© Monika Skolimowska/dpa
„Manuel ist gut zum Töten“: Brutale Bande beging Raubserie an Senioren
Menschen werden gefesselt, geknebelt, geschlagen. Eine 67-Jährige und ein 83-Jähriger sterben. Nun hat das Berliner Landgericht fünf Täter verurteilt – zwei bekamen lebenslänglich.
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Kaum waren die Strafen verkündet, wurde es laut unter den Zuhörern. Ohrenbetäubend – einige brüllten, krakelten. Bis sie von Justizbediensteten aus dem Saal geführt wurden. Am 73. Verhandlungstag im Prozess um eine brutale Raubserie, bei der eine Frau in Sachsen-Anhalt und ein Senior in Berlin getötet wurden, verurteilte das Berliner Landgericht am Freitag fünf Angeklagte. Zwei von ihnen erhielten lebenslange Haft wegen Mordes.
Valentino K., der wie die anderen Angeklagten aus Serbien stammt, sei Chef einer Bande gewesen, deren Taten „nur als niederträchtig zu bezeichnen sind“, sagte der Vorsitzende Richter Mark Sautter. An Schwachen und Hilflosen hätten sich die Täter vergriffen. Zumeist Hochbetagte, die nahezu wehrlos gewesen seien. Bei jeder der Taten sei es zu „überschießender Gewaltanwendung“ gegen die Opfer gekommen. Valentino K. soll in einem Telefonat über den Mitangeklagten Manuel F. gesagt haben: „Manuel ist gut zum Töten.“
Von einem Senior erbeuteten die Angeklagten 600 Euro
Die Opfer lebten nicht in Villen. Eine Witwe darunter, die nur eine kleine Rente bezog. Im Fall des getöteten 83-Jährigen in Reinickendorf erbeuteten drei der Angeklagten laut Urteil etwa 600 Euro, die sie untereinander aufteilten. Die Tatorte lagen in den meisten Fällen in der Nähe zu Wohnungen von Angeklagten in Reinickendorf. Einer der Männer lebte in Annaburg in Sachsen-Anhalt.
Neben dem 39-jährigen Valentino K. saßen der 25-jährige Manuel F., der 24-jährige David S. sowie der 36-jährige Marko R. und mit Alexandra K. die Ehefrau des Hauptangeklagten. Sie schrie und schlug gegen die Scheibe vor der Anklagebank, als der Vorsitzende Richter das Urteil verkündete. Die siebenfache Mutter lag schließlich am Boden, ein Sanitäter wurde gerufen, die Urteilsverkündung minutenlang unterbrochen.
Fünf Taten in unterschiedlicher Beteiligung sah das Landgericht nach rund 16-monatiger Verhandlung als erwiesen an. Valentino K., Manuel F., David S. und bislang unbekannte Mittäter sollen sich im Sommer 2022 zusammengeschlossen haben, um gezielt ältere Menschen auszurauben – ohne Rücksicht auf deren Leben und Gesundheit. Von vornherein sei geplant gewesen, Opfer zu fesseln und zu knebeln.
Mit Klebeband wurden die Opfer gefesselt
Die Serie begann am 1. Juli 2022. Valentino K. und bislang nicht bekannte Mittäter sollen sich zur Wohnung eines Paares, 81 und 87 Jahre alt, begeben haben. Sie hätten sich zunächst freundlich nach einem Hund erkundigt.
Ein Vorwand – plötzlich seien die Senioren in die Wohnung gedrängt und zu Boden gebracht worden. Mit Klebeband seien ihnen Hände, Füße und Mund verklebt, die Frau geschlagen worden. Die Angreifer ließen die Opfer gefesselt und geknebelt zurück – wie auch in den anderen Fällen.
Ende Juli 2022 soll K. in dem von ihm selbst bewohnten Haus einen 82-Jährigen überfallen haben. Am Abend des 18. August 2022 dann ein tödlicher Raubüberfall in Annaburg. Mehrere Angeklagte sollen beteiligt gewesen sein.
Es wurde bei Ilona S. unter einem Vorwand geklingelt. Sie wurde nach einer Straße gefragt. Dann wie bei früheren Taten ein blitzartiger Angriff. Mit Klebeband wurde sie gefesselt. Ein gesondert verfolgter Komplize nahm ein Shirt und drosselte die Frau. Minutenlang. Bis sie sich nicht mehr bewegte. Für 1120 Euro Beute.
Heinz S. erstickte qualvoll
Kurz danach ging es zurück nach Berlin. Erneut ein Überfall – Heinz S. sei ein „lohnendes Ziel“, hätten sie erfahren, hieß es im Prozess. Zwei der Angeklagten sollen ihn überwältigt, gefesselt, geschlagen und „straff den gesamten Kopf mit Klebeband umwickelt“ haben. Er erstickte qualvoll. Zuletzt wurde eine 80-Jährige überfallen.
Valentino K. wurde unter anderem des Raubmordes in zwei Fällen sowie des schweren Raubes und der schweren räuberischen Erpressung schuldig gesprochen. In seinem Fall stellten die Richter auch eine besondere Schwere der Schuld fest – eine lebenslange Haftstrafe kann dann nicht nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden.
F. wurde des Mordes in einem Fall schuldig gesprochen, S. erhielt wegen Raubes mit Todesfolge zwölfeinhalb Jahre Haft. Alexandra K. wurde wegen schweren Raubes zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. R. erhielt vier Jahre wegen Beihilfe zum Raub.
Die Staatsanwaltschaft hatte gegen vier Angeklagte lebenslange Haft gefordert. Die Verteidiger sahen Mordvorwürfe als nicht erwiesen an, plädierten auf milde Strafe wegen Beteiligung an einzelnen Raubtaten. Mit Revision wird gerechnet.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
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