Abitur in der Tasche – und was jetzt?: Wie Studienwahltests bei der Orientierung helfen können

© Christin Hume

Abitur in der Tasche – und was jetzt?: Wie Studienwahltests bei der Orientierung helfen können

Es gibt viele Online-Tests, die dabei helfen sollen, ein passendes Studium zu finden. Ob diese Tests wirklich hilfreich sind, hat unsere Schülerpraktikantin überprüft.

Von Helene Kettner

Eine stolze Zahl: 21.958 Studiengänge boten deutsche Hochschulen im Wintersemester 2023/24 an. Kein Wunder, dass es einigen Abiturient:innen bei so viel Auswahl schwerfällt, den passenden Studienplatz zu finden. Natürlich gibt es die Möglichkeit der Studienberatung. Zusätzlich können aber auch Online-Studienwahltests dabei helfen, herauszufinden, für welches Studium man geeignet ist. Wie aussagekräftig diese Tests sind, habe ich selbst ausprobiert und zusätzlich den Studienberater Barış Ünal dazu befragt.

Die Vorgehensweisen bei den einzelnen Studienwahltests sind ähnlich. Häufig stellen die Tests Frage zur Evaluation von Interessen und Stärken der Personen. Zur Auswahl stehen Antwortmöglichkeiten von „interessiert mich sehr“ bis „interessiert mich gar nicht“. Außerdem wollen viele der Tests herausfinden, welche Werte Studieninteressierten im Beruf wichtig sind.

Ein Studienwahltest, den ich relativ aussagekräftig fand, ist ein Test der Seite „Hey Studium“, welche zur „Zeit“ gehört. Von 0 bis 100 Prozent konnte man in diesem Test sein Interesse zu verschiedenen Themengebieten angeben. Am Ende schlägt der Test zahlreiche konkrete Studienangebote vor.

Ich hatte das Gefühl, dass die Fragen jegliche mögliche Interessensgebiete abdecken, und auch mit dem Ergebnis war ich zufrieden. Zwar gab es sehr viele Vorschläge – darunter auch einige, die mich nicht so sehr angesprochen haben: beispielsweise Informatik oder Werbung und Marktkommunikation. Aber die meisten, wie zum Beispiel Psychologie oder Journalistik, passten gut zu meinen Interessensgebieten und Vorstellungen. Allerdings denke ich, dass man sich nicht allzu sehr an so einem Test orientieren sollte, da für die Studienwahl viele weitere Faktoren relevant sind, die ein zehnminütiger Test nicht abdecken kann.

Sinnvoll: der Online Studienfachwahl Assistent der FU

Ähnlicher Meinung ist auch der Studienberater Barış Ünal von der Technischen Universität Berlin. Er sagt, „ein Studienwahltest kann niemals die Studienberatung ersetzen, die Studienberatung kann aber auch nicht die Eltern ersetzen und diese wiederum nicht die Lehrer:innen.“ Alle sind laut Ünal wichtige Faktoren, die bei der Wahl eines Studiums helfen. Während die Eltern, die ihr Kind seit der Geburt kennen, die Eigenschaften des Kindes am besten einschätzen können, sind Lehrer:innen beispielsweise gut in der Lage, zu beurteilen, wo die fachlichen Kompetenzen liegen.

Einen Test, der dabei hilft, die eigenen Fähigkeiten zu evaluieren, findet Ünal zum Einstieg in die Studienwahl durchaus sinnvoll, als alleiniges Mittel jedoch ungeeignet. „Es gibt aber Tests, die genau das versprechen: Dass man sie nur ausfüllen muss und sie sagen dann, wer man ist und was man studieren sollte“, so Ünal. Diesen Tests gegenüber ist er skeptisch. Für ihn mache es keinen Sinn, nach der Schule aufzuhören, selbst zu denken und einen Online-Test so wichtige Entscheidungen übernehmen zu lassen.

Ein Test, den Ünal als sehr sinnvoll erachtet, ist der „OSA“ (Online-Studienfachwahl-Assistent) von der Freien Universität Berlin. Bei diesem Test bekäme man ein gutes Gefühl für die typischen Abläufe und Anforderungen eines Studiengangs. So könnten Abiturient:innen herausfinden, ob dieser Studiengang eine Option ist.

Auf Ünals Empfehlung hin probiere ich den OSA für das Studienfach Psychologie aus. Tatsächlich erhält man mit dem Test nicht nur detaillierte Informationen über das Studium im Allgemeinen und die verschiedenen Studienmodule, sondern auch einen Einblick in den Studienalltag, da man beispielsweise den Stundenplan einsehen kann.

Einblick in den Studienalltag

Zusätzlich beinhaltet der Online-Studienassistent Beispielaufgaben aus dem Studiengang. Mit dem OSA-Test wird nicht herausgefunden, ob eine Person für einen bestimmten Studiengang geeignet ist. Stattdessen bietet er denjenigen, die nach einem Studium suchen, die Möglichkeit, herauszufinden, ob sie ein bestimmter Studiengang interessiert. Mich hat der OSA sehr überzeugt, da er mir den Studiengang Psychologie näher gebracht hat.

Studienberatungen von Universitäten und Hochschulen seien generell verlässlich, da sie unabhängig sind und klientenzentriert arbeiten, sagt Ünal. Bei Beratungen von beispielsweise der Bundesagentur für Arbeit würde es dagegen unter anderem auch darum gehen, den Arbeitsmarkt voranzutreiben. Dadurch bekäme man häufiger Berufe vorgeschlagen, in denen es gerade Bedarf gibt.

„Auch wenn ich die Zahlen nicht messen kann, bekomme ich mit, dass viele solche Tests während der Studienwahl durchführen“, antwortet Ünal auf die Frage, ob er das Gefühl habe, die Online-Studienwahltests würden von vielen Menschen genutzt werden. „Ich glaube, das liegt daran, dass jeder Mensch das Bedürfnis nach Sicherheit hat. Ob das jetzt bedeutet, ein Orakel zu befragen, im Kaffeesatz zu lesen oder eben einen solchen Test durchzuführen – der Wunsch nach etwas, was einem dabei hilft, eine schwere Entscheidung zu treffen, ist bei jedem Menschen vorhanden.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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