Hertha BSC hat ein Problem: Linus Gechter wird den Berlinern lange fehlen

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Hertha BSC hat ein Problem: Linus Gechter wird den Berlinern lange fehlen

Die ersten Befürchtungen haben sich bestätigt: Innenverteidiger Linus Gechter ist an der Schulter operiert worden und wird wochenlang fehlen. Auch Michal Karbownik fällt erst einmal aus.

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Toni Leistner, der Kapitän, bewies Führungsqualitäten. Er zeigte seinem Team entschlossen den Weg und ließ sich dabei auch von außen nicht beirren.

Sein Team, das waren in diesem Fall sechs Kinder, darunter seine eigenen, die Leistner nach der 0:2-Niederlage von Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf am Sonntagnachmittag durch die Katakomben des Olympiastadions lotste.

Künftig aber werden die Führungsqualitäten des 34-Jährigen auch auf dem Platz wieder verstärkt gefragt sein. Leistner, formell Kapitän des Berliner Fußball-Zweitligisten, hat in den sechs Pflichtspielen dieser Saison noch kein einziges Mal in der Startelf gestanden, drei Mal wurde er eingewechselt, drei Mal kam er gar nicht zum Einsatz.

Das dürfte sich nun ändern. Gegen Düsseldorf kam Leistner nach etwas mehr als einer halben Stunde für den verletzten Linus Gechter aufs Feld, der ihn zuletzt aus Herthas Stammformation verdrängt hatte. Der U-21-Nationalspieler war nach einem Zusammenprall mit seinem Teamkollegen Deyovaisio Zeefuik unglücklich auf die Schulter gefallen, wurde anschließend minutenlang behandelt und schließlich mit einer Trage vom Platz transportiert.

Toni Leistner stand in dieser Saison bei Hertha noch nicht in der Startformation. Durch Gechters Ausfall aber wird er jetzt wieder verstärkt benötigt.

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Die Befürchtung, dass sich Gechter schwerer verletzt haben und den Berlinern daher lange nicht zur Verfügung stehen könnte, hat sich inzwischen bestätigt: Der 20-Jährige ist am Montag an der Schulter operiert worden. Er wird Hertha wochenlang fehlen. Dass Gechter in diesem Jahr noch auf den Platz zurückkehrt, ist eher unwahrscheinlich.

Auch Michal Karbownik hat es bei der Niederlage gegen Düsseldorf erwischt. Der Pole, der zuletzt im zentralen Mittelfeld zum Einsatz gekommen ist, hat sich am Sprunggelenk verletzt. Hertha geht bei ihm ebenfalls von einer mehrwöchigen Pause aus.

Noch ärger aber ist für die Berliner Gechters Ausfall. Seine Verletzung trifft Hertha an der wohl empfindlichsten Stelle.

Im Mittelfeld mag Trainer Cristian Fiél selbst ohne Karbownik noch über genügend Optionen verfügen, erst recht nach der Rückkehr von Kevin Sessa, der gegen Düsseldorf sein Pflichtspieldebüt für Hertha feierte. In der Defensive hingegen sind Fiéls Möglichkeiten überaus dünn. Aktuell stehen ihm nur drei gelernte Innenverteidiger zur Verfügung: Toni Leistner, Marton Dardai und Pascal Klemens.

In der Abwehr darf nicht mehr viel passieren

Zu Saisonbeginn sah die Situation noch grundlegend anders aus. Die Lage war geradezu luxuriös. So luxuriös, dass Hertha im Sommer gleich zwei Innenverteidiger verliehen hat, die seinerzeit geringe bis gar keine Aussichten auf Spielzeit hatten – und die jetzt vermutlich hoch willkommen wären. Der Uruguayer Agustin Rogel, 26, spielt inzwischen für SC Internacional in Brasilien, Tim Hoffmann, Talent aus dem eigenen Nachwuchs, beim Drittligisten Erzgebirge Aue.

Der 19-Jährige, der in der vergangenen Saison sein Profidebüt für Hertha gefeiert hat, hat sich in Aue auf Anhieb als Stammkraft etabliert. In jedem der sechs Pflichtspiele dieser Saison stand er von der ersten bis zur letzten Sekunde auf dem Platz.

Hoffmann ist Linksfuß, kann aber auch rechts spielen. Bei seinem Wechsel ins Erzgebirge schien der Weg in Herthas-Profiteam für ihn regelrecht verbarrikadiert zu sein: von Marton Dardai, vor allem aber von Marc Kempf, der für Fiél zu Saisonbeginn die erste Option für die halblinke Position in der Viererkette war.

Brooks verletzte sich im ersten Training

Kempf ist kurz vor Ende der Transferperiode zum italienischen Erstligaaufsteiger Como Calcio gewechselt und hat den klammen Berlinern eine Ablöse von 2,5 Millionen Euro eingebracht. Als Ersatz verpflichtete Hertha daraufhin John Anthony Brooks, der nach Auslaufen seines Vertrags bei der TSG Hoffenheim vertragslos war.

Doch Brooks, gebürtiger Berliner und ebenfalls bei Hertha ausgebildet, hat sich gleich in seinem ersten Mannschaftstraining am Sprunggelenk verletzt. Realistisch betrachtet wird auch er in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen.

Viel darf nun in der Abwehr nicht mehr passieren, sonst könnte es richtig dramatisch für Hertha und Trainer Fiél werden. Zumal die Defensive ohnehin die Problemzone der Berliner ist. Acht Gegentore haben sie in der Liga in bisher fünf Spielen kassiert; nur einmal, gegen Aufsteiger Regensburg, sind sie ohne Gegentreffer geblieben.

Fiél will das Spiel im Mittelfeld kontrollieren und den Ball nach Ballverlusten durch intensives Pressing möglichst schnell zurückgewinnen. Für die Viererkette heißt das, dass sie Anschluss ans Mittelfeld halten und deshalb hoch aufrücken muss.

In ihrem Rücken haben die Verteidiger dadurch viel Raum, den sie unter Kontrolle haben müssen. Auch das wird eine Herausforderung. Der Allerschnellste ist Toni Leistner bekanntlich nicht.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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