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Update Bekennerschreiben zu Brandanschlag aufgetaucht: Bahnverspätungen und Verzögerungen führen zu Chaos am Berliner Hauptbahnhof
Auf einer Online-Plattform ist ein linksextremes Bekennerschreiben zum Brandanschlag auf die Bahn in Berlin aufgetaucht. Der Kabelbrand führt zu weitreichenden Einschränkungen.
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Nach einem Brandanschlag auf einen Kabelschacht der Bahn ist am Freitagmittag ein mutmaßlich linksextremistisches Bekennerschreiben aufgetaucht. Die Bundespolizei nahm dazu am späten Freitagnachmittag keine Stellung. Man habe von dem Schreiben keine Kenntnis.
Laut dem Beitrag, der auf der Online-Plattform Indymedia veröffentlicht wurde, soll der Vorfall in Berlin der Teil einer Anschlagsserie sein. Auch Bahninfrastruktur in Bremen und Hamburg seien demnach zum Ziel derselben Akteure geworden. Die Autoren des Schreibens rufen zur weltweiten Sabotage von Infrastruktur auf. Die Deutsche Bahn sei zum Ziel geworden, da sie „in Europa ein militärischer Akteur“ sei.
In der Nacht hatte es in einem Kabelschacht der Bahn in Charlottenburg gebrannt. Infolge des Brands können mehrere Signale und Weichen zwischen Hauptbahnhof und Spandau nicht bedient werden, es kam zu Einschränkungen im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr. Der Halt in Spandau entfällt.
Brandanschlag verursacht Chaos auf dem Berliner Hauptbahnhof
Die Bahn rechnet noch bis kommende Woche mit Einschränkungen vor allem in Berlin. Am Hauptbahnhof kam es am Freitag zum Chaos: um Überfüllung zu vermeiden, mussten Fahrgäste vor abgesperrten Rolltreppen auf den Zugang zum Bahnsteig warten.
Am Fuß der Rolltreppe zu den gesperrten Bahnsteigen stand der Bahnmitarbeiter mit einem Megafon und ließ lediglich die Reisenden der bald einfahrenden Züge hinauf. Doch die Ansagen seien in der Masse an Leuten nur für die ersten Reihen hinter dem Absperrband hörbar, berichtete der Reisende.
Oben auf dem Bahnsteig sagte ein Bahnmitarbeiter auf den Hinweis, dass sein Kollege unten kaum zu verstehen sei und dass er doch mal durch die Reihen gehen sollte: „Ich weiß.“ Und zuckte mit den Schultern.
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Reisende müssten derzeit mit Verspätungen zwischen 15 und oft 45 Minuten rechnen, hieß es auf Bildschirmen am Hauptbahnhof. Die Bahn gab ich dem Reisenden zufolge jedoch alle Mühe, um das Chaos zu bewältigen.
Einschränkungen noch bis kommende Woche
Nach dem Brandanschlag geht die Deutsche Bahn mit Einschränkungen für den Zugverkehr noch bis kommende Woche aus. Technikexperten der Bahn seien dabei, den Schaden schnellstmöglich zu beheben. „Weil mehrere Kabel betroffen sind, werden die Reparaturarbeiten über das Wochenende andauern. Voraussichtlich bis Anfang der kommenden Woche wird der Zugverkehr noch eingeschränkt sein“, teilte der Konzern mit. Eine technische Ursache für den Brand in einem Kabelschacht schließt das Unternehmen aus.
Signale und Weichenregler könnten derzeit nicht bedient werden, hieß es am Mittag. „Mehrere Hundert Züge im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr sowie im Güterverkehr fahren mit erheblichen Verspätungen oder müssen ausfallen, auch viele Waren kommen nicht rechtzeitig ans Ziel“, so die Bahn.
Die Ringbahn ist unterbrochen
Seit der Nacht zu Freitag war der Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr wegen des Kabelbrandes in Charlottenburg stark beeinträchtigt. Die Ringbahn war unterbrochen, wie die S-Bahn Berlin gegen 4 Uhr mitteilte. Aufgrund von „Vandalismus im Bereich Jungfernheide“ würden Züge der Linien S41 und S42 zwischen Westend und Beusselstraße nicht fahren, hieß es.
Am Vormittag wurde die Streckensperrung zeitweise erweitert. Zwischen 9.30 und 11 Uhr war der Zugverkehr laut S-Bahn auch zwischen Beusselstraße und Gesundbrunnen unterbrochen.
Kabelbrand in Berlin: Bundespolizei geht von Brandstiftung aus
Wie ein Sprecher der Bundespolizei dem Tagesspiegel sagte, habe es gegen 3 Uhr einen Kabelbrand in einem Schacht gegeben. „Es handelt sich wohl nicht um einen technischen Defekt, sondern mutmaßlich um Brandstiftung“, sagte der Sprecher.
Am Vormittag teilte die Berliner Polizei mit, dass das Landeskriminalamt die Ermittlungen zur Brandursache übernommen hat. Derzeit werde in sämtliche Richtungen ermittelt. Ob ein Brandkommissariat oder der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz die Ermittlungen federführend übernimmt, soll im Laufe des Tages entscheiden werden, sagte ein Sprecher auf Nachfrage.
Laut Berliner Feuerwehr brannten Kabel in einem Schacht auf dem Bahndamm zwischen den Bahnhöfen Beusselstraße und Jungfernheide in Höhe Neues Ufer in Charlottenburg auf einer Länge von etwa fünf Metern. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.
Einschränkungen auch im Regional- und Fernverkehr
Auch bei der Bahn kam es seit dem Morgen zu Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Betroffen war der Abschnitt zwischen Berlin-Hauptbahnhof und Berlin-Spandau, wie die Bahn mitteilte. Der Halt in Berlin-Spandau entfiel demnach.
Fernverkehrszüge wurden über den nördlichen Außenring nach Berlin-Gesundbrunnen und zum Hauptbahnhof umgeleitet. Sie verspäteten sich dadurch um etwa 20 Minuten. Auch im Regionalverkehr wurden Züge umgeleitet, waren verspätet oder Haltestellen wurden nicht bedient. Betroffen waren die Linien RE4, RE6, RB10, RB14 und RB21.
Wie ein Sprecher der S-Bahn dem Tagesspiegel auf Anfrage sagte, seien die „Störungen durch den Brand erheblich“. Erst, wenn die Bundespolizei ihre Ermittlungen abgeschlossen habe, könnten Techniker der S-Bahn mit den erforderlichen Reparaturmaßnahmen beginnen.
Die S41 verkehrte nach Angaben der S-Bahn zwischen Beusselstraße, Gesundbrunnen, Ostkreuz, Südkreuz, Westkreuz und Westend im Zehn-Minuten-Takt. Die S42 fuhr zwischen Westend, Westkreuz, Südkreuz, Ostkreuz, Gesundbrunnen und Beusselstraße ebenfalls im Zehn-Minuten-Takt.
Kabelbrand in Berlin: Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet
Es wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Westend und Beusselstraße eingerichtet. Die Haltestellen des Ersatzverkehrs: S-Bahnhof Westend: Spandauer Damm (wie Bus M45), S+U-Bahnhof Jungfernheide: Tegeler Weg (wie Bus 109) und S-Bahnhof Beusselstr.: Beusselstr. (wie Bus 106, 123, N26).
Fahrgäste sollten zur Umfahrung zudem die Angebote der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nutzen: zwischen S+U Tempelhof und S+U Wedding die U6, zwischen S+U Hermannstraße und S+U Gesundbrunnen die U8, zwischen S+U Bundesplatz und S+U Westhafen die U9 sowie zwischen S+U Neukölln die S+U Jungfernheide die U7.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de