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„Das war nicht der größte Vertrauensbeweis“: Niclas Füllkrug und sein Abschied von Borussia Dortmund

„Das war nicht der größte Vertrauensbeweis“: Niclas Füllkrug und sein Abschied von Borussia Dortmund

© dpa/Jordan Pettitt

„Das war nicht der größte Vertrauensbeweis“: Niclas Füllkrug und sein Abschied von Borussia Dortmund

Vor einem Monat hat Nationalstürmer Füllkrug den BVB Hals über Kopf verlassen. Entscheidend für den Wechsel war das Gefühl fehlender Wertschätzung.

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Die Ankunft bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu Beginn dieser Woche hat bei Niclas Füllkrug nicht nur intensive Erinnerungen, sondern auch gemischte Gefühle ausgelöst. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann bereitet sich derzeit in Herzogenaurach auf die beiden anstehenden Spiele in der Nations League gegen Ungarn und Holland vor; genau dort also, wo sie auch während der EM in diesem Sommer stationiert war.

Nach der Niederlage im Viertelfinale gegen Spanien hatte die Nationalmannschaft Abschied von Herzogenaurach nehmen müssen. Bei der Rückkehr ins EM-Quartier ist Niclas Füllkrug allerdings weniger der verpasste Titel in den Sinn gekommen. Der vorherrschende Schmerz sei viel mehr gewesen, dass die Niederlage gegen den späteren Europameister Spanien die gemeinsame Reise mit der Nationalmannschaft schon so früh beendet hat.

Seitdem ist einiges passiert. Mit der Nationalmannschaft. Aber auch mit Niclas Füllkrug, der dieser Tage eine doppelte Rückkehr erlebt. Zum einen nach Herzogenaurach, zum anderen in das Land, das er vor ziemlich genau einem Monat fast schon fluchtartig verlassen hat.

Anfang August ist der Mittelstürmer vom Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund zu West Ham United nach London gewechselt. 27 Millionen Euro hat der Vorjahresneunte der englischen Premier League für den 31-Jährigen bezahlt. Eine stattliche Summe, die dem BVB die Entscheidung vermutlich leicht gemacht hat, Füllkrug ziehen zu lassen. Obwohl der nicht zuletzt durch seine Auftritte in der Nationalmannschaft ein echter Sympathieträger war.

„Das war nicht der größte Vertrauensbeweis“: Niclas Füllkrug und sein Abschied von Borussia Dortmund

Zurück in Deutschland. Zwei Monate nach der EM bereitet sich Füllkrug mit der Nationalmannschaft in Herzogenaurach auf die Länderspiele gegen Ungarn und in Holland vor.

© dpa/Daniel Karmann

Am Mittwochmittag, in der Pressekonferenz der Nationalmannschaft in Herzogenaurach, äußert sich der frühere Dortmunder erstmals öffentlich über die Motive für seinen Wechsel: mit der größtmöglichen Klarheit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der diplomatischen Gepflogenheiten. Schließlich, so sagt Füllkrug, wolle er niemandem auf die Füße treten.

Borussia Dortmund nach nur einem Jahr wieder zu verlassen war eher nicht Teil seines Karriereplans; es waren in erster Linie die veränderten Umstände, die ihn letztlich dazu bewogen haben, überhaupt über einen Wechsel nachzudenken. Oder konkret: Es war die Verpflichtung des Stuttgarters Serhou Guirassy, eines weiteren Mittelstürmers. Für Füllkrug war das „nicht der größte Vertrauensbeweis“.

4Jahre läuft der Vertrag von Niclas Füllkrug bei West Ham

Bei West Ham hat er einen Vertrag über vier Jahre unterschrieben. „Ich brauch’ noch ein bisschen, um anzukommen“, erzählt Füllkrug über seinen Start in einer neuen Stadt, einem neuen Land und in einer neuen Liga.

Vier Pflichtspieleinsätze (und noch kein Tor) stehen bisher für ihn bei seinem neuen Klub zu Buche. In der Premier League wurde er in drei Partien (ein Sieg, zwei Niederlagen) dreimal eingewechselt und stand dabei insgesamt 63 Minuten auf dem Platz. Nur im Ligapokal gegen Bournemouth gehörte er bisher der Startelf an.

Ich brauch noch ein bisschen, um anzukommen.

Niclas Füllkrug über seinen Wechsel nach England

„Ich durfte mir in den letzten Jahren viele Träume erfüllen“, erzählt Füllkrug. Mit dem Wechsel in die Premier League komme nun ein weiterer hinzu. „Das Training ist anders, die Plätze sind anders, die Art und Weise, Fußball zu spielen, ist anders, viel physischer und dynamischer“, berichtet er über seine ersten Erfahrungen. „Es fühlt sich alles sehr intensiv an“, sagt er. „Ich habe ein gutes Gefühl dabei.“ Die Verständigung funktioniert jedenfalls, auch mit dem Autofahren auf der falschen Seite habe er „keine Probleme“.

Eine gewisse Anpassungsfähigkeit hat Füllkrug nicht nur in Dortmund, sondern auch in der Nationalmannschaft bewiesen. Erst mit 29 Jahren, unmittelbar vor der WM in Katar, ist er erstmals ins DFB-Team berufen worden. Füllkrug hat dort auf Anhieb funktioniert. In 21 Länderspielen hat er 13 Tore erzielt – eine beeindruckende Quote.

Dass er bei der EM trotzdem nur der Backup von Kai Havertz war, einem Stürmer ganz anderen Typs, hat zu keinen größeren Verwerfungen geführt. Füllkrug hat die ihm von Bundestrainer Julian Nagelsmann zugedachte Rolle ohne Wehklagen angenommen und letztlich zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt: Mit seinem späten Ausgleichstor im letzten Vorrundenspiel gegen die Schweiz und dem daraus resultierenden Gruppensieg hat er dem Land einen Moment der kollektiven Freude beschert.

Füllkrug ist durch sein Alter, aber auch durch sein Auftreten im Team und in der Öffentlichkeit, einer der Spieler, denen im anstehenden Umbruch nach der EM eine bedeutendere Rolle zukommen könnte. „Ich bin vielleicht ein bisschen nach oben gerutscht in der Hierarchie“, sagt er selbst.

Dass „ein paar ganz große Namen“ – Manuel Neuer, Toni Kroos, Thomas Müller und Ilkay Gündogan – künftig nicht mehr dabei sind, führt zwangsläufig zu Verschiebungen im Gesamtgefüge. Die Mannschaft sei personell in großen Teilen zwar immer noch die gleiche wie bei der EM und habe sich doch „krass verändert“, findet Niclas Füllkrug. Das muss nicht zwingend ein Nachteil sein. „Ich glaube, das kann gut werden.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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