Sorglos studieren dank Stipendium: Welche Bildungsförderungen Berlin zu bieten hat

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Sorglos studieren dank Stipendium: Welche Bildungsförderungen Berlin zu bieten hat

Nicht nur Hochbegabte haben Chancen auf Unterstützung. Eine Vielzahl an Stiftungen bietet Stipendien für Studierende in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Ein Überblick über Förderungen jenseits des Bafög.

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Eine preiswerte Studentenbude in Uni-Nähe? Das war einmal. Bei steigenden Mieten mit Preisen um die 500 Euro selbst für WG-Zimmer oder Mikroappartements fragt man sich, wie da noch Zeit zum Studieren bleibt: Ohne Nebenjob ist für viele ein Studium nicht zu stemmen.

Das Bafög allein reicht meist nicht aus. Ein Stipendium kann die Sorgen wegen hoher Lebenshaltungskosten und Studiengebühren für eine Zeit mindern. Zwar sind die zu erbringenden Anforderungen für ein Stipendium in der Regel hoch. Die weitverbreitete Annahme, Stipendien seien nur für Hochbegabte, ist mit Blick auf die Bandbreite der Förderungen aber schnell widerlegt.

Eine Vielzahl an Stipendien von Stiftungen richten sich an Studierende in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Mal sind sie fach- oder hochschulgebunden, richten sich an ältere berufserfahrene Bewerber, chronisch Kranke oder Bedürftige. Mal sind sie für Geflüchtete und den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs vorgesehen, werden konfessionell oder parteigebunden ausgeschrieben.

Staatliche Stipendien

Das staatliche Deutschlandstipendium wird an den Unis direkt ausgeschrieben. Es dient als monatlichen Bildungsförderung für bereits immatrikulierte Studierende in Höhe von 300 Euro, unabhängig vom Einkommen. Ausgezeichnet werden Personen mit herausragenden Leistungen und gesellschaftlichem Engagement. Die finanziellen Leistungen setzen sich jeweils zur Hälfte aus Spenden und Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zusammen. Ebenfalls staatlich finanziert wird in Berlin der wissenschaftliche und künstlerische Nachwuchs mit dem Elsa-Neumann-Stipendium, für das über die Uni ein Antrag gestellt werden muss.

Mit 300 Euro Studienkostenpauschale und je nach Lebenssituation zusätzlich bis zu 855 Euro werden Stipendiaten des ältesten und größten Begabtenförderungswerks bedacht, der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Voraussetzungen sind ein Vollzeitstudium, außergewöhnliche Leistungen und gesellschaftliches Engagement.

Stipendien der Parteien

Mit monatlich 300 Euro Studienkostenpauschale und zusätzlichen, von der jeweiligen Lebenssituation abhängigen Fördergeldern sind parteigebundene Stipendien dotiert. Voraussetzung ist, dass sich Bewerber:innen mit den Werten und Positionen der Organisationen identifizieren. Das sind die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung, die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung, die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung oder die Linke-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Konfessionelle Stipendien

Stipendien vergeben auch konfessionelle Organisationen wie das evangelische Studienwerk Villigst, das Cusanuswerk der katholischen Kirche, das Avicenna-Studienwerk für muslimische Studierende oder das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk, das für die jüdischen Gemeinden und Immatrikulierte in Jüdischen Studien vorgesehen ist.

Aufstiegsstipendium

Einige Stipendien sind für Personen vorgesehen, die schon mitten im Berufsleben stehen. Wer nach der Schulzeit eine Berufsausbildung angefangen und abgeschlossen hat, kann mit Unterstützung der staatlichen Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung (sbb) ein Hochschulstudium beginnen. Anforderungen dafür sind neben der abgeschlossenen Ausbildung mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und besondere berufliche Leistungen, beispielsweise ein sehr gutes Ergebnis in der Berufsabschlussprüfung oder bei einer Aufstiegsfortbildung. Bei einem Vollzeitstudium erhalten Stipendiaten monatlich 992 Euro sowie weitere 80 Euro für Bücher. Zusätzlich gibt es eine Betreuungspauschale für Kinder unter 14 Jahren mit 160 Euro pro Kind. Wer sich für ein berufsbegleitendes Studium entscheidet, erhält jährlich 3045 Euro Unterstützung.

Weiterbildungsstipendium

Das staatliche Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (sbb) richtet sich an Personen unter 25 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung und sehr guten beruflichen Leistungen. Sie müssen in ihrer Berufsabschlussprüfung mindestens die Durchschnittsnote 1,9 erbringen. Die Stipendien sehen einen Zuschuss in Höhe von 8700 Euro innerhalb von maximal drei Jahren vor. Sie sollen helfen, ein berufsbegleitendes Studium zu finanzieren, das auf bisherigen Erfahrungen aufbaut und thematisch damit zusammenhängt.

Gewerkschaftliches Stipendium

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung richtet sich an Studierende über 35, die wegen ihres Alters keinen Anspruch mehr auf BAföG haben. Voraussetzung ist, sich gewerkschaftlich oder gesellschaftspolitisch zu engagieren. Auch Geflüchtete, die ein Abitur oder ein Studium absolvieren wollen, können sich an die Stiftung wenden.

Stipendium für Geflüchtete

Mit sozialem Engagement sind auch die über 20 Stipendienplätze der gemeinnützigen GmbH SBW Berlin verbunden, die ausschließlich für begabte Geflüchtete vorgesehen sind. Bestandteil des Programms sind unterschiedliche gemeinnützige Projekte mit Partnerorganisationen, die andere Geflüchtete unterstützen sollen. Die Kandidat:innen, die anhand ihres Motivationsschreibens für „herausragend“ befunden wurden, können sich neben der finanziellen Förderung auch über ein möbliertes Studierendenappartement freuen.

Stipendium für Bedürftige oder chronisch Kranke

Die Dr.-Arthur-Pfungst-Stiftung unterstützt bedürftige Studierende. Die Förderung richtet sich nach deren jeweiliger Situation. Zusätzlich bietet die Stiftung Bewerbungstrainings und ein Mentoring-Programm an. Voraussetzung sind erste Studiennachweise an einer staatlichen Hochschule in Deutschland. Über die Aktion Luftsprung können Studierende mit chronischen Erkrankungen eine Förderung erhalten.

Von einem Stipendium profitiert man nicht nur finanziell und während des Studiums, sondern auch, wenn man die ersten Schritte ins Berufsleben macht. Schließlich hat man bewiesen, eigenständig nach einer Bildungsförderung gesucht und die Hürden eines Bewerbungsverfahrens genommen zu haben. So etwas liest ein potenzieller Arbeitgeber im Lebenslauf einer Bewerberin oder eines Bewerbers sicher gern.

Auch in späteren Lebens- und Karrierefragen kann man immer wieder auf die Netzwerke der Organisationen zurückgreifen. Und natürlich: sich selbst als Mentor:in einbringen und der nächsten Generation zur Seite stehen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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