Experten korrigieren sich selbst: Doch keine Hungersnot in Gaza

© dpa/Mohammed Talatene

Experten korrigieren sich selbst: Doch keine Hungersnot in Gaza

Im März warnten Experten, eine Hungersnot stehe unmittelbar bevor. Nun räumten sie ein, dass diese nicht ausgebrochen ist. Ein hohes Risiko bestehe dennoch.

Von

Es ist eine Nachricht, die international bislang kaum Beachtung gefunden hat: Laut eines bereits vor einer Woche veröffentlichten Berichts der Initiative „Integrated Food Security Phase Classification“ (IPC) gibt es im Gaza-Streifen keine Hungersnot.

Damit korrigiert das Netzwerk von UN-Organisationen und NGOs seinen eigenen, weltweit aufgegriffenen Bericht aus dem März, in dem die Experten das Eintreten einer Hungersnot als „unmittelbar bevorstehend“ prophezeit hatten.

Anders als damals angenommen habe die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern in der Zwischenzeit jedoch zugenommen, ebenso die Hygiene- und Gesundheitsversorgung, heißt es nun. Daher deute nichts „darauf hin, dass derzeit eine Hungersnot besteht.“

Risiko hat signifikant abgenommen

Auch das Risiko einer künftigen Hungersnot habe signifikant abgenommen. Allerdings stufen die Experten dieses Risiko weiterhin als „hoch“ ein. Die Lage in Gaza bleibe katastrophal, das menschliche Leid allgegenwärtig. Es sei wichtig, angesichts der verbesserten Ernährungslage die Gefahr einer Hungersnot nicht zu unterschätzen.

Positiv ausgewirkt hätten sich demnach die Einrichtung zusätzlicher Zugänge zum nördlichen Teil des Gaza-Streifens sowie Hilfslieferungen der US-Marine über den Seeweg. Auch das Abwerfen von Nahrungsmitteln aus Flugzeugen sei hilfreich. Am besten funktioniere die Versorgung mit Konserven sowie Mehl und anderen Grundnahrungsmitteln. Größer sei der Mangel an frischem Obst und Milchprodukten.

Allerdings bestehen laut Bericht regionale Unterschiede: Im Nordteil des Streifens habe die Versorgung seit März konstant zugenommen, seit Mai reichten die eintreffenden Nahrungsmittel nun „möglicherweise“ aus, um den Bedarf aller dort lebenden Bewohner zu decken.

Anders sehe es im Südteil aus. Auch dort habe sich die Versorgung seit März zwar zunächst spürbar verbessert – die israelische Offensive auf Rafah habe jedoch zu neuen Problemen geführt.

Außerdem weist der Bericht darauf hin, dass die Landwirtschaft in Gaza durch den Einmarsch Israels als Folge der Massaker vom 7. Oktober weitgehend zum Erliegen gekommen sei: Rund 70 Prozent der dortigen Viehbestände seien tot, fast 60 Prozent der Anbauflächen unbrauchbar. Fischerei finde kaum statt.

Zur Startseite

  • Armut
  • Hamas
  • Israel

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (0)
Add Comment