500 Euro für eine Aktie: Der 1. FC Union verkauft das Stadion An der Alten Försterei wieder an die Mitglieder

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500 Euro für eine Aktie: Der 1. FC Union verkauft das Stadion An der Alten Försterei wieder an die Mitglieder

Auf der Mitgliederversammlung 2024 gibt Union wieder Rekordzahlen bekannt. In puncto Trikotsponsor setzt der Klub auf eine vereinsinterne Lösung.

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Schönwetter-Fans waren es sicherlich nicht, die am Donnerstag zur ordentlichen Mitgliederversammlung des 1. FC Union erschienen. Eine Stunde nach Beginn ging schon der erste heftige Schauer über das Stadion an der Alten Försterei nieder, sodass zahlreiche Teilnehmer von ihren Plätzen auf der Haupttribüne flüchten mussten.

Den meisten war das aber völlig egal. Denn auch beim schlechtesten Oktober-Wetter hätte es einen besseren Ort für diese Veranstaltung kaum geben können. Wie schon im vergangenen Jahr standen das Stadion, das die Union-Fans ihr „Wohnzimmer“ nennen, und seine Zukunft bei dieser Mitgliederversammlung im Mittelpunkt. In den nächsten Jahren soll es nämlich nicht nur größer werden, sondern noch mehr in die Hand der Fans gelegt werden.

Wie Präsident Dirk Zingler am Donnerstag ankündigte, will Union in den kommenden Monaten wieder Stadion-Aktien an seine Anhänger verkaufen. Schon 2011 hatte es eine ähnliche Aktion gegeben, bei der 4163 Mitglieder eine Aktie kauften. Aber: „Damals waren wir 10.000 Mitglieder. Heute sind wir knapp unter 70.000“, sagte Zingler am Mittwoch bei einer Medienrunde vor der Mitgliederversammlung.

Nun sollen die vielen neuen Mitglieder auch Stadionaktionäre werden. Im Grunde genommen funktioniert alles aber genauso wie vor 13 Jahren. Wie damals, handelt es sich um nicht frei handelbare „Schmuck-Aktien“. Der Käufer hat an sich kaum finanzielle Vorteile. Die Stadion-AG hingegen könnte bei 120.000 Aktien, die je Stück für 500 Euro ausgegeben werden, theoretisch Kapitaleinnahmen von bis zu 60 Millionen Euro erzielen.

Die Aktien sind für Union keine Finanzierungsstrategie

So viel erwartet man bei Union jedoch nicht. Und wie Zingler am Mittwoch ausdrücklich betonte, seien die neuen Aktien ohnehin „keine Finanzierungsstrategie“ für den Stadion-Umbau. Vielmehr gehe es ihm darum, die Bindung zwischen den Fans und Verein noch weiter zu stärken, als „Absicherung“ für die Zukunft des Stadions. „Wenn die Menschen, die ins Stadion gehen, tatsächlich auch Eigentümer des Stadions sind, dann schaffst du eine Verbindung, die nie wieder zerstört werden kann”, so der Vereinspräsident.

Dabei hat die Aktion aber auch noch einen anderen Vorteil. In dieser Saison hat Union nämlich bisher keinen Hauptsponsor, und damit auch keinen Trikotsponsor für die Männer-Elf. Um für die Stadion-Aktien zu werben, werden ab sofort beide Profi-Mannschaften mit der Aufschrift „proAF“ auf ihren Leibchen spielen, in Anlehnung an die Initiative, die sich zur Jahrtausendwende für den Erhalt des Stadions eingesetzt hatte. Erst nach Ablauf der Aktien-Zeichnungsfrist im Dezember soll im Januar wieder ein neuer Hauptsponsor präsentiert werden.

Zwischenlösung für die Trikot-Brust. Ein neuer Hauptsponsor soll erst im Januar präsentiert werden.

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Wer oder was das sein wird, ist noch offen. Wie Zingler zuletzt öfter betont hat, gehe es bei den Verhandlungen eher um inhaltliche als um finanzielle Erwägungen. Im vergangenen Jahr habe Union etwa ein „sehr attraktives Angebot“ von einem „renommierten europäischen Wettanbieter“ abgelehnt, weil das „Gesamtpaket“ nicht gestimmt habe. Dabei seien Wettanbieter an sich als Hauptsponsor nicht ausgeschlossen: „Ich bin kein Fan von roten Linien“, so der Präsident.

Unter Zugzwang steht der Verein ohnehin nicht, denn finanziell steht es noch sehr gut um Union. In der Saison 2023/24 verzeichnete der Verein schon wieder einen Rekordumsatz von 186,4 Millionen Euro. Trotz des teuren Transfersommers 2023 und erhöhten Rückstellungen durch Trainerentlassungen weist der Verein erneut ein positives Eigenkapital auf. Auch, wenn der Jahresüberschuss von 1,096 Millionen niedriger als erwartet ausfiel.

186,4Millionen Euro betrug der Umsatz von Union in der Saison 2023/24 – Rekord

Gewinnorientiert sei Union als gemeinnütziger Verein aber ohnehin nicht, betonte Zingler. Angesichts der vielen Investitionen und Umbau-Plänen komme Union auch in eine Phase, in der es „wackeln“ wird. Mit dem Umbau der Trainingsplätze ist die Neugestaltung des Stadiongeländes eigentlich schon längst in vollem Gang. Laut aktuellem Plan soll Union 2026 ins Olympiastadion umziehen, um 2027 wieder in die neue Alte Försterei zurückzukehren: stolze zehn Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Umbau-Pläne.

Der Verein denke aber langfristig und werde sich nicht drängen lassen, so Zingler: „Das Stadion soll ein Erfolgsprojekt sein, und nicht ein Fiasko im Sinne von Bauzeit und Baukosten.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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