Fachärztin warnt vor Psycho-Ratgebern: „Jeder attestiert sich plötzlich ein Trauma“

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Diana Pflichthofer ist Fachärztin für Psychotherapie und regt sich über populäre Ratgeber-Autorinnen wie Stefanie Stahl auf. Hier erklärt sie, warum.

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Frau Pflichthofer, Sie beklagen in Ihrem neuen Buch die Geschäftemacherei mit psychischen Problemen. Was genau stört Sie?
Anfangs hat mich vor allem der inflationäre Begriff des Traumas gestört. Alles war plötzlich ein Trauma, die schlechte Note in der Schule oder dass man sitzengelassen wurde. Zunächst habe ich das noch weggelächelt. Aber dann wurde mir klar, dass viele Menschen das ernst nehmen. Jede und jeder attestierte sich oder anderen plötzlich ein Trauma. Auch andere Begriffe aus der Psychotherapie werden inzwischen wie selbstverständlich verwendet.

Welche denn?
Triggern beispielsweise. Oder auch Depression und ADHS. Ich habe von Kindergärtnerinnen gehört, die ihren Schützlingen ADHS-Diagnosen gestellt haben. Auch in den Medien äußern sich viele selbst ernannte Experten zu komplexen klinischen Begriffen. Leute ohne medizinisch-fachliche Ausbildung, die mal einen Kurs in Traumatherapie gemacht haben.

Wieso können die denn trotzdem Leute therapieren?
Der Begriff Therapie ist nicht geschützt. Jeder Mann, jede Frau, ob Flugzeugbauer oder Architektin, kann sich „Therapie“ auf ein Schild schreiben, das an die Haustür nageln und sie anbieten: ob Traumatherapie, Schreitherapie, Schreibtherapie. Was immer sie möchten.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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