Hier sind alle Bademeister Flüchtlinge: „Die Deutschen fragen erst mal, ob sie etwas dürfen“

© Bjarne Overkott

Najah Al Salihi floh per Schlauchboot vor dem Krieg im Irak. Heute arbeitet er als Rettungsschwimmer in einem Berliner Strandbad. Ein Besuch zwischen Poolnudel, Rutsche und Fernweh.

Von Bjarne Overkott

Ruhig liegt er da, der Tegeler See an diesem Mittwochmorgen, noch unberührt von Schwimmern, von Booten. Am Rande Berlins, umgeben von endlosem Grün, gibt es ein kleines Strandbad. Vom Ufer führt ein Holzsteg zu einer weißen Hütte, dem Stützpunkt der Rettungsschwimmer. Davor steht ein Mann in den Fünfzigern, einen Eimer Wasser in der Hand. Najah Al Salihi ist Rettungsschwimmer und vor den anderen da. Er hat schon geputzt.

Noch sind kaum Leute hier, obwohl das Wetter besser nicht sein könnte. 23 Grad, eine laue Brise. Ein einsamer Stammgast breitet sein Handtuch auf dem Sand aus. Al Salihi stellt den Eimer beiseite. Eigentlich ist sein Dienstbeginn erst jetzt, um zehn, wenn das Strandbad öffnet. Knapp zwei Stunden braucht er aus Weißensee, trotzdem ist er schon um neun Uhr gekommen. Anfangs war das hart, aber er habe eben eine Menge Geduld, sagt er mit einem Lächeln im wettergegerbten Gesicht. Al Salihi hat eine kräftige Statur, freundliche Augen und Falten um seinen Mund.

Dass er so viel lachen kann, liegt auch an dem Steg, der weißen Hütte, dem See. Denn das Strandbad Tegelsee ist nicht irgendein Strandbad. Alle Rettungsschwimmer, die hier auf die Badenden aufpassen, sind Geflüchtete. Najah Al Salihi ist einer von ihnen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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