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Rehabilitation für Dirk Zingler: Hört auf mit dem Ost-Bashing im Sport!

Rehabilitation für Dirk Zingler: Hört auf mit dem Ost-Bashing im Sport!

© IMAGO/Matthias Koch

Rehabilitation für Dirk Zingler: Hört auf mit dem Ost-Bashing im Sport!

„Drecks-Ossi“, „Stasi-Schwein“ – in den Fußballstadien der Republik wird der Osten diskriminiert. Die Zeit ist überreif, dass alte Ressentiments aufgelöst werden. 

Rehabilitation für Dirk Zingler: Hört auf mit dem Ost-Bashing im Sport!

Ein Kommentar von

Zwischen Ossis und Wessis unterscheidet gerne auch der Sport. Man kann es nuanciert festmachen an Toni Kroos. Der Mittelfeldspieler war einer der besten Fußballer, die Deutschland je hervorgebracht hat.

Unverhältnismäßig häufig war und ist von seiner Ostsozialisation die Rede. Kroos stammt aus Greifswald, bis zu seinem 16. Lebensjahr kickte er bei Hansa Rostock, ehe er zum FC Bayern München wechselte.

Wen würde seine Herkunft interessieren, wenn er auf der anderen Seite der früheren Grenze aufgewachsen wäre?

Festmachen kann man es noch deutlich stärker an der generellen Diskriminierung, die Sportler:innen aus dem Osten erfahren. Als die Fußballer von Energie Cottbus vor einem Jahr bei der Sportvereinigung Unterhaching antraten, wurden sie als „Drecks-Ossis“ beschimpft.

Und ein paar Monate danach waren die Fans des FC Bayern München durch eine besondere Geschmacklosigkeit aufgefallen: Während der 1. FC Union in München gastierte, war ein riesiges Banner in der Münchner Kurve angebracht. Unions Präsident Dirk Zingler wurde darauf als „Stasi-Schwein“ bezeichnet. Daneben war er in einer Stasi-Uniform und mit einer Schweinenase abgebildet.

Der Hintergrund: Ab dem Alter von 18 arbeitete Zingler für drei Jahre für das Stasi-Wachregiment Feliks Dzierzynski, das nur linientreue Soldaten aufnahm.

Zingler selbst versicherte immer wieder, dass er vor Beginn seiner Tätigkeit nichts von der Stasi-Zugehörigkeit des Wachregiments gewusst habe. Während seiner Armeezeit habe er Wache vor einem Krankenhaus gestanden. Mit der Stasi habe er nichts zu tun gehabt.

Bis heute ist nichts und niemand aufgetaucht, das oder der die Aussagen von Zingler infrage stellt. Keine Akte, kein Zeitzeuge. Dennoch wird der Mann seinen Ruf als vermeintlicher „Stasi“-Spitzel nicht los.

Zingler hat beim 1. FC Union Großes geschaffen. Den Klub in der Bundesliga etabliert. Seine Lebensleistung ist enorm, gewürdigt wird sie aber fast nur im Osten.

40 Jahre DDR-Diktatur haben ihre Spuren hinterlassen. Besonders im Sport

Das alles geht zurück auf Ressentiments, die offenbar schwer aus den Köpfen herauszubekommen sind. 40 Jahre DDR-Diktatur haben ihre Spuren hinterlassen. Besonders im Sport.

Sicher, Ostalgie, wie sie zu vernehmen ist, hilft auch nicht weiter. Wer etwa zurückblickt auf den DDR-Leistungssport, muss zugeben, dass die vielen DDR-Medaillen bei Olympia maßgeblich durch systemisches Doping erklärt werden können. Die inhumanen Folgen des sportlichen Wettrüstens waren dem Politbüro komplett egal. Das war im Westen anders.

Was im Westen der Republik dagegen häufig vergessen wird: Die Athletinnen und Athleten aus dem Osten waren in der großen Mehrzahl nicht die Betrüger, sondern die Opfer. Eingepfercht in ein System, das ihnen alles abverlangte – viele leiden bis heute an den körperlichen und psychischen Folgen.

Am Tag der Deutschen Einheit hilft es vielleicht, daran zu erinnern, dass die Zeiten der sportlichen Rivalität zwischen Ost und West lange vorbei sind. Seit 34 Jahren, um genau zu sein. Es war ohnehin eine von oben verordnete Rivalität. An der Basis hat es immer anders ausgehen.

Es ist schade, dass es immer noch Betonköpfe gibt, die an der sportlichen Zweiteilung des Landes festhalten. Es ist aber noch nicht zu spät, mit dem Ost-Bashing endlich aufzuhören.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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