Frankreich und England schwächeln: Topfavoriten bei dieser Fußball-EM sind jetzt andere

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Frankreich und England schwächeln: Topfavoriten bei dieser Fußball-EM sind jetzt andere

Vor dem Turnier waren sich die Experten einig: Wer den Titel holen will, muss an Frankreich und England vorbei. Inzwischen ist klar: Deutschland ist mit diesen Teams mindestens gleichauf.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Frankreich und England – das waren für viele Experten vor dem Start der EM die Favoriten. Und die Niederlande sowie Italien müsse man als große Fußballnationen auch immer beachten. Nach der Gruppenphase lässt sich festhalten: Von all den Topteams sind nicht mehr viele übrig, die auch so gespielt haben: Spanien und mit Abstrichen Deutschland und Portugal.

Frankreich hingegen hat in der Vorrunde kein eigenes Tor aus dem Spiel heraus erzielt, was bei all der Kreativität in der Offensive eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Immerhin erspielten sich die Franzosen gerade im Duell mit den Niederländern auch ein paar klare Chancen, es waren in diesen 90 Minuten mehr, als England in der gesamten Gruppenphase hatte.

Offensichtlich wird, dass Gareth Southgate nicht nur ein Problem hat, sondern es womöglich sogar selbst ist. Das englische Team wirkt gefangen im defensiven Grundsystem ihres Trainers. Immerhin im Schönreden ist das Team spitze und demonstriert hier eine bemerkenswerte mannschaftliche Geschlossenheit.

Englands Coach Gareth Southgate ist immerhin schon Europameister im Schönreden.

© AFP/Javier Soriano

Niederländer und Italiener wiederum können froh sein, dass zum einen Gruppendritte bei dieser EM weiterkommen und zum anderen Verlass auf die Nachspielzeit ist. Und so sind beide im Achtelfinale ihre Favoritenrolle dann auch schon los. Vielleicht hilft es ja.

Und was heißt das für die deutsche Mannschaft? Man könnte nun argumentieren, dass es ein überragendes Spiel gegen die allerdings ziemlich schwachen Schotten gab und danach gegen die auch nicht übermächtigen Ungarn und Schweizer schon einiger Sand im Getriebe war.

Die DFB-Elf hat sich trotz Platz eins nicht in die Rolle des Topfavoriten gespielt, aber sie ist jetzt schon weiter als vor der EM. Nämlich was die Form angeht, mindestens auf einer Stufe mit Frankreich oder England. Der EM-Titel, vor einigen Monaten noch eine völlig unrealistische Wunschvorstellung, scheint möglich.

Dieses Turnier hat bisher aber auch gezeigt, dass jede Mannschaft erst einmal geschlagen werden muss. Gut verteidigen können inzwischen fast alle, gerade wenn es darum geht, in entscheidenden Spielen möglichst lange ein 0:0 zu halten.

Das wiederum lässt auch Engländer und Franzosen weiter hoffen, denn defensiv sind auch sie schwer zu knacken. Zu den ersten Anwärtern auf den Titel gehören nun aber andere. Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass ein Team, das in der Vorrunde nicht überzeugen konnte, am Ende ganz weit kommt in einem Turnier. Gerade in Deutschland wissen wir das nur zu gut.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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