Beim Besuch der Synagoge am Fraenkelufer: Raed Saleh lädt Kai Wegner ins Kuratorium ein

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Beim Besuch der Synagoge am Fraenkelufer: Raed Saleh lädt Kai Wegner ins Kuratorium ein

Kai Wegner ist neuer Teil des Kuratoriums für den Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer. Bei einem gemeinsamen Termin nahm er die Einladung vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh an.

Von Bjarne Overkott

Zusammen mit SPD-Fraktionschef Raed Saleh besuchte Berlins Bürgermeister Kai Wegner (CDU) unter anderem die Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg. Vor Ort machte Saleh Wegner ein Angebot, zu dem er nicht Nein sagen konnte: Teil des Kuratorium zum Aufbau der Synagoge zu werden.

Wegner befindet sich damit im Who-is-Who der Hauptstadt. In dem Kuratorium sitzen unter anderem Gregor Gysi (Die Linke), Ex-Bürgermeister Michael Müller von der SPD und Friede Springer, Hauptaktionärin des Axel-Springer-Verlags. Raed Saleh ist seit 2019 Teil des Kuratoriums.

Synagoge könnte schon 2029 fertig sein

Das jüdische Gotteshaus in Kreuzberg wurde in der Reichspogromnacht 1938 größtenteils zerstört. Aktuell kann nur ein kleiner Teil genutzt werden. Für den Wiederaufbau verantwortlich ist Engelbert Lütke Daldrup, der schon den Berliner Flughafen BER zur Eröffnung bringen konnte.

Optimistisch geschätzt könnte die Synagoge 2029 eröffnet werden, so Lütke Dahldrop. Er schlug vor, dass man vielleicht schon 2026 den Grundstein symbolisch legen könne, etwa am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht. Sowohl Saleh als auch Wegner zeigten sich angetan von der Idee.

Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit sind sprunghaft gestiegen

Den Termin am Donnerstag wollten Saleh und Wegner, wie sie sagten, schon lange wahrnehmen: einmal eine Synagoge und eine Moschee besuchen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende ist gläubiger Moslem und engagiert sich seit Jahren gegen Antisemitismus. Ausgesucht haben sich die beiden Politiker dafür das Islamische Zentrum der Bosniaken und die Synagoge am Fraenkelufer, beide in Kreuzberg.

Die beiden Politiker erklärten, dass Anlass für die Besuche sowohl der gestiegene Antisemitismus als auch die gestiegene Muslimfeindlichkeit seien. Nach dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf ein israelisches Musikfestival sind die Zahlen in beiden Fällen sprunghaft angestiegen.

Die Meldestelle für antisemitische Vorfälle RIAS sieht dabei einen konkreten Zusammenhang zum 7. Oktober. Denn mehr als die Hälfte der Vorfälle ereignete sich im Anschluss an das Massaker, bei dem mehr 1200 Personen ermordet wurden. Die Spitze der Vorfälle ereignete sich im Oktober.

Besonders Frauen mit Kopftuch sind ein Ziel

Auch Moslems sind immer wieder Ziel von Muslimfeindlichkeit, wie der Vorsitzende des Islamischen Zentrums der Bosniaken den Politikern Saleh und Wegner erklärt – was sich auch in Zahlen belegen lässt: Meho Travljanin erzählt, dass vor allem Frauen mit Kopftuch Opfer davon würden.

Travljanin betonte den Wert seiner Gemeinde und einer gemäßigten Sozialisierung mit dem Islam. Geschehe dies nicht, warnte er, liefen Jugendliche Gefahr, durch gefährliche Quellen im Internet zu einem Islam zu finden. Gerade auf Plattformen wie TikTok sind Jugendliche schnell extremen Inhalten wie Antisemitismus oder radikalem Islamismus ausgeliefert.

Wo, wenn nicht in Berlin, sollen Mauern fallen.

Raed Saleh, SPD-Fraktionsvorsitzender Berlin

Travljanin betonte, dass der jüdisch-muslimische Dialog wieder gepflegt werden müsse, nachdem dieser unter den Folgen des 7. Oktober gelitten hat. Man müsse verhindern, dass gebaute Brücken eingerissen würden. In Nahost könne man nichts ändern, doch hier in Berlin könne man viel zerstören, sagt der Vorsitzende des Islamischen Zentrums.

Eine Meinung, die sowohl Saleh als auch Wegner teilen. Der Regierende Bürgermeister betonte im Verlauf des Termins immer wieder, wie wichtig der interreligiöse Austausch sei. Saleh nahm Bezug auf den Mauerfall. „Wo, wenn nicht in Berlin, sollen Mauern fallen“, fragte er.

Neues Dialogprojekt geplant

Angesprochen auf die oftmals antisemitischen Pro-Palästina-Demonstrationen verteidigten sowohl Wegner als auch Saleh das demokratische Recht auf Demonstrationen. Es müsse den Platz geben, um bei den schrecklichen Geschehnissen in Gaza seine Trauer zum Ausdruck zu bringen – da waren sich beide einig. Sie warnten allerdings auch, dass bei Antisemitismus die Polizei auch weiterhin durchgreifen würde. Der Staat müsse sich an dieser Stelle wehrhaft zeigen, so der Regierende Bürgermeister.

Saleh betonte, dass das wichtigste Mittel gegen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit der Dialog wäre. Er kündigte in diesem Zug ein neues Projekt an, für das jüngst Mittel bewilligt worden seien. Mit dem Verein „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“ wäre entsprechendes geplant. Zu dem Thema soll es bald einen eigenen Termin mit der Sozialsenatorin geben.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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