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„Bilanz ist verheerend“: Mehr als 1400 Ärzte aus der Ukraine warten in Deutschland auf ihre Zulassung

„Bilanz ist verheerend“: Mehr als 1400 Ärzte aus der Ukraine warten in Deutschland auf ihre Zulassung

© dpa/Marijan Murat

„Bilanz ist verheerend“: Mehr als 1400 Ärzte aus der Ukraine warten in Deutschland auf ihre Zulassung

Sie sind ausgebildete Mediziner und vor Putins Krieg geflohen. In Deutschland wollen viele einem Medienbericht zufolge arbeiten – doch sie dürfen nicht. Die Krankenhausgesellschaft ist empört.

In Deutschland fehlen Ärzte, gleichzeitig hat einem Medienbericht zufolge eine große Zahl von ausgebildeten Medizinern einen Antrag auf Approbation gestellt, um hierzulande praktizieren zu dürfen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 taten dies mindestens 1674 geflüchtete ukrainische Ärztinnen und Ärzte. Dies berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine eigene Umfrage.

Dem Bericht zufolge warten von den Antragstellern mehr als 1400 aktuell noch auf eine Genehmigung. Demnach wurden bislang nur 187 Anträge bewilligt. Mehr als 80 Prozent seien noch offen. Die Wartezeiten lägen für alle Mediziner aus Ländern außerhalb der Europäischen Union bei 15 Monaten bis drei Jahren, heißt es weiter.

Das Ausmaß der Bürokratie lähmt mittlerweile auch dringende Prozesse wie die Anerkennung von Ärztinnen und Ärzten.

„Bilanz ist verheerend“: Mehr als 1400 Ärzte aus der Ukraine warten in Deutschland auf ihre Zulassung

Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft

Die Zeitung beruft sich dafür auf eine eigene Umfrage bei den zuständigen Ämtern aller Bundesländer. Von diesen lägen 14 vollständige Rückmeldungen vor, Bremen und Hessen hätten nur unvollständige Daten geliefert.

„Diese Bilanz ist verheerend“, kritisierte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. „Das Ausmaß der Bürokratie lähmt mittlerweile auch dringende Prozesse wie die Anerkennung von Ärztinnen und Ärzten.“ Benötigt werde jetzt „eine echte Entbürokratisierungsoffensive“.

Susanne Johna, die Vorsitzende der Medizinervereinigung Marburger Bund, wies darauf hin, dass sich Ärzte aus Drittstaaten immer häufiger für andere europäische Länder entschieden. Es brauche zwar eine sorgsame Prüfung der Anerkennungsvoraussetzungen. „Doch was viele ausländische Ärzte hier erleben, ist einfach nur frustrierend. Schuld an der Misere sind vor allem bürokratische Hürden und personell ausgezehrte Landesbehörden“, betonte Johna.

Appell an Bundesgesundheitsminister Lauterbach

Andreas Philippi (SPD), Gesundheitsminister in Niedersachsen, sieht seinen Parteikollegen Karl Lauterbach in der Verantwortung. „Wir appellieren an den Bundesgesundheitsminister, die Bundesärzteordnung und Approbationsordnung so zu ändern, dass Anerkennungsverfahren digital, standardisiert und somit deutlich schneller erfolgen“, sagte er der Zeitung. „Wir können es uns einfach nicht leisten, Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland bürokratische Steine in den Weg zu legen.“

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sagte: „Das deutsche Gesundheitswesen leidet dramatisch unter einem allgemeinen Arbeitskräftemangel, ukrainische Ärzte könnten für uns eine wertvolle Unterstützung sein.“

Das Problem sieht er allerdings bei den Ländern: Die hohe Zahl der noch nicht beschiedenen Anträge zeige, „dass die aktuellen Anerkennungsverfahren dysfunktional, viel zu umständlich und sehr bürokratisch durch die Bundesländer organisiert sind“. Dabei entspreche die medizinische Ausbildung in europäischen Nachbarstaaten wie der Ukraine durchaus den Standards in EU-Nachbarländern.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer spricht von einem generellen Problem. „Die Tatsache, dass in Deutschland nicht mal 30 Prozent der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einer Arbeit nachgehen, also prozentual viel weniger als in den meisten anderen europäischen Ländern, zeigt, dass unsere Regeln falsch sind“, konstatierte der CDU-Politiker.

„Wir müssen einerseits überlegen, ob Ukrainer Bürgergeld bekommen sollen, und zweitens, wie wir die Anerkennung von Berufsabschlüssen, die im Ausland erworben wurden, beschleunigen.“ Derzeit gebe es bei den ukrainischen Ärzten eine Einzelfallprüfung, diese sei aufwendig und nicht nötig.

„Besser wäre es, die entsprechenden Studiengänge und Universitäten zu zertifizieren, dann könnten Absolventen schneller eine Arbeit in Deutschland aufnehmen“, so Kretschmer. (lem)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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