Nach pro-palästinensischem Protest : Institut der Humboldt-Universität von Studierenden besetzt

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Update Nach pro-palästinensischem Protest : Institut der Humboldt-Universität von Studierenden besetzt

Studierende der „Student Coalition Berlin“ haben ein Institut der Humboldt-Universität besetzt. Derzeit spricht die Universitäts-Präsidentin mit ihnen im Gebäude. Das Polizeiaufgebot wird größer.

Von Claudia Liebram

Berliner Studierende haben das Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität (HU) besetzt. Die Universitätsstraße ist derzeit gesperrt. Dort sind laut Polizei etwa 300 Personen vor und im Gebäude versammelt, die lautstark ihre Meinung kundtun.

Das Präsidium der HU hat wegen der Besetzung am Mittwochabend das Gespräch mit den Aktivisten gesucht. Eine Sprecherin der Universität sagte, die Besetzer hätten ein Gesprächsangebot des Präsidiums angenommen. Ziel sei es, dass die Aktivisten freiwillig gingen und es keine Räumung gebe. Die Polizei ist im Einsatz und riegelte Teile des Gebäudes ab.

Beobachter vor Ort sprachen von einzelnen Festnahmen und einem Separieren der Menge. Die Straße vor dem Institut ist laut Polizei inzwischen geräumt. „Den Protestierenden wurde ein Bereich an der Georgenstraße zugewiesen, an dem sie eine Versammlung abhalten können“, erklärte ein Sprecher.

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Die Aktivisten benannten das Sozialwissenschaftliche Institut in Jabalia-Institut um – „als einen Akt der bedingungslosen Solidarität mit dem palästinensischen Volk“, wie es in einer Erklärung heißt. Jabalia ist eines der größten und am dichtesten besiedelten Flüchtlingslager im Gazastreifen.

Seit dem Nachmittag protestierten laut Polizei etwa 300 Studierende an der Universitätsstraße. „Sie zeigten themenbezogene Banner und riefen pro-palästinensische Parolen“, so eine Sprecherin. Wie viele Personen im Gebäude des Instituts seien, könne sie nicht sagen

Die Studierenden sprühten nach der Besetzung Parolen an die Wände des Instituts. Später errichteten sie laut Augenzeugen Barrikaden im Gebäude. An Fenstern waren auch umgedrehte rote Dreiecke zu sehen – ein Symbol, das seit dem 7. Oktober mehrfach in Videos der Hamas verwendet wurde, um Angriffsziele zu markieren. Der Spruch „From the river to the sea“ prangte ebenfalls an einem Fenster.

Die „Student Coalition Berlin“ bemängelt, dass keine der Universitäten der Stadt seit der Räumung des Camps auf dem Gelände der Freien Universität ihren Forderungen nachgekommen sei. „Keine einzige von ihnen hat einen Finger gerührt, um ihre schändliche Komplizenschaft bei dem anhaltenden Völkermord in Gaza zu beenden“, schreibt die Initiative in ihrer Erklärung.

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Mit einem umfangreichen Forderungskatalog wenden sich die Protestierenden an die Verwaltungen aller Universitäten und deren Einrichtungen in Berlin. Speziell an die Humboldt-Universität richtet sich die Bitte, ihre Besetzung und Präsenz zu akzeptieren und einen Polizeieinsatz zu verbieten. „Stoppt alle anderen Formen der Überwachung und Polizeiarbeit, die darauf abzielen, politisch aktive Studierende zu einschüchtern“, so die Besetzer.

Ein Gesprächsangebot von HU-Präsidentin Julia von Blumenthal für Donnerstag um 15 Uhr wollen die Protestierenden annehmen – unter mehreren Voraussetzungen. So soll die HU keine Räumung veranlassen, wegen ihrer Aktionen verurteilten Studierenden ihre Unterstützung zusagen, eine Erklärung veröffentlichen, in der sie einen Völkermord in Gaza anerkennt und öffentlich das verschärfte Berliner Hochschulgesetz ablehnen. Dieses „Gegenangebot“ sollte die HU-Präsidentin am Mittwoch bis 19 Uhr annehmen.

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Die Universitätsleitung hatte für diesen Zeitpunkt ein Gespräch mit den Protestierenden angekündigt, in dem es um diese Forderungen gehen soll.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (1)
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  • Marie_Schulz

    Es ist sehr wichtig, dass die Studierenden ihre Meinung kundtun und sich für Solidarität einsetzen. Die Besetzung ist ein starkes Zeichen für die Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung. Hoffentlich führt das Gespräch mit dem Präsidium zu einer friedlichen Lösung ohne Räumung.