DFB möchte es anders machen als beim Heimturnier 1988: Deutsche Fußballer starten in Thüringen in die EM-Vorbereitung

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DFB möchte es anders machen als beim Heimturnier 1988: Deutsche Fußballer starten in Thüringen in die EM-Vorbereitung

Die Nationalelf wird die erste Trainingswoche vor der EM in Blankenhain absolvieren. Auch wenn einige Spieler noch fehlen, soll dort die Basis für ein erfolgreiches Turnier gelegt werden.

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Die Kulisse ist malerisch. Umgeben von Feldern und Wiesen führt die Landstraße in Richtung Blankenhain, der kleinen Kreisstadt, die sich im Süden des Landkreises Weimarer Land in Thüringen befindet und auf die sich in den kommenden Tagen viele Blicke richten werden. Einzig das Plakat mit der Aufschrift „Welcome World“, welches über die Bundesstraße 85 gespannt ist, lässt erahnen, dass hier etwas Großes ansteht. Zwar geht es nicht um eine Fußball-Weltmeisterschaft, was man ob der Aufschrift vermuten könnte, dafür aber um eine Europameisterschaft im eigenen Land.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird sich im etwas verschlafen wirkenden Ort Blankenhain in dieser Woche intensiv auf die EM (14. Juni bis 14. Juli) vorbereiten und hat sein nobles Hotel samt Trainingsplatz bereits am Sonntag bezogen. Bei der Auftaktpressekonferenz am Montag im ortseigenen Schloss, das zwei Kilometer entfernt liegt, gab sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf nicht nur aufgrund der guten Trainingsbedingungen zuversichtlich angesichts der Auswahl. „Es war uns schon ein Anliegen, dass die EM nicht nur an den Spielorten stattfindet, sondern es ist eine EM, die in ganz Deutschland stattfindet. Deswegen war es ein wichtiges Zeichen.“

Das deutsche Team startet in Blankenhain in die EM-Vorbereitung.

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Neuendorf erinnerte dabei an die letzte EM in Deutschland 1988. „Da fand die EM eben nicht in Ostdeutschland statt, nicht mal in Berlin. Berlin war kein Spielort, Leipzig war kein Spielort“, so der Präsident. „Wir haben jetzt eine Europameisterschaft, die erstmals in einem vereinten Deutschland stattfindet. Das ist etwas Besonderes für unser Land.“ Es zeige, dass sich trotz aller Probleme, die man politisch habe, auch etwas entwickelt habe. „Es haben sich auch erfreuliche Dinge wie die deutsche Einheit ergeben.“

Beim Turnier 1988 war Sportdirektor Rudi Völler noch als Spieler dabei. Bei der Austragung, bei der Deutschland im Halbfinale gegen den späteren Europameister Niederlande ausschied, fand kein einziges Spiel in Ostdeutschland statt. „Deshalb haben wir den Ort bewusst ausgewählt. Es war wichtig nach so langer Zeit, dass wir uns auch in dieser Region hier in Thüringen zeigen, auch wenn wir andere Optionen hatten“, meint Völler.

Wenn die DFB-Verantwortlichen über Blankenhain und die Umgebung sprechen, erwähnen sie immer wieder die Euphorie, die ihnen hier entegen gebracht wird. „Es ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn man auf das Hotelgelände fährt und dann stehen schon einige Fans am Straßenrand mit Trikots, Schals und Fähnchen“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Das gibt der Mannschaft auch ein tolles Gefühl, dass das Land hinter uns steht.“ Die 15.000 Tickets für das öffentliche Training am Montagnachmittag im Jenaer Stadion, seien innerhalb von zehn Minuten ausverkauft gewesen – ein Indiz für die „große Vorfreude“ im Land.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee.

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Einen Tag nach den Kommunalwahlen in Thüringen ging es im und rund um das Blankenhainer Schloss dann nur noch um Fußball. Bis Freitag wird sich die DFB-Elf nach und nach auf die EM einstimmen, ehe die finale Phase dann laut Nagelsmann in Herzogenaurach folgt.

Viele Spieler fehlen in der ersten Trainingswoche

Der Bundestrainer wird die erste Vorbereitungswoche allerdings erstmal ohne den kompletten Kader von 27 Spielern angehen. Später anreisen werden Robert Andrich, Jonathan Tah und Florian Wirtz von Bayer Leverkusen, die in Berlin das DFB-Pokalfinale gewonnen haben, sowie Kapitän Ilkay Gündogan und Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, die am Sonntag noch in Sevilla im Einsatz waren. Manuel Neuer fehlt zunächst aufgrund eines Magen-Darm-Infekts.

Auch Toni Kroos und Antonio Rüdiger von Real Madrid sowie Nico Schlotterbeck und Niclas Füllkrug von Borussia Dortmund, die am kommenden Samstag im Champions-League-Finale aufeinandertreffen, werden später anreisen.

Sorgen, dass der Vorbereitungsstart dadurch etwas holprig verlaufen könnte, hat Nagelsmann indes nicht. „Das Turnier überstrahlt alles“, so der 36-Jährige, der die lange Saison der Spieler ausreichend berücksichtigen wolle. Vor allem bei angeschlagenen Akteuren wie Leroy Sané, Jamal Musiala oder David Raum. „Ich verlange schon, dass wir in den Trainingseinheiten alles reinwerfen und Vollgas geben, aber drumherum ist es am Anfang schon noch ein bisschen entspannter als in Herzogenaurach.“

Das Ambiente auf der Anlage in Thüringen dürfte sein Übriges tun für eine entspannte Atmosphäre und eine positive Grundstimmung, ehe es in Herzogenaurach dann in die entscheidende Phase geht.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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