Dienstwagen-Check der Umwelthilfe: Berliner Politiker fahren weiter Spritschlucker

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Dienstwagen-Check der Umwelthilfe: Berliner Politiker fahren weiter Spritschlucker

Zwei Senatslimousinen sind die klimaschädlichsten aller deutschen Landesregierungen. Und ein Senator fährt ein extrem hochmotorisiertes SUV.

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Im diesjährigen „Dienstwagen-Check“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) kommt der Berliner Senat auf den vierten Platz der 16 deutschen Landesregierungen. Allerdings gibt es extreme Unterschiede zwischen den einzelnen Senatsmitgliedern. Zwei der Berliner Dienstlimousinen gehören zu den größten Spritfressern aller Landesregierungen.

Demnach ist der Audi A8 von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit einem CO₂-Ausstoß von 380 Gramm pro Kilometer einer der vier klimaschädlichsten der 252 auf Bundes- und Landesebene gemeldeten Dienstwagen. Nur der baden-württembergische Innenminister Thomas Stobl, Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie Innenminister Herbert Reul (alle CDU) aus Nordrhein-Westfalen fahren ebensolche Spritschlucker.

Nur minimal besser kommt mit einem CO₂-Ausstoß von 375 Gramm pro Kilometer der Audi A8 des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) weg. Der CO₂-Ausstoß hängt unmittelbar vom Benzinverbrauch ab. Die Angaben für Sprangers und Wegners Dienstwagen ergeben etwa 16 Liter pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Der EU-Flottengrenzwert für die Autohersteller liegt bei 95 Gramm pro Kilometer, was rechnerisch (ohne Berücksichtigung von Elektroantrieben) rund vier Liter Benzin oder 3,6 Liter Diesel pro 100 Kilometer entspricht.

2021ist als Baujahr von Sprangers Dienstwagen angegeben. Alle anderen Senatorenautos sind neuer.

Die Dienstwagen von Wegner und Spranger sind die einzigen Verbrenner im geleasten Berliner Senatsfuhrpark. Etwas eingeschränkt ist die Aussagekraft der Emissionsangaben dadurch, dass für Innensenatorin und Regierungschef besondere Schutzvorgaben gelten. Deshalb fehlen in der DUH-Liste auch Angaben für manche Bundesminister und Länderregierungschefs. Allerdings sind andere Länderfürsten durchaus etwas weniger klimaschädlich unterwegs, darunter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kommt mit seinem vollelektrischen Mercedes mit 83 Gramm CO₂ pro Kilometer – basierend auf dem aktuellen Strommix – besonders gut weg.

In Hamburg und Bremen kommen Senatorin ohne Dienstwagen aus

In den anderen beiden Stadtstaaten kommt je ein Regierungsmitglied ganz ohne Dienstwagen aus: in Hamburg Verkehrssenator Anjes Tjarks, in Bremen Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (beide Grüne). Dass der Hamburger Senat insgesamt den ersten Platz im Ländervergleich der DUH belegt, liegt auch am relativ klimafreundlichen Dienstwagen des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD), der einen vollelektrischem Mercedes nutzt.

Positive Beispiele aus Berlin in der Liste der DUH sind die elektrisch angetriebenen BMW-Limousinen von Finanzsenator Stefan Evers, Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die mit je 74 Gramm CO₂ pro Kilometer die EU-Vorgabe klar einhalten. Die elektrischen Audi-SUVs von Ina Czyborra, Cansel Kiziltepe (beide SPD) und Joe Chialo (CDU) liegen um 95 Gramm, der von Amtsvorgängerin Manja Schreiner (CDU) übernommene von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) bei 106 Gramm pro Kilometer.

Bausenator Christian Gaebler hat einen SUV mit mehr als 500 PS

Während diese Elektro-Audis mit jeweils 408 PS bereits mehr als üppig motorisiert sind, setzt Bausenator Christian Gaebler (SPD) mit seinem Dienstwagen noch eins drauf: 503 PS hat sein Audi SQ8 e-tron. Als „nicht nachvollziehbar, warum man in einem Stadtstaat einen so überdimensionierten SUV braucht“, bezeichnet die Umwelthilfe das. 121 Gramm CO₂ pro Kilometer nennt sie für dieses Auto.

Am bescheidensten motorisiert ist Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU): Ihr ebenfalls elektrischer Audi Q4 bringt es auf 204 PS und verursacht rechtskonforme 77 Gramm CO₂ pro Kilometer. Das Argument, dass die Klimaschädlichkeit der relativ kleinen Regierungsflotten für Deutschland insgesamt wenig relevant sei, lässt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz nicht gelten: „Das sind Politikerinnen und Politiker. Die haben eine Vorbildfunktion, der müssen sie gerecht werden.“

Über alle deutschen Politiker-Fuhrparks zusammen ergibt sich laut der Umwelthilfe ein Durchschnittswert von 158 Gramm CO₂ pro Kilometer – sieben Gramm weniger als bei der Abfrage vor einem Jahr. Und 66 Prozent mehr als von der EU für die aktuelle Neuwagenflotte vorgegeben.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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