© IMAGO/ABACAPRESS
Bitteres Aus bei den US Open: Alexander Zverev läuft die Zeit davon
Die Konstellation war für Alexander Zverev günstig wie selten. Doch mal wieder scheidet er bei einem Grand Slam aus. Nicht nur Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker ist enttäuscht.
Von
Der Frust war groß, der Schläger flog durch die Luft, der Absender des Wurfgeschosses: Alexander Zverev. Der Deutsche hat es nicht geschafft. Mal wieder. Zverev verlor das Viertelfinale bei den US Open mit 6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7) gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz. Es bleibt dabei: Der gebürtige Hamburger bleibt bei Grand Slams titellos.
Er habe bei seiner Rückhand kein Gefühl im Schläger gehabt, sagte Zverev. „Ich glaube, das war das erste Mal, und ich hoffe, auch das letzte Mal.“
Das Warten geht also weiter. Selten war die Chance in den vergangenen Jahren auf einen Titel bei einem Grand Slam für ihn so groß wie in diesem Jahr in New York.
Frühes Ausscheiden von harten Konkurrenten
Einige der härtesten Konkurrenten waren bereits früh ausgeschieden. Der Spanier Carlos Alcaraz in der zweiten Runde gegen Botic van de Zandschulp und Novak Djokovic, viermaliger Gewinner der US Open, in der dritten Runde gegen Alexei Popyrin.
Auch das Tableau in der unteren Hälfte machte einen Finaleinzug für Zverev zumindest wahrscheinlich. Der US-Amerikaner Taylor Fritz, ein guter Allrounder, aber eben kein Mann mit Weltklasse-Schlägen im Repertoire, schien machbar. Genauso wie dessen Landsmann Frances Tiafoe, der nun gegen Fritz im Halbfinale steht.
Zverev gilt im Tennis als der Unvollendete. Als einer, der im Vergleich etwa zu Fritz oder Tiafoe alles hat, um ein Champion zu sein, vor allen Dingen krachende Grundlinienschläge. Doch auch bei seinem x-ten Anlauf hat es nicht gereicht.
Die persönliche Ursachenforschung trug Zverev mit viel Wut vor. „Ich habe nichts getan, um den Sieg zu verdienen“, sagte er. „Es war einfach nur bodenlos. Ich habe schrecklich gespielt.“
Ich habe nichts getan, um den Sieg zu verdienen.
Alexander Zverev, Tennisprofi
Objektiv betrachtet, fehlte mal wieder nicht viel. Die Zahlen sprachen in diesem Viertelfinale gegen Fritz sogar für den Deutschen. Sein erster Aufschlag kam häufiger als der seines Gegenübers, Zverev schlug mehr direkte Gewinnschläge als Fritz und er machte auch etwas weniger Fehler. Dass am Ende trotzdem eine Niederlage stand, lag daran, dass Zverev nicht zur Stelle war, als es darauf ankam. Die beiden Tiebreaks verlor er deutlich.
Boris Becker bemängelte die mangelnde Überzeugung
Boris Becker, der letzte Deutsche, der einen Grand Slam im Männer-Einzel gewann (im Jahr 1996!), bemängelte die mangelnde Überzeugung, „der Ausdruck“ fehle Zverev. Es ist ein Vorwurf, den sich Zverev schon so manches Mal anhören musste – nicht nur von Becker.
Tatsächlich rennt dem 27-Jährigen die Zeit davon. Es ist noch nicht besonders lange her, da galt er als möglicher Thronfolger im Tennis von den großen Drei, von Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic.
Doch Zverev ist längst überholt worden von dem Spanier Carlos Alcaraz und Jannik Sinner. Beide sind wesentlich jünger als er und bereits Champions bei Grand Slams. Selbst Spieler seiner Generation, allen voran Daniil Medwedew, performen bei den Grand Slams besser und beständiger als Zverev.
Die Aussichten auf einen Titel bei einem der großen Turniere werden nicht besser. Auf der anderen Seite: Vielleicht sollte sich Zverev die großen Drei mehr denn je zum Vorbild nehmen. Sie gewannen mit über 30 noch regelmäßig Titel. Es ist noch nicht vorbei für Zverev mit dem Traum vom Grand-Slam-Titel. Und vielleicht tröstet Zverev ein Blick auf Weltrangliste nach den US Open: Er wird von Platz vier auf Platz zwei vorrücken. Es wird vermutlich ein sehr, sehr kleiner Trost sein.
Zur Startseite
- Alexander Zverev
- Tennis: News & Infos zu dem beliebten Ballsport
showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de