Polizei veröffentlicht neues Video: Ex-Terrorist Garweg soll in Berlin gewohnt und Fotografenschule besucht haben

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Update Polizei veröffentlicht neues Video: Ex-Terrorist Garweg soll in Berlin gewohnt und Fotografenschule besucht haben

Auf der Suche nach den Ex-RAF-Terroristen hoffen die Ermittler auf neue Hinweise. Ein Video zeigt Burkhard Garweg, der einer „Karin“ Erfolg bei einer Prüfung wünscht.

Ein neues Video soll bei der Suche nach den früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub helfen. Nach Angaben des LKA Niedersachsen zeigt es mutmaßlich Burkhard Garweg im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Fahrzeugen und Wohnwagen. In dem Video wünscht er einer „Karin“ oder „Carin“ viel Erfolg bei einer Prüfung. Das Video ist hier einsehbar: www.presseportal.de.

„Aus dem vorliegenden Bewegtbild wird die Mimik und Gestik sowie die Aussprache des mutmaßlichen Räubers deutlich“, hieß es von der Polizei. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen erhoffen sich dadurch neue Hinweise aus der Bevölkerung. Die Ermittler fragen: Wer ist „Karin“ bzw. „Carin“ und in welchem Zusammenhang steht sie zu Burkhard Garweg?

Garweg soll in Neukölln gelebt haben

Nach Angaben der Polizei wurde das Video bei der Auswertung von digitalen Asservaten entdeckt. Den Ermittlern zufolge soll Garweg von 2008 bis 2016 mit einer Lebensgefährtin in einer Wohnung in Berlin-Neukölln gelebt haben. Danach sei er auf ein Gelände am Markgrafendamm gezogen, wo er in einem Bauwagen gelebt haben soll. Immer wieder soll der Ex-Terrorist auch in Hamburg gewesen sein.

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Man gehe davon aus, dass Garweg sich weiterhin in Deutschland aufhält „und über einen erheblichen Unterstützerkreis in der linken Szene verfügt“, hieß es. In diesem Zusammenhang seien auch ehemalige RAF-Terroristen vernommen worden.

Wie die Behörde außerdem mitteilte, soll Garweg während seiner Zeit in Berlin eine Fotografenschule besucht haben. Die Ermittler hielten es für wahrscheinlich, dass er zumindest zeitweise als Fotograf gearbeitet haben könnte, hieß es. Auch hierzu erhoffen sich Fahnder Hinweise aus der Bevölkerung.

Fotos aus Hildesheimer Wohnung veröffentlicht

Veröffentlicht wurden auch Fotos, die mutmaßlich Burkhard Garweg im Januar 2016 in einer Hildesheimer Wohnung zeigen sollen. Die Wohnung sei für Vorbereitungshandlungen benutzt worden, hieß es. Auf den Bildern ist Garweg in der Spiegelung eines Fensters zu sehen.

Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes in mehreren Fällen. Sie sollen Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.

Ermittler werfen dem Trio weitere Überfälle vor

Inzwischen werden dem Trio weitere Straftaten vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das LKA Niedersachsen mitteilten.

Die drei Beschuldigten sollen 2014 in Elmshorn (Schleswig-Holstein) und 2015 in Osnabrück (Niedersachsen) die Kassenbüros von Einkaufsmärkten überfallen haben. Garweg und Staub sollen zudem 2009 auch in Löhne-Ulenburg (Nordrhein-Westfalen) einen Einkaufsmarkt überfallen haben. Insgesamt sollen die beiden früheren RAF-Mitglieder für 13 Taten mit einem Gesamtschaden von mehr als 2,7 Millionen Euro verantwortlich sein.

Gegen das Trio wird wegen versuchten sowie vollendeten schweren Raubes sowie wegen versuchten Mordes ermittelt. Auch erpresserischer Menschenraub wird ihnen vorgeworfen. Daniela Klette wurde Ende Februar dieses Jahres in Berlin-Kreuzberg festgenommen, wo sie unter falschem Namen lebte. Das Trio gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. 

LKA veröffentlicht gefälschte Ausweisdokumente

Am Abend (20.15 Uhr) soll das neue Video in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY. Ungelöst“ gezeigt werden. „Man nimmt an, dass dieses Video Burkhard Garweg zeigt“, heißt es in einer Mitteilung der Macher des ZDF-Formats. Der Beitrag sei kurzfristig noch in die Sendung eingebaut worden.

Das LKA veröffentlichte zudem gefälschte Ausweisdokumente, die möglicherweise zur Anmietung von Wohnungen in Tatort-Nähe genutzt wurden. „Es besteht der Verdacht, dass Daniela K. sich als Sarah (Tat in Stuhr) und Lucia (Tat in Hildesheim) ausgegeben und hierbei zur Anmietung möglicherweise gefälschte Ausweisdokumente vorgelegt haben könnte“, hieß es. Gesucht werden jetzt die damaligen Vermieter.

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Bei der Fahndung nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wertet das LKA nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Beweismitteln aus. Die digitaleren Spuren umfassten zuletzt 17 Terrabyte – das entspreche ausgedruckt bis zu 86 Milliarden DIN A4 Seiten, hieß es von der Polizei.

Mehrere Männer irrtümlich für Garweg gehalten

In den vergangenen Monaten waren mehrfach Personen überprüft worden, die irrtümlich für Garweg oder Staub gehalten worden waren. Das Bundeskriminalamt fahndet bisher unter anderem mit einem Foto nach Garweg, das ihn mit zwei Hunden zeigt und das in Klettes Wohnung gefunden worden war.

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Die Ermittler waren dem 56-Jährigen bereits dicht auf den Fersen. Kurz nach der Festnahme von Klette beschlagnahmten sie in Berlin-Friedrichshain den Bauwagen, in dem Garweg den Ermittlungen zufolge unter dem Tarnnamen Martin gelebt hatte. (Tsp, dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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