Die Kinohighlights der Woche: Mit diesem GenZ-Star ersetzt Tim Burton Winona Ryder

© Courtesy of Warner Bros. Pictures/Courtesy of Warner Bros. Pictures

Die Kinohighlights der Woche: Mit diesem GenZ-Star ersetzt Tim Burton Winona Ryder

In „Beetlejuice Beetlejuice“ spielt Tim Burton Schauspielerinnen-Generationen gegeneinander aus. Wer bleibt und wer gehen muss, lesen Sie hier.

Regisseur Tim Burton wird die Geister, die er rief, nicht los. So bringt er nach über 30 Jahren den Quälgeist Beetlejuice zurück auf die große Leinwand – und ein Zusammentreffen der Schauspielerinnen-Generationen gleich mit. Auch in „Treasure“ und „Ezra“ wird die Generationsfrage gestellt. Unsere Redaktion hat Antworten.

1 Beetlejuice Beetlejuice

Für Teenager ist Jenna Ortega gerade so was wie die coole ältere Schwester, mit schwarzem Humor und einem ausgestellten Zug von gelangweilter Überheblichkeit um den Mundwinkel: musikalisch also mehr die Punk-Attitüde von Siouxsie and the Banshees als der Weltschmerz der frühen The Cure.

In der Netflix-Serie „Wednesday“ hatte sie bereits das original goth girl Christina Ricci beerbt. In „Beetlejuice Beetlejuice“ spielt sie Astrid, die Tochter von Winona Ryders Lydia Deetz. Im ersten „Beetlejuice“-Film entkam die 17-jährige Lydia gerade noch einer Zwangsheirat mit dem von Michael Keaton gespielten Plagegeist Betelgeuse.

36 Jahre später blüht der schwer traumatisierten Lydia nach dem Tod ihres Mannes der nächste Ehe-Schock. Sehr zum Missfallen von Astrid, die nach einem weiteren Todesfall in der Familie mit der Mutter an den Ort des Originals, das „Ghost House“ der Großeltern in New England, zurückkehrt. Beetlejuice hat lange auf die Rückkehr seiner „Braut“ warten müssen. 

„Beetlejuice Beetlejuice“ leidet, wie die meisten Achtziger-Reboots der jüngsten Zeit, unter ein paar Handlungssträngen zu viel. Das hinreißend krude Original war ja nicht mehr als eine inspirierte Jahrmarktsattraktion. Doch die Nummernrevue ist kurzweilig, auch wenn Tim Burton einige seiner Ideen aus „Wednesday“ – etwa Ortegas längst virale gegangene Tanzeinlage – bloß recycelt. Andreas Busche

2 The Crow

In einer amerikanischen Metropole, die als Kreuzung zwischen Wien und Chicago daherkommt, geht Eric Draven (Bill Skarsgård) aka „The Crow“ als untoter Rächer auf Verbrecherjagd und richtet jene, die ihn und seine Liebe Shelly (FKA Twigs) brutal ermordet haben.

Als Krähe kann er zwischen der Welt der Toten und der Lebenden reisen, solange er von seiner wahren Liebe getrieben wird. Leider hinkt das einzige Standbein des Films schon hier, denn Skarsgård und Twigs können nicht die Chemie aufbringen, die es für den Film bräuchte.

Lieblos wirkt dabei vor allem die Inszenierung Rupert Sanders’, seien es die pseudophilosophischen Liebeserklärungen des Emo-Pärchens oder die Gewaltorgien in einem Opernhaus. Für ihn gilt in „The Crow“: Stil über Substanz. Doch Stil ist keiner auszumachen. Fabian Kurtz

3 Stille

Marianne Sägebrecht und Michael Mendl auf einer Parkbank im Film „Stille“.

© Aurion Filmverleih

Ein Mann (Erik Borner) sucht Ruhe in einem Café. So richtig konzentrieren kann er sich dort nicht. Ein Song aus einem Radio, das Blättern in der Zeitung, das Rühren des Milchschaums, die Gespräche am Nachbartisch. „Mit oder ohne Sprudel?“, fragt die Bedienung. „Still, bitte.“

Damit hat der Film sein Thema. Schnitt, ein herbstlicher See in schönsten Farben, ein älterer Mann (Michael Mendl) auf einer Bank, dessen Gedanken und Begegnungen mit der Welt des Mannes im Café verbunden zu sein scheinen.

Am Ende kommt eine Frau (Marianne Sägebrecht) hinzu … Sehr viel mehr passiert nicht in dieser filmischen Meditation mit viel Montage und schwelgerischer Musik über die Fragen: Warum weiß man erst, wie Leben geht, wenn es fast vorüber ist? Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Moment zu leben?

Auf jeden Fall im September, im schönsten Herbst, bei Ansicht des Films von Erik Borner, der es in die deutsche Auswahl des Oscar-Wettbewerbs geschafft hat. Markus Ehrenberg

4 Das Flüstern der Felder

„Du bist wie die Mutter Erde …“, sagt Antek zur neben ihm im Gras liegenden Jagna. Es ist Herbst und die Liebe der beiden ist gerade erst entbrannt. Doch im dörflichen Polen Anfang des 20. Jahrhunderts hat ihre Liebe keinen Platz.

„Das Flüstern der Felder“ erzählt von ihrer tragischen Geschichte, von Anteks Vater, der sich Jagna zur Frau nimmt, von den Männern, die auch um die blonde Schönheit buhlen, und von den Frauen, die bei ihrem Tagewerk die Gerüchteküche anheizen.

Herbst, Winter, Frühling und Sommer sind die vier Kapitel, in die schon Władysław Reymont seinen Roman „Die Bauern“ unterteilte. Das Ehepaar DK und Hugh Welchman lässt ihn nun aufwendig aufleben: Stop-Motion-Ölgemälde als Tableau vivant. Bereits in ihrem vorigen Werk „Loving Vincent“ ließen sie so die Malerei Vincent van Goghs zum Leben erwachen.

In „Das Flüstern der Felder“ sind es Bilder Józef Chełmońskis oder Ferdynand Ruszczyc’, die in jene Zeit der Feldarbeit, des Zusammenspiels von Mensch und Natur, entführen. Reymont erhielt für „Die Bauern“ seinerzeit den Nobelpreis. „Das Flüstern der Felder“ hätte Vergleichbares verdient. Fabian Kurtz

5 Ezra – Eine Familiengeschichte

Wer nicht reinpasst, wird zum Außenseiter. Das weiß Ezra (William A. Fitzgerald) nur zu gut. Denn der Elfjährige liest die New York Times, schaut „Breaking Bad“ und ist auch sonst ziemlich clever. Doch seine autistische Störung macht es dem Jungen im Alltag schwer.

Oft wird Ezra alles zu viel, dann wehrt er sich, stellt sich gegen die Welt, die ihn nicht akzeptieren will, wie er ist. Der Einzige, der zu ihm zu halten scheint, ist sein Vater Max (Bobby Cannavale), der als Stand-up-Comedian auftritt.

Sowohl dessen Ex-Frau Jenna (Rose Byrne) als auch Opa Stan (Robert De Niro) stehen eher auf der Seite der Behörden, die Ezra an eine Förderschule verweisen und auf Medikamente setzen wollen. Da sieht Max rot und entführt seinen Sohn.

Ein kurioser Roadtrip quer durchs Land nimmt seinen Lauf. Allerdings bleibt dabei einiges vom Witz und der Wärme auf der Strecke, die Tony Goldwyns Film in vielen kleinen Momenten immer wieder zu einer berührenden Kinoerfahrung machen. Pamela Jahn

6 Treasure – Familie ist ein fremdes Land

Gepanzert durch Gewicht und Witze: „Treasure“ lässt mit Ruth (Lena Dunham) und Edek (Stephen Fry) Rothwax, einem Tochter-Vater-Gespann, zwei schwer traumatisierte New Yorker auf einen Roadtrip gehen. Im Jahr 1991 in Polen, dem Land, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg die größte jüdische Population Europas lebte.

In dem Land, in dem die Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau millionenfach den Zivilisationsbruch der industriellen Tötung von Menschen begingen. „Auschwitz ist kein Museum, es ist ein Todeslager“, korrigiert Ruth einen Rezeptionisten. Und genau dieses KZ hat Edek überlebt. Als Einziger aus seiner Familie.

Die Annäherung zwischen Vater und Tochter, die trotz und wegen der grausamen Vergangenheit im Zuge der Herzensbildungsreise wieder lernen, miteinander ins Gespräch zu kommen, ist bewegend. Trotzdem fällt sie zu sentimental und hollywoodesk aus.

Der graue Nachwende-Retrolook verstärkt noch den erzählerischen Eindruck einer hermetischen Geschichte von gestern. Angesichts der Aktualität von Antisemitismus und rechten Strömungen ist „Treasure“ so eine verlorene Chance. Gunda Bartels

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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