Zahlen im ersten Quartal eingebrochen: „Alarmierender Absturz“ bei Baugenehmigungen

© dpa/Sebastian Willnow

Zahlen im ersten Quartal eingebrochen: „Alarmierender Absturz“ bei Baugenehmigungen

Anfang 2024 gab es gut 22 Prozent weniger Baugenehmigungen. Die Branche sieht keine Trendwende und fordert Zinsprogramme sowie eine Lockerung der Auflagen.

Im Zuge der Flaute am Bau ist die Zahl der Genehmigungen für neue Wohnungen auch im ersten Quartal eingebrochen. Von Januar bis März gaben die Behörden in Deutschland grünes Licht zum Bau von nur 53.500 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das waren 22,2 Prozent oder 15.200 Wohnungen weniger als im Vorjahresquartal.

„Die Baugenehmigungszahlen sind historisch schlecht und schreiben den Negativ-Trend nur fort“, sagte Präsident Dirk Salewski vom Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen (BFW). Der Verband der Wohnungswirtschaft GdW sprach von einem „alarmierenden Absturz“.

Allein im März gab es binnen Jahresfrist ein Minus von einem Viertel auf 18.500. Im Vergleich zum März 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um fast 47 Prozent oder 16.300 Wohnungen.

Teure Materialien und eine teure Finanzierung schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab. Deshalb schwächelt der Wohnungsbau in Deutschland massiv, weil sich für Bauträger und Projektentwickler das Bauen derzeit kaum noch lohnt.

Ziel von 400.000 neuen Wohnungen in weiter Ferne

Die Branche ruft seit langem nach stärkeren Staatshilfen – etwa über Zinsstützungsprogramme für private Investoren. Zudem fordert die Lobby ein Lockern der teureren Baustandards etwa in puncto Energieeffizienz. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Baugenehmigungen auf 260.000 Wohnungen eingebrochen und damit auf den tiefsten Stand seit 2012.

Die Ampel-Koalition hatte das Ziel ausgegeben, dass jährlich rund 400.000 neue Wohnungen gebaut werden sollten. 2022 waren es aber nur rund 295.000 und im vorigen Jahr etwa genauso viele, wie Reuters am Donnerstag unter Berufung auf Insider berichtet hatte. Die Statistiker veröffentlichen die genaue Zahl erst kommende Woche.

„Selbst wenn die Fertigstellungszahlen in 2023 nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet wurde, heißt das doch nur, das dicke Ende kommt erst noch“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller.

„Die mageren Jahre liegen noch vor uns“

„Die wirklich harte Zeit kommt erst noch“, warnte BFW-Präsident Salewski. „Wer jetzt so tut, als seien wir durch das Tal der Tränen durch, ruht sich in Wirklichkeit nur auf den Lorbeeren von vorgestern aus.“ Jedes zweite Unternehmen klage konkret über Auftragsmangel. „Jetzt wird nicht geplant und damit wird in den kommenden Jahren auch nicht gebaut“, betonte Salewski. „Die mageren Jahre liegen eindeutig noch vor uns.“

Auch nach Worten von Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa vom Bauverband ZDB ist derzeit keine Trendwende in Sicht. „Wir warten dringend auf den Start der neu angekündigten Förderprogramme im Neubau.“ Ankündigungen reichten hier nicht, eine Umsetzung im zweiten Halbjahr komme zu spät.

HDB-Lobbyist Müller appellierte an die öffentliche Hand, das Bauen zu beschleunigen und zu vereinfachen. So müssten Kommunen mehr Bauflächen ausweisen, Planungs- und Genehmigungszeiten seien zu lang und Umweltschutzauflagen überzogen. Zudem mangele es an Digitalisierung und Personal in den Bauämtern.

„Auch wir wollen nicht immer nach Vater Staat rufen, sondern durch eigene Lösungen bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung realisieren“, sagte Müller. „Bis das aber möglich sein kann, müssen Bund und Länder mit in die Verantwortung.“ (Reuters)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (2)
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  • Julia_Müller

    Als langjährige Beobachterin der Baubranche bin ich entsetzt über den dramatischen Rückgang der Baugenehmigungen im ersten Quartal. Es ist alarmierend zu sehen, dass die Zahl der neuen Wohnungen so drastisch gesunken ist. Es scheint dringend notwendig zu sein, dass Maßnahmen ergriffen werden, um diese negative Entwicklung umzukehren. Es ist an der Zeit für die Regierung, wirkungsvolle Programme aufzulegen und die Auflagen zu lockern, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Wir müssen dringend handeln, um das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen zu erreichen.

  • AndreaMueller

    Der alarmierende Absturz bei den Baugenehmigungen im ersten Quartal ist besorgniserregend. Es ist dringend erforderlich, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um den Wohnungsbau anzukurbeln und Investoren zu unterstützen. Die Situation erfordert dringend eine Lockerung der Auflagen und finanzielle Unterstützung, damit das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen nicht in weiter Ferne bleibt.