„Juice“ holt sich Saft: Was macht eine Jupitersonde so nah bei der Erde?

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„Juice“ holt sich Saft: Was macht eine Jupitersonde so nah bei der Erde?

Die Esa will den Gasriesen Jupiter erforschen. Um dort hin zu kommen, werden in den nächsten Tagen Erde und Mond noch einmal als energische Assistenten gebraucht

Die Jupitersonde „Juice“ wird auf ihrer acht Jahre langen Reise zum größten Planeten unseres Sonnensystems noch einmal zu Erde und Mond zurückkehren. Die Manöver in einigen Tagen sind wichtig, um die Flugbahn der Sonde zu ändern, damit sie genau zu Jupiter und seinen Monden fliegen kann.

Gewagt, gewagt

Nach Angaben der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, die die Sonde vom Kontrollzentrum in Darmstadt aus steuert, ist so ein Vorbeiflug um Mond und Erde eine Premiere. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sprach der Leiter des Kontrollzentrums, Simon Plum, von „einem gewagten und präzisen Manöver“.

In einigen Regionen auf der Erde haben Menschen die Möglichkeit, den Vorbeiflug zu beobachten. „Juice“ fliegt durch die Nacht der westlichen Hemisphäre und dann über den Tag in Südostasien und den Pazifischen Ozean. Laut DLR können Menschen in Europa die Sonde in der Nacht vom 20. auf den 21. August mit einem leistungsstarken Fernglas oder einem Teleskop möglicherweise sehen: als schnellen Lichtpunkt.

Solche auch als „Slingshot“- oder auch „Swingby“-Manöver“ bezeichneten Vorbeiflüge an anderen Himmelskörpern können je nach Ablauf Raumsonden beschleunigen oder abbremsen. Ohne sie sind einigermaßen schnelle Flüge in das äußere Sonnensystem bisher kaum realistisch durchführbar. eine andere betzeichnung lautet „Gravity Assist“: Die Schwerkraft des Himmelskörpers assistiert also beim Beschleunigen oder Abbremsen, und das sehr genau planbar.

14.04.2023, Kourou, Start der Raumsonde „Juice“ vom europäischen Weltraumbahnhof aus.

© dpa/AP/ESA/Uncredited

Die Esa bezeichnet den Vorbeiflug von „Juice“ (JUpiter ICy Moons Explorer) als große Herausforderung, die noch keine andere Weltraummission im Plan hatte. „Der kleinste Fehler könnte ‚Juice‘ vom Kurs abbringen und das Ende der Mission zur Folge haben“, heißt es in einer Mitteilung.

714Millionen Kilometer ist der Jupiter im Mittel von der Erde entfernt, manchmal aber auch 968 Millionen Kilometer.

Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) dient das Manöver dazu, für den weiteren Verlauf der Mission Treibstoff zu sparen. Seit dem Start im April vergangenen Jahres habe „Juice“ bereits mehr als eine Milliarde Kilometer zurückgelegt.

Venus statt Jupiter: Sonde auf Abwegen

Die Sonde soll zu folgenden Zeitpunkten dem Mond und der Erde am nächsten kommen: Am 19. August um 23.28 Uhr (MESZ) soll sie einen Abstand von 750 Kilometern zur Mondoberfläche haben und am Folgetag um 23.57 Uhr (MESZ) einen Abstand von rund 6.800 Kilometern zur Erde.

Sie soll dann Kurs zur Venus aufnehmen und später noch zweimal für Slingshot-Manöver zur Erde zurückkehren: 2026 und 2029. Erst dann macht sich „Juice“ auf den Weg in das äußere Sonnensystem zu Jupiter und seinen eisigen Monden.

Der anstehende Vorbeiflug eignet sich nach den Worten des Missionsleiters, Nicolas Altobelli, exzellent auch für Tests an den Instrumenten. Diese seien über Jahre in vielen Wissenschaftslaboren entwickelt worden. Das DLR steuerte zu einer Kamera und einem Laser-Höhenmesser maßgeblich bei.

Bei den Vorbeiflügen könnten nun die Instrumente an realen Zielen getestet werden, sagte Missionswissenschaftlerin Claire Vallat. Mit Kameras an Bord sollen auch Bilder vom Mond gemacht werden. Kurskorrekturen sind der Esa zufolge möglich, zum Beispiel, wenn die Flugbahn vom Plan abweicht oder es eine Kollisionswarnung gibt.

Ankunft 2031

„Juice“ mit seinen zehn Instrumenten an Bord soll ab 2031 einen genauen Blick auf die Jupitermonde Europa, Kallisto und Ganymed werfen. Bei den Monden gehen Fachleute davon aus, dass sich unter einem kilometerdicken Eispanzer Wasser befindet – und damit auch mögliche Voraussetzungen auf Leben. Die Mission soll voraussichtlich bis 2035 dauern. (dpa/rif)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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