Zwei Gegentore in Überzahl: RB Leipzig verliert verrücktes Spiel gegen Juventus Turin

© AFP/RONNY HARTMANN

Zwei Gegentore in Überzahl: RB Leipzig verliert verrücktes Spiel gegen Juventus Turin

Die Leipziger führen zweimal und spielen lange in Überzahl. Doch die Italiener drehen das Spiel und Rasenballsport wartet weiter auf die ersten Punkte in der Champions League.

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Marco Rose konnte es nicht fassen. Der Trainer von Rasenballsport Leipzig stand wie versteinert vor seiner Bank, während sein Turiner Kollege 20 Meter entfernt in einer Jubeltraube verschwand. Die Sachsen hatten alle Trümpfe in der Hand gehabt, sie spielten in Überzahl, hatten 2:1 geführt – und standen nun vor der zweiten ärgerlichen Niederlage im zweiten Spiel der Champions League. Durch zwei späte Gegentore verlor Leipzig am Mittwochabend vor 45.228 Zuschauenden im heimischen Zentralstadion 2:3 (1:0) gegen Juventus Turin.

Auf den Doppelpack von Benjamin Šeško antworteten die Italiener durch zwei Tore von Dušan Vlahović sowie den Siegtreffer von Francisco Conceição. Während Leipzig in der Champions League noch punktlos ist und im nächsten Spiel gegen den FC Liverpool bereits enorm unter Druck steht, bewies Juve trotz eines schwierigen Spielverlaufs eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit.

Denn das Spiel begann bereits denkbar schlecht für die Gäste. In der vierten Minute hatten die Sachsen bei einem Konter über Lois Openda ihre erste Chance und Juve Glück, dass die Rettungsaktion von Pierre Kalulu knapp neben dem Pfosten im Toraus landete. Allerdings verletzte sich in der Situation Abwehrchef Bremer vermutlich schwerer am Knie und musste ausgewechselt werden. Kurz darauf lag mit Nicolas Gonzalez der zweite Turiner auf dem Boden und musste mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgewechselt werden.

Es war ein denkbar schlechter Beginn für die so stark in die Saison gestarteten Italiener. Unter dem neuen Trainer Thiago Motta sind sie noch ungeschlagen und haben in der Serie A nach sechs Spielen immer noch kein Gegentor kassiert. Da auch Leipzig mit nur zwei kassierten Treffern zu den besten Defensivteams Europas zählt, war es nicht überraschend, dass sich die Strafraumszenen in Grenzen hielten.

Juve brauchte eine gute Viertelstunde, um sich nach den zwei frühen Wechseln neu zu sortieren und Leipzig hatte nicht sonderlich viel Interesse an Ballbesitz. Nach längerem Leerlauf nahm das Spiel in der 30. Minute Tempo auf. Nicolò Fagioli versuchte es aus 20 Metern und Dušan Vlahović hielt den Fuß in den Schuss. Péter Gulácsi parierte reaktionsschnell – und Leipzig schaltete sofort um.

Ein Befreiungsschlag landete bei Openda, der ging ein paar Meter und chippte den Ball dann clever in den Strafraum, wo Benjamin Šeško seinem Bewacher mit einem Diagonallauf entwischt war und mit einem Schuss an die Unterkante der Latte das 1:0 erzielte. Es war der erste Torschuss der Sachsen.

Rasante zweite Hälfte

Juve verlagerte das Spiel nun ein paar Meter weiter Richtung Leipziger Strafraum. Bis auf einen Distanzschuss von Fagioli knapp neben den Pfosten und einen elfmeterwürdigen Kontakt zwischen Vlahović und Castello Lukeba, der nicht sanktioniert wurde, ergaben diese Bemühungen aber wenig Konkretes.

Das änderte sich nach dem Seitenwechsel sehr schnell. In der 49. Minute spielten Fagioli und der frühere Schalker Weston McKennie an der Strafraumgrenze Teun Koopmeiners frei und der Niederländer traf den rechten Pfosten. Eine Minute später war es dann passiert. Bei einer Flanke von Andrea Cambiaso war Vlahović einen Schritt schneller als Willi Orban und glich aus.

Es war nun ein anderes Spiel, beide Mannschaften agierten mutiger und die Strafraumszenen häuften sich. Openda schoss an den rechten Pfosten, Vlahović köpfte zu zentral – und anschließend überschlugen sich die Ereignisse.

Juves Torwart sieht Rot

Bei einem Leipziger Konter rettete Juves Torwart Michele Di Gregorio außerhalb des Strafraums, touchierte den Ball dabei aber hauchzart mit der Hand. Nach Ansicht der Wiederholung entschied Schiedsrichter Francios Letexier auf Rote Karte.

Motta wechselte Ersatztorwart Mattia Perin und Douglas Luiz ein. Der brasilianische Neuzugang stand sofort im Fokus. Beim Freistoß von Xavi Simons schütze er sein Gesicht mit beiden Armen, blockte damit den Ball und folgerichtig gab es nach einem erneuten VAR-Einsatz Elfmeter. Šeško verwandelte sicher.

Leipzig lässt sich düpieren

Leipzig hatte nun alle Trümpfe in der Hand, doch Juventus schlug in Unterzahl zurück. Erst schoss Fagioli zu zentral, dann machte es Vlahović besser. Nach einem fatalen Ballverlust von Simons schenzte der Serbe aus 25 Metern unhaltbar in den Winkel. Nach diesem Spielverlauf konnten die Turiner mit diesem Remis sehr gut leben, doch noch waren mehr als 20 Minuten zu spielen.

Es war nun eine packende Begegnung und Leipzig drückte in Überzahl auf das dritte Tor. Openda traf mit einem abgefälschten Schuss erneut den Pfosten, Simons zirkelte einen Freistoß knapp am Gehäuse vorbei, Kalulu warf sich in einen Abschluss des eingewechselten Antonio Nusa. Es lag ein Tor in der Luft und das fiel auch – allerdings auf der anderen Seite.

Nationalspieler David Raum griff Conceição im Strafraum nicht an, ließ sich dann viel zu einfach ausspielen und der Portugiese, Sohn des früheren Nationalspielers Sérgio Conceição, erzielte das 3:2. Leipzig warf anschließend alles nach vorne, Juve verteidigte mit Mann und Maus. Am starken Ersatztorwart Perin kam der Bundesligist aber nicht mehr vorbei.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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