Mehrere Standorte betroffen: Alstom erwägt offenbar weitere Einschnitte

© Jörn Hasselmann

Mehrere Standorte betroffen: Alstom erwägt offenbar weitere Einschnitte

Der französische Schienenfahrzeugkonzern plant offenbar Einschnitte in Hennigsdorf und den Verkauf des Standortes Görlitz.

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Der französische Schienenfahrzeugkonzern Alstom bereitet offenbar weitere Einschnitte an deutschen Standorten vor. Nach Angaben der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats soll das Werk im brandenburgischen Hennigsdorf „weitestgehend seine Fertigung von Neufahrzeugen verlieren, Mannheim seine Produktion ganz“. Der 175 Jahre alte Standort im ostsächsischen Görlitz solle verkauft werden.

Die Gewerkschaft teilte ferner mit, der Konzern verstoße mit dem „jüngsten Abbauprogramm von über 90 Stellen“ gegen den Zukunftstarifvertrag. „Die Alstom-Strategie, massiv in den sogenannten Best Cost Countries zu investieren, um dort produzieren zu lassen, führt zu deutlich mehr Verzögerungen und Qualitätsmängeln im Vergleich zu anderen Branchengrößen.“

Die Best-Cost-Strategie der französischen Konzernspitze sieht die Produktion der Bahnen in Kattowitz und Breslau vor. Mit anderen „Branchengrößen“ sind Siemens Mobility und Stadler gemeint.

34Millionen Euro Urlaubsgeld zahlt der Konzern nicht aus.

2021 hatte Alstom die kanadische Bombardier Transportation mit einem Dutzend Standorte und 9000 Mitarbeitenden in Deutschland übernommen und war dadurch größter Schienenfahrzeughersteller nach der chinesischen CRRC geworden.

Mit einigen der ehemaligen Bombardier-Standorte tut sich Alstom schwer. Anfang 2023 vereinbarte das Unternehmen mit der IG Metall einen „Zukunftstarifvertrag“, um die 9000 Arbeitsplätze zu sichern und den Standorten eine Perspektive zu geben. Die Beschäftigten verzichteten auf insgesamt 34 Millionen Urlaubsgeld pro Jahr, der Konzern sagte im Gegenzug Investitionen zu.

Da der Arbeitgeber angeblich seine Verpflichtungen nicht eingehalten hat, kündigte die IG Metall im vergangenen Frühjahr den Tarifvertrag und fordert das Urlaubsgeld zurück. „Rund 3500 Beschäftigte haben dazu sogenannte Geltendmachungen eingereicht, die als Klagen bei den zuständigen Arbeitsgerichten anhängig sind“, teilte die Gewerkschaft mit. Gesamtmetall als Dachverband der Arbeitgeber klagt wiederum gegen die Kündigung des Tarifvertrags.

„Bei der Produktion soll der Fokus stärker auf den Innenausbau gelegt werden“, hatte Alstom vor einigen Monaten mitgeteilt. Zudem setze der Konzern in Deutschland „auf die Wachstumsbereiche Service und Digitalisierung“. Davon würden die ostdeutschen Werke Hennigsdorf, Bautzen und Görlitz „je nach Standortprofil profitieren“.

Für Görlitz schien zwischenzeitlich und unter Mitwirkung des Kanzleramtes ein industrieller Investor aus der Rüstungsindustrie gefunden. Entsprechende Bemühungen stagnieren jedoch sei Wochen.

René Straube, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Alstom, warf dem Unternehmen in einer Presseerklärung der IG Metall am Montag „Hinhaltetaktik“ vor. Das Management habe „vordergründig einige Symbolhandlungen gemäß Zukunftstarifvertrags vollzogen und hinter den Kulissen seine ganz eigene Agenda für Deutschland weiterverfolgt“. Die Vertrauensbasis in den Belegschaften sei „massiv beschädigt“. „Damit sind wir auf dem Weg in eine harte Auseinandersetzung“, sagte Straube.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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