Ermittlungen in Berliner Feuerwehr: Schwangere allein gelassen – Kind im Rettungswagen stirbt tragisch

© dpa/Monika Skolimowska

Ermittlungen in der Berliner Feuerwehr: Schwangere allein gelassen – Kind im Rettungswagen tot

In Spandau musste eine Schwangere trotz starker Wehenschmerzen zum Rettungswagen laufen. Ihr Kind ist tot. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Fall.

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Es ist ein Fall, der in der Berliner Feuerwehr niemanden kaltlässt. Vor einer Woche erlitt eine 36-Jährige in einem Rettungswagen eine Fehlgeburt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Hilfeleistung, gegen zwei Mitarbeiter der Feuerwehr sind Disziplinarmaßnahmen eingeleitet worden. Ob auch ein Tötungsdelikt vorliegen könnte, muss jetzt geprüft werden.

„Ich war erschüttert, genauso wie wahrscheinlich jeder, dass das passiert ist“, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. „Ich habe veranlasst, dass der Familie Beistand gewährt wird in ihren schweren Stunden.“

Eine 36-Jährige aus Kladow hatte, so berichtete die „B.Z.“ am Montag vor einer Woche, starke Wehen bekommen. Sie war in der 19. Woche schwanger, der reguläre Entbindungstermin der Frau, Mutter von vier Kindern im Alter von elf, fünf und drei Jahren, war für Anfang September errechnet worden.

Rettungskräfte sollen Probleme als Schwangerschaftsbeschwerden abgetan haben

Die Familie rief die Feuerwehr, ein Rettungswagen kam. Doch trotz Hinweisen auf die starken Wehen, hohen Blutdruck und Schwangerschaftsdiabetes sollen die Rettungskräfte dies als „Schwangerschaftsbeschwerden“ abgetan haben. Obwohl sie bereits starke Schmerzen hatten, sollte sie zum Rettungswagen gehen und dabei gemerkt haben, wie das Kind tiefer in den Geburtskanal rutscht. Die Sanitäter hätten sie angebrüllt, sie solle laufen.

Statt auf die Liege sollte sie sich im Rettungswagen hinsetzen. Am Krankenhaus habe sie bereits den Kopf gespürt, auf Hilferufe hätten die Sanitäter nicht reagiert und sie allein gelassen. Im Rettungswagen und ohne jede Hilfe kam das Kind zur Welt. Der Mann hörte die Schreie seiner Frau, öffnete den Wagen – das Kind war tot.

Der Leichnam wurde sichergestellt, die Rechtsmedizin prüft, ob das Kind während der Wehen noch gelebt hat. Dann käme möglicherweise ein Tötungsdelikt infrage. Es geht auch darum, ob eine Fehlgeburt durch das Verhalten der Rettungskräfte hervorgerufen wurde.

Medizinisch verantwortlich war in dem Rettungsdienst eine Rettungsassistentin. „Wir haben die Einsatzdokumentation gesichert“, sagte der Vizechef der Feuerwehr, Per Kleist. Die Mitarbeiterin steht nun unter Beobachtung. „Der Wachleiter der Stammwache Spandau Süd hat entschieden, dass die Person aktuell nicht mehr in Kladow fährt“, sagte Kleist. Zudem habe die Feuerwehr Kontakt mit der Familie aufgenommen, ein Beamter stehe der Familie als Kontaktperson zur Verfügung.

„Wir haben noch einmal eine Nachricht an alle Wachleitungen unserer Feuer- und Rettungswachen gesendet, um über den Fall zu informieren und zu sensibilisieren“, sagte Kleist. „Und auch, um darauf einzuwirken, dass hier keine vorschnellen Vorverurteilungen stattfinden.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (5)
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  • JuliaMüller

    Warum wurden die Hinweise auf starke Wehen, hohen Blutdruck und Schwangerschaftsdiabetes nicht ernst genommen? Hätte die Tragödie verhindert werden können?

    • AnnaSchneider

      Als ehemalige Rettungssanitäterin kann ich sagen, dass in solchen Situationen eine genaue Einschätzung der Symptome entscheidend ist. Es ist unerlässlich, alle Anzeichen ernst zu nehmen, um tragische Ereignisse wie dieses zu vermeiden. Jeder Hinweis sollte sorgfältig geprüft und angemessen behandelt werden, um das Leben der Patienten zu schützen.

  • Anna Müller

    Es ist schockierend zu hören, dass eine schwangere Frau trotz starker Wehen zum Rettungswagen laufen musste und ihr Kind tragisch verloren hat. Es ist inakzeptabel, dass die Rettungskräfte die Situation nicht ernst genommen haben. Hoffentlich werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und Maßnahmen ergriffen, damit so etwas nie wieder passiert.

  • Anna Müller

    Es ist einfach unfassbar, wie die Schwangere in dieser tragischen Situation allein gelassen wurde. Es macht mich wirklich wütend, dass die Warnzeichen nicht ernst genommen wurden. Mein tiefstes Mitgefühl gilt der Familie in dieser schweren Zeit.

  • Sophie Müller

    Es ist wirklich schockierend, dass die Schwangere alleine zum Rettungswagen laufen musste und ihr Kind daraufhin tragisch gestorben ist. Die Rettungskräfte sollten sensibler auf die Hinweise reagieren und angemessen handeln, anstatt die Situation zu bagatellisieren.