© dpa/Rolf Vennenbernd
Luke Mockridges Ausfälle zu den Paralympics: Eine Warnung zum Stand der Inklusion
Der Möchtegern-Comedian äußerst sich in einem Podcast menschenverachtend. Hier zeigt sich, dass die Belange behinderter Menschen einen Teil unserer Gesellschaft nicht berühren.
Ein Kommentar von Benedikt Paetzholdt
Wenn am Sonntagabend die Paralympics enden, werden beeindruckende Bilder in Erinnerung bleiben. In den vergangenen zehn Tagen zeigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer großartige Leistungen vor einer gewaltigen Kulisse.
Wie schon bei den Olympischen Spielen vor wenigen Wochen ließen sich die Zuschauenden mitreißen, empfingen die Sportlerinnen und Sportler jede Menge Zuneigung von den Tribünen.
Bei aller Euphorie zeigt sich aber einmal mehr, dass die Paralympics und die Belange von behinderten Menschen vor allem diejenigen berühren, die dem Thema ohnehin und engagiert offen gegenüberstehen. Vorbehalte oder gar Ablehnung bei Teilen der Gesellschaft bleiben dennoch bestehen.
Mockridges Aussage ist nicht wirklich neu
Bestes Beispiel dafür ist Luke Mockridge, den einige Comedian nennen. Auch wenn er nun zurückrudert, blieben seine Ausfälle haften, die er im Podcast „Die Deutschen“ von sich gegeben hatte. „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken − und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte der 35-Jährige gesagt.
Wirklich neu ist dieser schlechte Witz übrigens nicht. Der US-Comedian Shane Gillis hatte sich vor einem glucksenden Publikum ähnlich gegenüber Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Special Olympic World Games geäußert.
Die vermeintliche Entschuldigung, dass es nie keine Absicht gewesen sei, „Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen“, klingt alles andere als ehrlich. Kugelstoß-Silbermedaillengewinner Niko Kappel etwa sagte der FAZ: „Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind.“
Der Fernsehsender Sat. 1 hat bereits reagiert. Am 12. September hätte Mockridges neue Show „Was ist in der Box“ zum ersten Mal ausgestrahlt werden sollen. Doch dazu kommt es jetzt nicht. „Die Aussagen zu behinderten Menschen und Para-Sportlern, über die sich viele Menschen zu Recht empören, passen nicht zu unseren Werten“, heißt es in der Stellungnahme.
Bei Mockridges Aussagen mag es sich um ein extremes Beispiel handeln, aber es zeigt in alle Deutlichkeit, wie viel Aufklärung und Arbeit noch nötig ist, um Barrieren im Alltag – sei es im Kopf oder im Alltag – zu beseitigen. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit herrscht nach wie vor eine gewaltige Diskrepanz.
Von den Paralympics werden vor allem die Bilder aus Paris in Erinnerungen bleiben – von einem Sportfest, das viele Menschen gefesselt hat. Mockridges Aussagen inklusive der Zustimmung seiner Anhängerschaft müssen wir alle als Mahnung verstehen, wie es um Akzeptanz und Inklusion in breiten Teilen der Gesellschaft immer noch steht.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
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