Arbeitnehmer haben mehr Geld: Tariflöhne steigen real um drei Prozent

© dpa/Uwe Anspach

Arbeitnehmer haben mehr Geld: Tariflöhne steigen real um drei Prozent

Der diesjährige Anstieg der Realeinkommen ist der höchste seit mehr als einem Jahrzehnt. Neue Tarifabschlüsse können die Kaufkraftverluste von 2021 bis 2023 zur Hälfte ausgleichen.

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Knapp 20 Millionen Beschäftigte haben in diesem Jahr eine höhere Kaufkraft: Tariferhöhungen von durchschnittlich 5,6 Prozent steht eine Inflationsrate von gut 2,4 Prozent im ersten Halbjahr gegenüber. Unterm Strich steht also eine Einkommenserhöhung um gut drei Prozent. „Seit mehr als einem Jahrzehnt ist dies der mit Abstand höchste jährliche Reallohnzuwachs bei den Tariflöhnen“, teilte die Böckler-Stiftung des DGB mit.

Aufgrund der Coronapandemie und der hohen Preissteigerung infolge der Energiekrise nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine waren die Realeinkommen von 2021 bis 2023 erheblich gesunken. Die Lohnsteigerungen in diesem Jahr hätten die Verluste aus den drei Vorjahren zur Hälfte kompensiert, teilte Thorsten Schulten mit, Leiter der Tarifabteilung der Böckler-Stiftung. „Bei der Tariflohnentwicklung besteht weiterhin ein erheblicher Nachholbedarf.“

Bereits 2023 gab es Tarifabschlüsse, die teilweise 2024 umgesetzt werden, das betrifft zum Beispiel den öffentlichen Dienst und die Metallindustrie. Die in diesem Jahr abgeschlossenen Verträge sehen im Schnitt 7,6 Prozent vor. „Dies liegt vor allem daran, dass hier Abschlüsse in großen Branchen wie dem Bauhauptgewerbe, dem Einzelhandel und dem Groß- und Außenhandel getätigt wurden, deren letzte Tariferhöhung bereits mehrere Jahre zurückliegt und deren Nachholbedarf deshalb besonders groß war“, teilte die Böckler-Stiftung mit.

52Milliarden Euro Inflationsprämie wurden gezahlt.

Besonders bemerkbar gemacht hat sich die Inflationsausgleichsprämie, die von der Ampel-Regierung als Anti-Krisenmaßnahmen im Herbst 2022 eingeführt worden war. Bis Ende dieses Jahres können Arbeitgeber maximal 3000 Euro steuer- und sozialabgabenfrei an die Beschäftigten auszahlen; viele Tarifverträge beinhalten Auszahlungsregeln für die Prämie.

Einer früheren Studie zufolge haben fast 26 Millionen Beschäftigte mehr als 52 Milliarden Euro als Inflationsausgleichsprämie erhalten. „Schon jetzt ist absehbar, dass sich der Wegfall der Prämien 2025 stark dämpfend auf die Tariflohnentwicklung auswirken wird“, heißt es im Bericht der Böckler-Stiftung.

Gravierender ist das Problem der schrumpfenden Tarifbindung. Nur etwa die Hälfte der Beschäftigten fallen unter den Schutz eines Tarifvertrags, im Osten noch weniger als im Westen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bereitet derzeit ein Bundestariftreuegesetz vor, wonach der Bund Aufträge ab einem bestimmen Volumen künftig nur noch an Betriebe vergibt, die einen Tarifvertrag anwenden. Einen ersten Entwurf wollte Heil bereits im Frühjahr vorstellen, doch es gab und gibt Widerstand der FDP.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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