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Konkurrenzkampf zwischen Gewerkschaften : Ärger über 38-prozentige Gehaltserhöhung bei Lufthansa-Tochter Discover

Konkurrenzkampf zwischen Gewerkschaften : Ärger über 38-prozentige Gehaltserhöhung bei Lufthansa-Tochter Discover

© dpa/Arne Dedert

Konkurrenzkampf zwischen Gewerkschaften : Ärger über 38-prozentige Gehaltserhöhung bei Lufthansa-Tochter Discover

Verdi schließt einen ersten Tarifvertrag bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines. Die Konkurrenzgewerkschaften Cockpit und Ufo sind sauer und drohen mit Streiks.  

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Ein erster Tarifvertrag bei dem Ferienflieger Discover Airlines bringt den Beschäftigten ordentliche Gehaltserhöhungen – und dem Unternehmen Ärger. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte sich in der Nacht zum Freitag mit der Lufthansa-Tochter auf Gehaltssteigerungen von bis zu 38 Prozent für knapp 2000 Beschäftigte in der Kabine und im Cockpit verständigt. Die sich für diese Bereiche zuständig fühlenden Gewerkschaften Ufo und VC Cockpit reagierten erbost und drohten mit Streiks.

Unter dem Namen Discover Airlines fliegt die Lufthansa seit knapp einem Jahr Reiseziele von Frankfurt am Main und München an. Im Lufthansa-Konzern mit vielen Gesellschaften vertreten die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo in der Regel die Beschäftigten an Bord, während Verdi das Bodenpersonal vertritt.

Nach monatelangen Gesprächen hat das Discover-Management nun mit Verdi einen Tarifvertrag für die 500 Cockpit-Beschäftigten und 1400 Mitarbeitende in der Kabine abgeschlossen: Die Vergütungen der Kabinenbeschäftigten steigen um monatlich 450 Euro, teilte Verdi mit. In den kommenden drei Jahren gibt es dazu eine Erhöhung um fünf Prozent pro Jahr. „Dadurch ergibt sich eine Vergütungserhöhung von 34,1 bis 38,4 Prozent“, schreibt Verdi.  

Auch für die Piloten wurden die Einkommen erstmals tarifiert und damit rechtlich bindend. Die Erhöhung beträgt nach Verdi-Angaben mindestens 15,7 Prozent; für die Piloten gibt es bis 2027, wenn der Tarifvertrag ausläuft, jährlich fünf Prozent mehr Geld. „Zusätzlich zu den Gehaltssteigerungen erhalten die Beschäftigten beider Berufsgruppen unter anderem jährliche Sonderzahlungen in Höhe eines 13. Gehaltes, zwölf zusätzliche freie Tage im Jahr und höhere Zulagen.“ 

Konflikt über die Vertretungshoheit

Mit dem für das Unternehmen teuren Verdi-Tarifvertrag versucht das Discover-Management die Gewerkschaften Ufo und VC aus dem Tarifgeschäft herauszuhalten. Verdi bemüht sich seit Jahren, die Ufo in diversen Unternehmen zu ersetzen.

Am Freitag bewertete die Kabinengewerkschaft den Verdi-Tarifabschluss bei Discover als „Skandal“. „Nach Gutsherrenart“ habe das Management den Vertrag abgeschlossen, obwohl Verdi kaum Mitglieder bei Discover habe: „Ufo und VC bringen es zusammen auf wahrscheinlich an die 1000 organisierte Kolleg*innen, Verdi auf ein paar Handvoll.“

Sollte Discover eine Tarifierung mit der VC weiterhin kategorisch ausschließen, sind Arbeitskampfmaßnahmen im Bereich des Möglichen.

Pilotengewerkschaft VC Cockpit

Die Pilotengewerkschaft VC zieht nun Streiks in Erwägung. „Sollte die Discover eine Tarifierung mit der VC weiterhin kategorisch ausschließen, sind Arbeitskampfmaßnahmen im Sommer und darüber hinaus wieder im Bereich des Möglichen.“ Im Februar hatten die Piloten gestreikt.

Seit anderthalb Jahren verhandele man mit Discover und sei „immer wieder auf die Wünsche des Managements eingegangen“, teilte VC mit. Dass jetzt ein Tarifabschluss mit einer Gewerkschaft erfolge, „die keinen Rückhalt in der Belegschaft hat, ist vollkommen unverständlich“.

Eine Konkurrenz mehrerer Gewerkschaften um Mitglieder und Macht gibt es bei der Bahn und der Lufthansa. Um das wechselseitige Hochschaukeln von Tarifforderungen und -konflikten zu begrenzen, hatte die schwarz-rote Bundesregierung 2015 das Tarifeinheitsgesetz beschlossen.

Wenn Gewerkschaften für identische Beschäftigtengruppen in einem Betrieb Tarifverträge abschließen, dann kommt nur der Vertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern zur Geltung. Bei Discover Airlines beginnt nun der Konflikt der Gewerkschaften über die Vertretungshoheit. Verdi nimmt derweil das nächste Objekt in den Blick: Einen Tarifvertrag für die Lufthansa-Tochter City Airlines.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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