Wo lernen Kinder am besten?: „Bildung hat in Berlin endlich wieder Priorität“

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Wo lernen Kinder am besten?: „Bildung hat in Berlin endlich wieder Priorität“

Alte Bekannte auf den Spitzenplätzen, Brandenburg im Sinkflug, die Hauptstadt im Aufwind: erste Stimmen zum neuen Länder-Ranking

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Bildung und Schule ist in Deutschland ein Flickenteppich aus 16 Systemen. Gerade das Berliner Schulsystem kam in den letzten Jahren nie gut weg: Beim Vergleich der Bildungssysteme im Vorjahr belegte die Hauptstadt den 15. Platz – von 16.

Doch dieses Jahr die große Überraschung: Das ewige Sorgenkind Berlin macht drei Plätze gut und findet sich nun auf Platz zwölf des Länderrankings – kein anderes Land hat so einen großen Sprung im Bildungsmonitor gemacht.

Der Bildungsmonitor ist eine Studie, die das Institut für deutsche Wirtschaft (IW) jährlich im Auftrag des Instituts für Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) durchführt, in diesem Jahr bereits zum 21. Mal. Jedes Jahr vergleichen die Experten vom IW die Bildungsqualität in den 16 deutschen Bundesländern. Laut INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben hat die Vergleichsstudie zum Ziel, wirtschaftlichen Entscheidungsträgern bei Standortfragen Orientierung zu geben. Der Wettbewerb zwischen den Ländern, die jeweils selbst verantwortlich für ihre Bildungspolitik sind, zeige, „welche Politik positive und welche negative Ergebnisse bringt“.

Zur Beurteilung der Bildungsqualität der Länder untersucht das Institut der deutschen Wirtschaft insgesamt 98 Kriterien, die sich in 13 Handlungsfelder einordnen lassen. Darunter fallen etwa, wie viel Geld ein Bundesland für die Schulen bereitstellt, wie gut Schüler in Basiskompetenzen, also Lesen, Schreiben und Rechnen, und den MINT-Fächern abschneiden und wie forschungsstark die Hochschulen der Länder eingestuft werden.

Berlin springt auf Platz 12, Brandenburg schrappt knapp an Platz 16 vorbei.

© obs/Initiative Neue Soziale Marktwir

Die Ergebnisse des Bildungsmonitors werden in einer Rangfolge der Bundesländer zusammengefasst. Je mehr Punkte ein Land sammelt, desto bessere Voraussetzungen finden Heranwachsende zum Lernen vor.

Wenn man sich in Bildungsangelegenheiten einer Sache sicher sein kann, dann dieser: Das beste Lernklima bietet Sachsen, dicht gefolgt von Bayern. Das ist dieses Jahr so, das war letztes Jahr so und das war auch schon 2013 der Fall. Das Punktesystem der Studie gibt Sachsen 64,1 und Bayern 57,9 Punkte, Sachsen verbessert sich damit sogar um 0,7 Punkte.

Was Sachsen besser macht als die anderen

Gleich vier Spitzenplätze hat Sachsen erreicht: Das Land geht am besten auf Schüler mit Förderbedarf ein. Sächsische Schüler schneiden unübertroffen in Mathe, Naturwissenschaften und Textverständnis ab und haben die wenigsten Probleme damit, den Übergang von der Schule ins Arbeitsleben zu meistern. Zudem tun sich die Hochschulen des Landes damit hervor, Wissenschaftlern ein gutes Umfeld für ihre Forschung zu bieten.

Einen Tag vor der Landeswahl lobt der sächsische Kultusminister Christian Piwarz Lehrkräfte und Erzieher für ihren Einsatz. Es werde „aufgrund einer zunehmend heterogenen Schülerschaft immer schwieriger, das Bildungsniveau zu verbessern“, mahnt der CDU-Politiker. Künftig müsse gerade die frühkindliche Bildung in den Blick genommen werden.

Aber nicht nur der Tabellenführer schneidet sehr gut ab, auch die „Kellerkinder“ führen in einzelnen Disziplinen: Bremen bereitet seine Schüler in den MINT-Fächern am besten auf ein Studium vor, in Brandenburg wirkt sich der sozioökonomische Hintergrund von Schülern am schwächsten auf deren Schulerfolg aus. Berlin investiere viel Geld in Sachmittel und verfüge über eine ausgewogene Altersstruktur bei den Lehrkräften. Auch das Verhältnis von Lehrkräften und Erziehern zur betreuten Kinderanzahl sei überdurchschnittlich gut – ein erstaunlicher Befund angesichts des Lehrkräftemangels und der oft kranken Erzieher in der Hauptstadt.

Seit 2013 sind die Herausforderungen in den Feldern Integration, Schulqualität und Bildungsarmut deutlich gestiegen.

Axel Plünnecke, Studienleiter und Ökonom am Institut für deutsche Wirtschaft

In Bildungsmonitor-Punkten heißt das für Berlin, dass es innerhalb eines Jahres von 39,2 Punkten hoch auf 42,6 Punkte geht. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch sieht sich in ihrer Arbeit bestätigt: Der Fokus auf Basiskompetenzen zahle sich aus. „Bildung hat in Berlin endlich wieder Priorität“, sagt die CDU-Politikerin.

Deutliche Zuwächse verbuchen auch Hamburg (+2,3 Punkte), Baden-Württemberg (+3,1 Punkte) und Saarland (+2,6 Punkte). Während der für seine Bildungspolitik viel gelobte Stadtstaat an Thüringen (-2,6 Punkte) vorbeizieht, verbleiben die beiden Südwestländer auf ihren Rängen.

Auch Schlusslicht Bremen hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert: Die Hansestadt (38,9 Punkte) liegt fast gleichauf mit Brandenburg (39,0 Punkte).

Was den Schulen Probleme macht

Mit Blick auf die Gesamtentwicklung sagt Studienleiter und IW-Ökonom Axel Plünnecke: „Bundesweit haben sich von 2013 bis heute die Ergebnisse in den Handlungsfeldern Internationalisierung, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen am stärksten verbessert. In den Handlungsfeldern Integration, Schulqualität und Bildungsarmut sind die Herausforderungen hingegen deutlich gestiegen.“

Welche Hürden und Probleme in welchem Bundesland am relevantesten sind, steht in den detaillierten Ergebnissen. Die Einzelheiten zu den Bundesländern sollen erst am Dienstag vorgestellt werden.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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