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Vor den Nazis aus Deutschland geflüchtet: Vier Berliner Stolpersteine für die Familie von Ron Prosor verlegt

Vor den Nazis aus Deutschland geflüchtet: Vier Berliner Stolpersteine für die Familie von Ron Prosor verlegt

© Annette Riedl/dpa

Vor den Nazis aus Deutschland geflüchtet: Vier Berliner Stolpersteine für die Familie von Ron Prosor verlegt

1933 verloren Eltern und Großeltern des israelischen Botschafters Ron Prosor ihre Heimat in Wilmersdorf. Durch Flucht kamen sie ihrer Vertreibung zuvor, Stolpersteine erinnern nun daran.

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Im Beisein des israelischen Botschafters Ron Prosor sind am Montagabend vier Stolpersteine vor der Wilmersdorfer Eisenzahnstraße 3 verlegt worden. 1933 war es die letzte frei gewählte Wohnadresse der Familie Proskauer, die das Land gerade noch rechtzeitig verlassen konnte.

91 Jahre später steht Ron Prosor vor dem Eingang des Gründerzeithauses und sieht dabei zu, wie Stolperstein-Initiator Gunter Demnig die vier glänzenden Gedenksteine in das Pflaster einlässt. Prosor ist Enkel von Elfriede und Berthold Proskauer, Neffe von Liselotte und Sohn von Ulrich Proskauer.

Schon vor knapp einem Jahr hatte die Verlegung stattfinden sollen, doch unter dem Eindruck des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurde der Termin verschoben. Auch am Montag ist an einer starken Polizeipräsenz mit Komplettsperrung der Querstraße zum Ku’damm spürbar, wie der Krieg im Nahen Osten öffentliche Ereignisse mit Israel-Bezug auch in Berlin verändert hat. Polizisten schicken Spürhunde durch die Straße, räumen Mülltonnen außer Reichweite.

Vor den Nazis aus Deutschland geflüchtet: Vier Berliner Stolpersteine für die Familie von Ron Prosor verlegt

© Henning Onken

Es ist schwerer geworden, sich in einer neuen Welle aus Hass als Jüdinnen und Juden in Berlin zu behaupten. Doch die Stolpersteinverlegung am Montag ist für viele Gäste auch ein Ereignis, das Hoffnung gibt. Das hebt Initiator Gunter Demnig in einer kurzen Ansprache hervor, der auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer zuhören.

„Wir freuen uns über jeden einzelnen Stein“, sagt der Künstler mit dem breitkrempigen Hut. Sein Projekt ist mittlerweile in 32 Ländern Europas mit Stolpersteinen vertreten, die im Straßenpflaster an die Nazi-Verbrechen erinnern. An Nachbarinnen und Nachbarn, die deportiert und ermordet wurden. Und andere, die noch rechtzeitig den Absprung schafften, wie die Familie Ron Prosors.

Er war ein echter deutscher Patriot.

Israels Botschafter Ron Prosor über seinen Großvater Berthold Proskauer

Die Familie war dem weisen Rat der Großmutter gefolgt, und hatte sich deshalb retten können. Im Oktober 1933 schloss sich zum letzten Mal die Tür der Fünfzimmer-Wohnung im zweiten Obergeschoss des Hauses. Sie wanderten nach Israel aus.

Wie mag sich Großvater Berthold dabei gefühlt haben, fragt sich Ron Prosor heute. „Er war ein echter deutscher Patriot“, sagt der Botschafter und deutet auf ein Foto, das Berthold in Uniform und Pickelhaube zeigt. Bis zum letzten Atemzug sei die deutsche Kultur ein Teil von ihm geblieben.

Die vier Stolpersteine erzählen für Ron Prosor nicht nur die Geschichte von Verlust und einem zurückgelassenen Leben. Für den Botschafter zeugen sich auch von Resilienz, und dem Beginn eines neuen Lebens im wiedergegründeten Staat Israel. Die symbolische Rückkehr in ihre Heimatstadt Berlin hätte Berthold und Elfriede Proskauer vielleicht gefreut.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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