspieler wie jüngst etwa Daniel Carvajal von Real Madrid prallen an ihm ab.
Undav ist auf und neben dem Platz der Freigeist im deutschen Fußball. Und mit jedem weiteren Tor, das er erzielt, fragen sich die Fußball-Lehrmeister in den deutschen Akademien, inwieweit sich Fußball überhaupt von oben verordnen lässt. Deniz Undav steht für eine neue Anarchie im deutschen Fußball. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: „Wenn ich den besten Deniz haben will, muss ich machen, was ich will.“
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de