„Apparatschiks, weltfremde Ideen, Denkverbote“: Langjähriger Berliner Linken-Abgeordneter Hakan Taş wechselt zum BSW

© Thilo Rückeis

„Apparatschiks, weltfremde Ideen, Denkverbote“: Langjähriger Berliner Linken-Abgeordneter Hakan Taş wechselt zum BSW

Zehn Jahre lang saß er für die Berliner Linke im Abgeordnetenhaus und war für Sicherheitspolitik zuständig. Nun rechnet er mit seiner alten Partei ab.

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Nach dem schlechten Abschneiden der Linken bei der Europawahl hat der frühere langjährige Abgeordnete der Linken, Hakan Taş, seinen Austritt aus der Partei erklärt. Am Dienstag veröffentlichte er dazu eine ausführliche Erklärung. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Parteiführung. Zugleich kündigte Taş an, dass er nun dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beitreten werde.

Hakan Taş saß von 2011 bis 2021 für die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus. Er war sicherheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, saß dort im Vorstand, prägte die Linie seiner Genossen in der rot-rot-grünen Koalition mit. Als kurdisch-stämmiger Politiker wurde er immer wieder von türkischen Rechtsextremisten bedroht.

Die Austrittserklärung ist auch eine Abrechnung mit dem Zustand der Linkspartei – in Berlin und im Bund. Er sei traurig und bestürzt über die Entwicklung der Partei. Die Linke habe den Draht zur Bevölkerung verloren, heißt es im Schreiben.

Eine überhebliche Linke, die bevormundet, Denkverbote erteilt und sich den Wünschen der Bevölkerung entgegenstellt, wird als letztes Fest die Sternstunde der Bedeutungslosigkeit feiern.

Hakan Taş in seiner Abrechnung mit der Linken

„Die überhebliche Kaderelite ruft nach jeder verkorksten Wahl dieselben Devisen aus und lässt sich von ihrer Anhängerschaft – die sich zumeist aus Beschäftigten der Partei und der Fraktionen zusammensetzt – aufs Neue feiern“, schreibt Taş. Kritiker würden aus der Parteizentrale gedrängt, aber „wer sich zum Spielball der Machtelite macht, wird gefördert“. Ein Einsatz für eine bürgernahe und soziale Friedenspolitik sei nicht erwünscht.

Für die „Kaderelite“ werde es nach der Wahlschlappe keine Konsequenzen geben. „Deshalb werde ich meine Kräfte und Gedanken in Zukunft auch nicht mehr für ein Projekt aufzehren, das von unbelehrbaren Berufsfunktionären und ihren Apparatschiks gegen die Wand gefahren wird“, erklärte Taş.

Die ehrenamtlichen Mitglieder der Partei müsten sich auf den Straßen und an den Ständen beschimpfen lassen, „weil sich die abgehobene Parteielite im Wochentakt an neuen ideologischen Spielchen ausprobieren möchte“. Anstatt die Probleme der Menschen zu lösen, die in den Nachbarschaften verwahrlosten, „werden ständig neue weltfremde Ideen diskutiert“.

Die Linke sei strukturell leider nicht mehr zu retten, schreibt Taş. „Zu groß ist der Einfluss von Menschen, die ideologisch nur eine Richtung kennen.“ Eine politische Kraft, die losgelöst von der Gesellschaft sei, könne keine Verbesserung für die Lebensrealität der Menschen bewirken. „Eine überhebliche Linke, die bevormundet, Denkverbote erteilt und sich den Wünschen der Bevölkerung entgegenstellt, wird als letztes Fest die Sternstunde der Bedeutungslosigkeit feiern“, so Taş.

Er könnte tausende Seiten „zum Thema innerparteilicher Rassismus, zum Thema Ausgrenzung und zum Thema Machtmissbrauch einiger dominanter Figuren schreiben“. Doch er wolle damit abschließen. „Ich werde lieber Brücken bauen, anstatt sie einzuschlagen. Ich werde lieber zuhören, anstatt die Menschen zu belehren“, heißt es weiter in der Erklärung.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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