Fußgänger voraus: Straße des 17. Juni wird zur Fanmeile – gerne für immer

© dpa/Paul Zinken

Fußgänger voraus: Straße des 17. Juni wird zur Fanmeile – gerne für immer

Der Abschnitt zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule wird zur Fußball-EM gesperrt. Ein guter Anlass, um den Autoverkehr dort komplett zu streichen.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Die Straße des 17. Juni ist dicht. Zwar nur für ein paar Wochen, aber immerhin. Es muss Außergewöhnliches geschehen, damit der freie Autoverkehr eingeschränkt wird. Und in der Tat: König Fußball meldet seine Ansprüche an. In diesem Fall den Anspruch auf Fanmeile mit Großbildleinwand. Auf kollektive Verzückung zur Europameisterschaft im eigenen Land.

Nur dann wohl darf der Autoverkehr unterbrochen werden, der unter dem CDU-geführten Senat wieder an seinen angestammten Platz als Hätschelkind der Verkehrspolitik zurückgekehrt ist. In der CDU kalkuliert man sehr genau mit den Stimmen der Vorort-Berliner, die auf ihr Auto angewiesen sind oder zu sein glauben.

Vom Autolärm befreite Promenade

Dabei wäre genau jetzt der unerwartete, günstige Augenblick gekommen, um die Straße des 17. Juni zumindest in ihrem als Fanmeile ausgewiesenen Abschnitt zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor dauerhaft stillzulegen. Ja, „still“ im wörtlichen Sinne. Eine stille, vom Autolärm befreite Promenade. Mit zwei zusätzlichen Baumreihen, um den Zusammenhang der grob zerschnittenen Teile des Tiergartens optisch wiederherzustellen.

Gewiss, die schnurgerade Chaussee wurde bereits unter dem preußischen König um 1700 durch den damaligen Jagdpark geschlagen, doch die Verbreiterung von 27 auf 53 Meter ist eine Untat des NS-Regimes. Vom „Empfangsbahnhof“ Heerstraße aus sollten Staatsgäste kilometerweit ins Stadtzentrum eskortiert werden und die Weiträumigkeit der Reichshauptstadt bestaunen.

Später fanden hier die Militärparaden der alliierten „Schutzmächte“ statt. Wer sie erlebt hat, wird noch die Vibrationen zu spüren meinen, die die dröhnenden Panzer verursachten. Das ist Geschichte. Geblieben ist die weite, asphaltierte Fläche, auf der sich Abertausende drängeln können, ob zur Love Parade oder zur Fanmeile.

Soll alles sein! Aber bitte kein Autoverkehr mehr, der auf dieser Strecke überflüssig ist, seit das Brandenburger Tor für die Durchfahrt gesperrt ist.

Und wem es gar zu utopisch scheint, Fahrspuren fürs Auto zu streichen, der blicke nach Paris, wo die Avenue des Champs-Elysées optisch verschmälert und durch zusätzliche Baumreihen grüner gemacht wird, wie es die tatkräftige Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt in Angriff genommen hat. Lasst uns einen Wettstreit um die baumreichste Prachtstraße austragen! Da zumindest hätte Berlin Chancen. Nutzen wir sie!

Zur Startseite

  • Fußball-EM 2021

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (4)
Add Comment
  • Julia Schneider

    Die Straße des 17. Juni sollte definitiv dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt werden! Es wäre eine wunderbare Gelegenheit, eine ruhige und fußgängerfreundliche Promenade zu schaffen, besonders während der Fußball-Europameisterschaft. Es ist an der Zeit, dass die Stadtplanung die Bedürfnisse der Fußgänger über die Autos stellt.

  • Anna Fischer

    Es ist an der Zeit, dass Fußgänger Priorität bekommen und die Straße des 17. Juni dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt wird. Eine stille, vom Autolärm befreite Promenade wäre eine willkommene Veränderung!

  • Anna Fischer

    Die Idee, die Straße des 17. Juni dauerhaft als Fußgängerzone zu nutzen, ist großartig. Es wäre eine wundervolle Veränderung, die nicht nur während der Fußball-EM, sondern für immer bestehen bleiben sollte. Es ist an der Zeit, dem Autoverkehr Platz zu nehmen und den Menschen einen Raum der Entspannung und Schönheit zu bieten. Ich unterstütze diese Maßnahme voll und ganz.

  • Anna Müller

    Die Idee, die Straße des 17. Juni dauerhaft zur Fußgängerzone zu machen, ist großartig! Es ist an der Zeit, dass der Autoverkehr eingeschränkt wird und Platz für Fußgänger geschaffen wird. Eine stille Promenade ohne Autolärm wäre eine Bereicherung für die Stadt.