„Es ging um Nationalität und nicht um Literatur“: Literaturpreis-Jurorinnen erheben Vorwürfe gegen das HKW

© Paula Winkler

„Es ging um Nationalität und nicht um Literatur“: Literaturpreis-Jurorinnen erheben Vorwürfe gegen das HKW

Ronya Othmann und Juliane Liebert behaupten in der „Zeit“, dass der Internationale Literaturpreis 2023 auch aus politischen Gründen vergeben wurde. Nun hat sich das HKW geäußert.

Es sind harte Vorwürfe, die Juliane Liebert und Ronya Othmann gegen die Jury des Internationalen Literaturpreises erheben. In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ schildern die beiden Schriftstellerinnen, die im vergangenen Jahr selbst Teil der besagten Jurorengruppe waren, wie im Auswahlverfahren für den Preis, den das Haus der Kulturen der Welt (HKW) jährlich in Berlin vergibt, immer wieder gegen die offiziellen Vergaberichtlinien gearbeitet worden sein soll.  

Laut den Autorinnen seien Entscheidungen nicht allein aufgrund der literarischen Qualität der Werke gefallen, sondern regelmäßig vor allem aus politischen Gründen. „Wir mussten dann erleben, wie stattdessen im entscheidenden Moment diskutiert wurde: Es ging um Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, um Politik und nicht um Literatur“, schreiben sie in ihrem Gastbeitrag. 

Ein Gespräch über die Problematik mit dem Intendanten des HKW, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, habe dazu geführt, dass zwei als „zu weiß“ aussortierte Autoren für die Shortlist nachnominiert werden konnten – nachdem auch die restlichen Jury-Mitglieder der Änderung zugestimmt hätten.

Das HKW kritisiert die „Zeit“

In einer offiziellen Stellungnahme hat sich das HKW nun zu den Anschuldigungen geäußert. Das Haus weist die Darstellungen in der „Zeit“ zurück, wohlbemerkt weniger die Kritik an sich als ihre Publikation: „Weder das HKW noch die anderen Jurymitglieder wurden im Vorfeld des Beitrages um eine Stellungnahme und Prüfung der Fakten sowie der wörtlichen Aussagen gebeten, damit wurde die journalistische Sorgfaltspflicht nicht eingehalten. Die gebotene Diskretion, die notwendige Grundlage unabhängiger Juryarbeit ist, wurde nicht gewahrt.“ Man stehe hinter dem Auswahlverfahren für den Internationalen Literaturpreis 2023 und insbesondere zur Unabhängigkeit der Jury und ihrer Arbeit, die mit den Vorwürfen angegriffen werde.

Die Wahl des Preisträgers Mohamed Mbougar Sarrs mit seinem Roman „Die geheimste Erinnerung des Menschen“, stehe „zu keinem Zeitpunkt infrage“.

Anders als andere Juroren aus dem vergangenen Jahr, wurden Liebert und Othmann 2024 nicht mehr in das Auswahlgremium eingeladen. Die Shortlist für den diesjährigen Preis soll am 30. Mai bekanntgeben werden, vergeben wird er am 5. Juli im HKW. (Tsp)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (2)
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  • Lena Müller

    Es geht um Nationalität und nicht um Literatur. Es ist bedauerlich, dass politische Überlegungen die Entscheidungsprozesse bei Literaturpreisen beeinflussen. Die Jury sollte sich ausschließlich auf die literarische Qualität der Werke konzentrieren.

  • Lena Müller

    Warum diskutieren die Autorinnen über Nationalität anstatt über Literatur?