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Experten warnen vor Ratenkrediten: Die meisten Menschen überschulden sich wegen Krankheit oder Sucht

Experten warnen vor Ratenkrediten: Die meisten Menschen überschulden sich wegen Krankheit oder Sucht

© picture alliance/dpa/Christin Klose

Experten warnen vor Ratenkrediten: Die meisten Menschen überschulden sich wegen Krankheit oder Sucht

Viele Menschen geraten in finanzielle Probleme, weil sie ihren Job verlieren. Doch dies ist einer Studie zufolge nicht mehr der häufigste Grund. Fachleute sehen verschiedene Ursachen dafür.

Arbeitslosigkeit war lange der Grund, warum Menschen in Deutschland sich überschuldet haben – einem Medienbericht zufolge hat sich dies nun offenbar geändert: Dies zeigt der „Überschuldungsreport 2024“ des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF), über den die „Welt am Sonntag“ berichtet.

Mit 18,4 Prozent beruhe fast jeder fünfte Fall im Jahr 2023 auf gesundheitlichen Problemen. Ein Jobverlust wiederum sei in 17,5 Prozent der Fälle der Auslöser gewesen, heißt es demnach in der Studie. Dem Bericht zufolge folgen dahinter Scheidung oder Trennung, Einkommensarmut und das Konsumverhalten als weitere wichtigen Gründe. 

Die nicht repräsentative Studie basiert den Angaben zufolge auf Daten von 114 Schuldnerberatungsstellen. Knapp 200.000 Beratungsfälle aus den Jahren 2008 bis 2023 seien dafür ausgewertet worden, davon fast 24.000 aus dem vergangenen Jahr. 

Ratenkredite spielen eine große Rolle bei der Überschuldung in Deutschland.

Hanne Roggemann, IFF-Ökonomin, eine Autorin des Reports

Dass Arbeitslosigkeit erstmals seit Jahren nicht mehr die Hauptursache sei, begründen Experten in dem Bericht mit der stabilen Beschäftigungslage und der demografischen Entwicklung in Deutschland: „Wir haben einen Arbeitnehmermarkt, zudem fehlen vielerorts Arbeits- und Fachkräfte.

Das Thema Arbeitsplatzverlust hat deswegen stetig an Bedeutung verloren“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei der Auskunftei Creditreform, die selbst jedes Jahr den sogenannten „Schuldner-Atlas“ herausgibt.

Auch dieser bestätige den vom IFF aufgezeigten Trend, heißt es weiter: Demnach ging zwischen 2008 und 2023 die Zahl der Fälle mit Arbeitslosigkeit als Hauptüberschuldungsgrund um 45 Prozent zurück, während die Faktoren Krankheit/Sucht/Unfall um 37 Prozent zulegten.

Hantzsch sieht dabei auch eine verbesserte Diagnostik und die Auswirkungen der Corona-Pandemie als Beschleuniger dieser Entwicklung. „Der Zusammenhang zwischen Krankheit und Überschuldung ist durch Corona noch mal deutlicher geworden.“

Häufigste Schuldenfalle ist den Angaben zufolge ein Ratenkredit. Dahinter folgen Außenstände bei der öffentlichen Hand, beispielsweise fällige Steuern oder Rückforderungen von Sozialleistungen.

Zu Ratenkrediten zählen laut dem Überschuldungsreport sogenannte „Buy now, pay later“–Angebote, bei denen die Rechnung erst später beglichen werden muss. Die Verzugszinsen und Mahngebühren seien meist hoch; zudem falle es vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern schwer, den Überblick zu behalten.

„Ratenkredite spielen eine große Rolle bei der Überschuldung in Deutschland“, betonte eine der Autorinnen des Reports, Hanne Roggemann. Der Verbraucherzentrale Bundesverband und das IFF warnen dem Bericht zufolge vor solchen Angeboten. Fast jeder fünfte Ratsuchende habe mindestens eine Forderung, die aus solchen Abzahlungskrediten resultiert. 

Der Einstieg in die Schuldenspirale sei unabhängig vom Auslöser schnell passiert. Denn trotz zuletzt wieder sinkender Inflationsraten bleibe die finanzielle Belastung für viele Haushalte hoch, insbesondere für Geringverdiener, Alleinerziehende und Alleinlebende, wie die Statistik zeigt. „Für viele ist das ein Ausgabenschock“, sagte IFF-Ökonomin Hanne Roggemann. (lem)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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