„Berlin ist für die Tiere ideal”: Imker bringt seine Bienen in Fünf-Sterne-Hotel unter

© Zoltán Gali

„Berlin ist für die Tiere ideal”: Imker bringt seine Bienen in Fünf-Sterne-Hotel unter

Beekeeper Torsten Hernandez Trigo betreut im Schlosshotel Berlin in Grunewald 150.000 Bienen. Jetzt konnte zum ersten Mal Honig geerntet werden.

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Seine Leidenschaft trägt Torsten Hernandez Trigo als Tattoo auf dem rechten Arm. Bienen und Waben sind dort zu sehen. Der 50-Jährige arbeitet als Beekeeper – Neudeutsch für Imker oder Bienenzüchter – seit er vor fast zehn Jahren eine Dokumentation über die Honig produzierenden Insekten gesehen hat. Kurzerhand ließ er seinen Job in der Gastronomie hinter sich und besuchte am Institut für Veterinär-Biochemie der Freien Universität Berlin einen Imkerkurs sowie Lehrgänge zur Qualität und Aufmachung von Honig am Bieneninstitut in Hohen Neuendorf.

Sein jüngstes Projekt: der Umzug von 150.000 Bienen aus Wittenberge in Brandenburg ins Schlosshotel Berlin in Grunewald. Erst im Juni wurden die Tiere im Garten des Fünf-Sterne-Hauses an der Brahmsstraße angesiedelt, bereits jetzt konnte zum ersten Mal „geerntet“ werden.

„Kein Sortenhonig, Sommerblütenhonig“, erklärt Hernandez Trigo. In Berlin könne man schließlich nie genau wissen, wo die Bienen, die etwa einen Radius von fünf Kilometern haben, überall unterwegs gewesen sind. Ein großer Anteil Linde sei wahrscheinlich, die gebe es zuhauf in der Stadt. „Da flippen die Bienen aus”, so der Beekeeper.

Stadthonig ist laut dem Profi besser als der vom Land

„Viele externe Imker versuchen in der Blütezeit einen Stellplatz für ihre Bienen zu bekommen.” Der Honig zeichne sich durch besonders feine Bitternoten aus. „Berlin ist für Bienen ideal, weil es viel Grün gibt – Gärten, Wälder, Parks, Friedhöfe – von Frühjahr bis Herbst blüht immer irgendwas”, sagt Torsten Hernandez Trigo. „Stadthonig ist sogar besser als der vom Land, wo es viele Monokulturen und Pestizide gibt.”

Hernandez Trigo ist im Schlosshotel neben der Honigproduktion dafür verantwortlich, die Bienen zu hegen und zu pflegen. Etwa alle sechs Tage schaut er in jedem Bienenstock nach dem Rechten, füttert notfalls im Frühjahr oder gibt Medikamente gegen Krankheiten wie Befall mit der Varroamilbe.

© AFP/EMMANUEL DUNAND

Angestellt ist Hernandez Trigo nicht beim Schlosshotel, sondern bei der Immobilienfirma Aroundtown Commercial Properties, die in Berlin auch das Hilton am Gendarmenmarkt, das Holiday Inn City East, das Hotel Bristol am Kurfürstendamm, die Kulturbrauerei sowie zahlreiche Bürogebäude und Shoppingcenter verwaltet. Als Teil der Nachhaltigkeitsoffensive des Unternehmens werden dabei auf Dächern oder in Gärten von Shoppingcentern oder Hotels auch Bienenvölker angesiedelt.

Eigener Hotel-Honig als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie

Eine Idee, die auch der dazugehörigen GCH Hotel Group gefiel, die das Management des traditionsreichen Schlosshotels in diesem Jahr übernommen hat. „Mit der Ansiedlung der Bienen wollen wir einen Beitrag zum Schutz der Honigbienen leisten, die für unser Ökosystem so wichtig sind”, sagt CEO Sascha Hampe. Entsprechende Erfahrung konnte bereits im ​​Holiday Inn City West und im Greet Hotel Berlin Alexanderplatz gesammelt werden, wo ebenfalls Bienenvölker ein neues Zuhause gefunden haben.

Im Rahmen des Projekts „Aroundtown buzzes“ (Aroundtown summt) konnten laut dem Unternehmen seit dem Start 2020 bereits 450 Liter hauseigener Honig produziert und in 1800 Gläser abgefüllt werden.

Berlin ist für Bienen ideal – von Frühjahr bis Herbst blüht immer irgendwas. 

Torsten Hernandez Trigo, Imker

Zwei Mal im Jahr könne Honig geerntet werden, sagt Torsten Hernandez Trigo, im Frühjahr und im Spätsommer, jeweils etwa 30 Kilo pro Bienenvolk. Um ein Hotel autark mit Honig zu versorgen, reicht es also nicht. Die Gäste können ihn jedoch beim Frühstück verkosten oder als Souvenir mit nach Hause nehmen, ein Teil findet seinen Weg auch in die Drinks an der hauseigenen Bar. In anderen Unternehmen werde der Honig an die Mitarbeitenden oder an die Berliner Tafel verschenkt.

Ab 2025 sind zusätzlich Workshops für Kindergärten und Schulen mit den Beekeepern in den Hotels geplant. Für Hernandez Trigo, der im Kleingartenverein Heinersdorf mit der „Summserei” bereits ein ähnliches Projekt betreibt, der ideale Weg, den Nachwuchs zu begeistern. „Wir haben in Deutschland noch viel zu wenig Imker”, sagt er. Ein Großteil des Honigbedarfs werde aus dem Ausland zugekauft, was wiederum die Gefahr erhöhe, Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut einzuschleppen. Die Angst vor Stichen verflüchtige sich mit der Zeit übrigens ganz automatisch.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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