Auch nicht vom Unwetter zu stoppen: DFB-Team besiegt Dänemark in wilder Partie und zieht ins EM-Viertelfinale ein

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Auch nicht vom Unwetter zu stoppen: DFB-Team besiegt Dänemark in wilder Partie und zieht ins EM-Viertelfinale ein

In Dortmund erlebt das deutsche Team eine Achterbahn der Gefühle und kann sich am Ende mit 2:0 durchsetzen. Die Tore erzielen Kai Havertz und Jamal Musiala.

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Nico Schlotterbeck ist ein Fußballer, der in seiner Bestform einer der stärksten Innenverteidiger der Welt sein kann. Zu Schlotterbeck gehört aber eben auch die andere Seite. Wenn er in engen Situationen die falsche Entscheidung trifft oder manchmal von seiner Unbekümmertheit eingeholt wird. Am Samstagabend waren beide Seiten seines Spiels zu sehen – hauptsächlich aber seine hohe Qualität.

Im Achtelfinale der Heim-EM kam der Spieler von Borussia Dortmund zu seinem ersten Einsatz von Beginn an bei diesem Turnier und er durchlebte eine Achterbahn der Gefühle. Am Ende ebnete sein Traumpass in der 68. Minute auf Jamal Musiala den Weg zum zweiten Treffer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Vor 60.000 Zuschauenden setzte sie sich gegen Dänemark am Ende mit 2:0 (0:0) durch und erreichte nach einer insgesamt guten Leistung das Viertelfinale.

Julian Nagelsmann überraschte am Samstagabend mit seiner Startaufstellung. Vielfach war vermutet worden, dass Niclas Füllkrug in seiner Heimarena, dem Dortmunder Westfalenstadion, anstelle von Kai Havertz in der Startelf stehen würde. Das war allerdings keine der drei Änderungen in der ersten Elf, sondern unter anderem der Wechsel von Leroy Sané und Florian Wirtz.

Nagelsmann erklärte im Vorfeld die Idee dahinter so, dass man sich mit Sané mehr tiefe Läufe auf den Außenpositionen erhoffe. Zudem verzichtete der Bundestrainer zunächst auf Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt und gab David Raum von Beginn an eine Chance.

Auch bei den Dänen fehlte ein Spieler gelb-gesperrt. Anstelle von Morten Hjulmand startete mit Thomas Delaney ein ehemaliger Dortmunder. Der Wolfsburger Jonas Wind musste erstmal Andreas Skov Olsen weichen.

Das Spiel begann dann wie ein Traum – zumindest für Nico Schlotterbeck. Denn schon nach drei Minuten stürmte er auf die ihm so vertraute Südtribüne zu, nachdem er gerade eine Ecke von Toni Kroos per Kopf verwandelt hatte. Der Jubel währte aber nicht lange. Dem Treffer war ein Block von Deutschlands Joshua Kimmich gegen Skov Olsen vorausgegangen, dem Gegenspieler Schlotterbecks – Schiedsrichter Michael Oliver entschied auf Foul.

In der Folge spielte nur der Gastgeber, während Dänemark tief verteidigte und erst hinter der Mittellinie angriff. Zunächst schien die Fünferkette unüberwindbar, sodass es Kimmich aus der Distanz versuchte und knapp am stark parierenden Kasper Schmeichel scheiterte.

In der siebten Minute sorgten erneut eine Ecke von Kroos und der Kopf Schlotterbecks für Gefahr, diesmal aber von der anderen Seite. Und erneut rettete Schmeichel am langen Pfosten. Kurz darauf schickte Antonio Rüdiger Kai Havertz mit einem langen Diagonalball auf die Reise, dieser versuchte es mit einer Direktabnahme Richtung langes Eck, doch wieder war Schmeichel zur Stelle.

Das stimmungsgewaltige Dortmunder Stadion und das über der Arena aufziehende Gewitter lieferten sich nun ein Privatduell in Sachen Lautstärke. Die deutschen Spieler motivierten die Anfeuerungsrufe sichtlich. Nach zwanzig Minuten fand sich dann aber auch die Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand so langsam ein.

Innenverteidiger Joachim Andersen spielte einen langen Ball auf Christian Eriksen, der nach einer herausragenden Ballannahme direkt abzog. Rüdiger konnte sich gerade noch so in den Schuss werfen und klärte zur Ecke. Wenige Minuten später tauchte Dänemarks Joakim Maehle im deutschen Strafraum auf und schoss nur knapp über die Latte.

Währenddessen nahmen die Blitze über dem Stadiondach gefolgt von krachendem Donner zu, sodass Schiedsrichter Oliver nichts anderes übrigblieb, als das Spiel in der 35. Minute zu unterbrechen. Die deutschen Fans ließen sich aber nicht die Laune verderben und stimmten auf der Südtribüne „Oh, wie ist das schön“-Gesänge an. Nach einer zwanzigminütigen Pause kehrten die Spieler auf den Platz zurück. Eine kurze Aufwärmphase später ging es schließlich weiter.

Nach 35 Minuten nahm das Gewitter über dem Dortmunder Stadion solch ein Ausmaß an, dass das Spiel unterbrochen werden musste.

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Kai Havertz schien mit den Gedanken allerdings noch in der Kabine, als er eine Flanke Raums frei im Fünfer auf Schmeichel im Tor köpfte. Und auch Schlotterbeck schien mit dem Kopf woanders. Er hatte Glück, dass sein risikoreiches Dribbling im eigenen Strafraum inklusive Ballverlust nicht von Rasmus Hojlund bestraft wurde.

Ähnlich knapp entging Deutschland Sekunden vor der Halbzeit einem Gegentor nach einem Fehlpass Jamal Musialas. Dänemark konterte mit höchstem Tempo und am Ende verhinderte Manuel Neuer gerade noch so den Rückstand mit einer Glanztat gegen Hojlund im Eins gegen Eins.

Deutschland durchlebt wilde Anfangsphase in Halbzeit zwei

In Halbzeit zwei waren erst drei Minuten gespielt, als diesmal Dänemarks Innenverteidiger jubeln durfte. Doch auch bei Joachim Andersen hielt die Freude nicht lange an. Sein Teamkollege Thomas Delaney, der vor Andersen an den Ball gekommen war, hatte bei Abgabe der Flanke im Abseits gestanden.

Und Fußball kann manchmal so grausam sein: Im direkten Gegenzug war es Andersen, der bei einer Flanke von Raum im eigenen Sechzehner den Ball mit der Hand berührte und Schiedsrichter Oliver nach Ansicht der Videobilder auf Elfmeter entschied. Kai Havertz nahm sich der Sache erwartungsgemäß an und verwandelte sicher ins rechte untere Eck.

Die Führung im Rücken gab dem Team von Nagelsmann Auftrieb. Weil die Dänen unter Zugzwang standen und etwas höher angriffen, ergaben sich mehr Räume im Mittelfeld. In der 59. Minute nutzte das Havertz und spielte mit Raum einen Doppelpass auf der linken Seite. Havertz nahm den Ball sehenswert mit und lief allen davon. Am Ende setzte er seinen Abschluss knapp rechts neben das Tor.

Wenige Minuten später konterte Deutschland erneut, diesmal legte Havertz auf Sané ab, der anschließend links am Pfosten vorbeischoss. Dass diese beiden ausgelassenen Großchancen letztlich nicht bestraft wurden, wie das oft im Fußball der Fall ist, lag an Musiala und Schlotterbeck, die mit ihrer Kombination für den 2:0-Endstand sorgten.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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