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Update Woidke besucht Hochwasserorte in Brandenburg: Wasserstände der Oder steigen weiter an – höchste Alarmstufe im Landkreis Oder-Spree
In Eisenhüttenstadt stehen Straßen und Gärten unter Wasser. Die Pegelstände steigen in der Region deutlich. Am Nachmittag will sich Ministerpräsident Woidke dort persönlich ein Bild von der Lage machen.
In den meisten vom Hochwasser betroffenen Regionen in Mittel- und Südosteuropa läuft das große Aufräumen. In Brandenburg gibt es jedoch noch keine Entwarnung: In der aktuellen Hochwasserlage im Osten Brandenburgs ist die höchste Alarmstufe 4 in einem weiteren Gebiet erreicht worden.
Für den Pegel Eisenhüttenstadt (Oder-Spree-Kreis) zeigte das Hochwasser-Portal des Landes am Mittwochmorgen einen Wasserstand von 6,39 Metern an, um Mitternacht waren es noch 6,30 Meter. Dort erreichte das Hochwasser einige Grundstücke und Straßen in Ufernähe und dort, wo es keine Schutzanlagen gibt.
Zuvor hatte der nahegelegene Pegel Ratzdorf (Oder-Spree-Kreis) die höchste Alarmstufe erreicht. Dort zeigte das Hochwasser-Portal am Mittwochmorgen einen Wasserstand von 6,03 Metern an, um Mitternacht waren es noch 5,98 Meter.
Normal ist bei Ratzdorf ein Stand von 2,60 Metern. Ratzdorf liegt am Zusammenfluss von Oder und Neiße etwa 40 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder).
1997 hatte eine Hochwasser-Katastrophe das Dorf Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße bedroht. Damals war es nicht durch einen Deich geschützt. Das Pegelhäuschen auf einem Sockel am Oderufer, das plötzlich mitten in den Fluten stand, ist seitdem deutschlandweit bekannt. Der Höchststand von 1997, der bei etwa 6,90 Metern lag, soll diesmal laut Prognose nicht erreicht werden.
Woidke besucht Hochwasserregion
Wegen der stetig steigenden Wasserstände hatte der Landkreis Oder Spree vorsorglich schon am Dienstagvormittag die höchste Alarmstufe ausgerufen. Danach ist unter anderem eine Überflutung größerer Flächen, Straßen und bebauter Gebiet möglich.
In Eisenhüttenstadt stehen erste Straßen und Gärten unterhalb der Altstadt unter Wasser. Das sagte eine Sprecherin der Stadt (Landkreis Oder Spree). In zwei Straßen im hochwassergefährdeten Bereich in Ufernähe stehe das Wasser inzwischen, dort werde ein Sandsack-Wall verstärkt.
„Wir befüllen nach wie vor Sandsäcke“, sagte die Sprecherin. Im betroffenen Stadtteil Fürstenberg hat das Wasser Gehwege und Garagen überflutet. Einen Schutzdeich gegen das Hochwasser gibt es dort nicht. Feuerwehren und andere Hilfsorganisation sind im Einsatz, um Flut-Schäden zu verhindern.
In Fürstenberg, einem Stadtteil von Eisenhüttenstadt, sind bereits Straßen vom Hochwasser des Flusses Oder überflutet. Sandsäcke sollen Häuser schützen.
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Oder-Spree-Landrat Frank Steffen (SPD) sagte am Dienstag: „Für uns ist es wichtig, immer vor der Lage zu sein. Deshalb rufen wir die Alarmstufe 4 mit Blick auf die Prognosen jetzt aus.“
Die Wassermassen bleiben voraussichtlich einige Tage: Mit einem Unterschreiten der Alarmstufe 4 rechnen die Behörden erst am Freitag um 9.00 Uhr.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke fährt am Nachmittag in die Hochwassergebiete im Osten Brandenburgs. Am Pegel bei Ratzdorf und im nahe gelegenen Eisenhüttenstadt will er sich über die Situation informieren.
25 Biber am Oderdeich geschossen
Im Kreis Märkisch-Oderland wurden nach Angaben des Kreises in den vergangenen Tagen 25 Biber am Oderdeich erlegt, damit die Stabilität der Dämme nicht gefährdet wird. Bislang gemeldete Schadstellen seien aber unproblematisch. Die geschützten Tiere versuchen sich bei Hochwasser auch in Deiche zu retten und können dort tiefe Löcher graben. Deichläufer sollen deshalb auch auf Biber-Schäden achten.
Am Ufer einer überschwemmten Oderwiese knabbert ein Biber die Rinde von Weidenästen ab
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Im Kreis Märkisch-Oderland gilt seit Dienstagmorgen Alarmstufe 3 für zwei Abschnitte im südöstlichen Bereich des Oderbruchs. Das umfasst laut Landkreis eine Länge von etwa 33 Kilometern. Betroffen sind die Kommunen Lebus und Golzow. Das Oderbruch ist eine Landschaft zwischen Bad Freienwalde (Oder) und Lebus direkt an der polnischen Grenze.
Reaktion auf Hochwassertourismus
Zum Schutz der Deiche verbietet die Stadt Frankfurt das Betreten der Anlagen. In den vergangenen Tagen seien Hunderte Schaulustige zum Oderufer gekommen, um den langsam ansteigenden Wasserpegel zu verfolgen, begründete die Stadtverwaltung den Schritt.
Nun dürfen die Deiche nur noch von Einsatzkräften im Zuge der Hochwasserbekämpfung betreten oder befahren werden. Wer gegen das Verbot verstößt, muss nach Angaben eines Stadtsprechers mit einer Strafe ab 50 Euro rechnen.
Dem Lagezentrum des Landesamtes für Umwelt bereiten nach eigenen Angaben „Souvenirjäger“ Sorgen. Teile an der Spundwand in Frankfurt seien gestohlen worden, hieß es. Die Polizei wurde darum um verstärkte Kontrollen gebeten.
Alarmzustand im polnischen Nowa Sol
In Polen hat die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder die Kleinstadt Nowa Sol rund 90 Kilometer östlich der Grenze zu Deutschland erreicht. Der Wasserstand dort betrage 6,45 Meter, wie das Meteorologische Institut mitteilte.
Bei Nowa Sol gilt ab 4,5 Meter Alarmzustand. Die Situation sei aber unter Kontrolle, schrieb Bürgermeisterin Beata Kulczycka in sozialen Medien. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de