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Hedonistische Gen Z?: Junge Menschen sind heute auch nicht anders als früher

Hedonistische Gen Z?: Junge Menschen sind heute auch nicht anders als früher

© IMAGO/Funke Foto Services/IMAGO/AndreasxBuck

Hedonistische Gen Z?: Junge Menschen sind heute auch nicht anders als früher

Die Gen Z will nur influencen und von „Work-Life-Balance“ träumen? Im Unialltag unseres Kolumnisten zeigt sich das nicht: Die Generation ist so wie viele andere am Anfang des Erwachsenenlebens.

Hedonistische Gen Z?: Junge Menschen sind heute auch nicht anders als früher

Eine Kolumne von Barış Ünal

Als Studienberater kennt man das sogenannte „2-Bubble-Paradoxon“. Während das private Umfeld stetig vor sich hin altert, bleibt die berufliche Klientel meist konstant zwischen 16 und 25 Jahre alt. Dieses von mir gerade erfundene Paradoxon beschreibt die Diskrepanz zwischen der persönlichen Wahrnehmung der jeweiligen Studierendengeneration und den Zuschreibungen, die aus der eigenen Filterblase und Alterskohorte kommen.

Erst kürzlich beklagte ein Professor, dass heutigen Abiturient*innen angeblich grundlegende Tugenden fehlten – besonders in Bezug auf Körperspannung, Arbeitsbereitschaft und Leidensfähigkeit. Im Vergleich zu „damals“ wollten diese Kinder nur noch influencen, im Homeoffice arbeiten und von „Work-Life-Balance“ träumen. So könne man auch keinen Krieg mehr gewinnen, meinte er.

Meine Beratungserfahrung zeigt hingegen, dass junge Menschen heute nicht anders sind als frühere Generationen: Sie sind mal smart, mal verpeilt, mal naiv, mal nüchtern, optimistisch oder gestresst – wie es eben am Anfang des Erwachsenenlebens üblich ist. Doch währenddessen echauffiert sich meine Generation zunehmend über die vermeintlich verzärtelte, verantwortungslose und hedonistische „Generation Z“, die sich weigert, unsere hinterlassenen Probleme nach unseren Regeln zu lösen.

Ja, es mag sein, dass die heutige Generation nicht mehr weiß, wie man ein Telefon mit Wählscheibe bedient oder nahrhaften Eintopf aus Kartoffelschalen, Tapetenkleister und der Nachbarskatze für kommende Weltuntergangsszenarien zubereitet. Auch das Programmieren eines Videorekorders wird wohl bald mit uns aussterben.

Na und? Kommende Generationen müssen schließlich Herausforderungen wie überalterte Gesellschaften, Künstliche Intelligenz und den Klimawandel bewältigen. Da hilft es wenig, wenn wir mit hochrotem Kopf am Spielfeldrand stehen und den Nachwuchs zu der Karriere zu brüllen versuchen, die wir selbst nie gemacht haben.

Es muss doch nicht zwangsläufig so sein, dass jede Generation in dem Moment, in dem ihr Bindegewebe erschlafft, beginnt, den Nachfolgern die Überlebensfähigkeit abzusprechen. Auch wenn Steinzeitrhetorik und Steinzeitgebaren weltweit wieder Konjunktur haben, sollten wir doch stolz darauf sein, dass unsere Kinder und heutigen Studienanfänger*innen keine archaischen Fertigkeiten mehr brauchen, um durchs Leben zu gehen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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