Stärkstes Quartalswachstum seit 2008: Reallöhne steigen zum fünften Mal in Folge – um 3,1 Prozent

© Lino Mirgeler/dpa

Stärkstes Quartalswachstum seit 2008: Reallöhne steigen zum fünften Mal in Folge – um 3,1 Prozent

Der Anstieg der Löhne macht dennoch nicht den Kaufkraftverlust durch Inflation in den letzten Jahren wett. Zudem sind Verbraucher weiter verunsichert und halten ihr Geld eher zurück, als es auszugeben.

Höhere Löhne, sinkende Inflation: Die Kaufkraft der deutschen Beschäftigten ist im Frühjahr das fünfte Quartal in Folge gestiegen. Die Reallöhne wuchsen von April bis Juni um durchschnittlich 3,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag bekannt gab. In den ersten drei Monaten hatte es mit 3,8 Prozent sogar das stärkste Reallohnwachstum seit Beginn der Zeitreihe 2008 gegeben.

Demnach verzeichneten die nominalen Löhne im Frühjahrsquartal ein Wachstum von 5,4 Prozent, während die Verbraucherpreise nur noch um 2,3 Prozent stiegen. Sie zehrten damit nur einen Teil des Verdienstzuwachses wieder auf.

„Mit diesem fünften Anstieg in Folge setzte sich der positive Trend der Reallohnentwicklung fort“, schrieben die Statistiker. Von Ende 2021 bis Anfang 2023 mussten die Beschäftigten dagegen noch Reallohnverluste hinnehmen – vor allem wegen der hohen Inflation. Obwohl die Kaufkraft inzwischen steigt, zieht der private Konsum bislang nicht wie erwartet an. Das ist ein Grund dafür, weshalb sich Europas größte Volkswirtschaft am Rande einer Rezession bewegt.

„Der Konsum bleibt die Jokerkarte für das zweite Halbjahr“, sagte der Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski. „Allerdings: Wenn Fußball-EM und Reallohnsteigungen bisher nicht den großen Durchbruch gebracht haben, ist Vorsicht auch für die nächsten Monate angebracht.“ Schließlich kühle sich der Arbeitsmarkt merklich ab, die Angst vor Arbeitsplatzverlusten kehre zurück.

„Und darüber hinaus macht der Reallohnanstieg noch nicht die Kaufkraftverluste der letzten Jahre wett“, sagte Brzeski. „Ich bleibe daher gemäßigt positiv: Ja, der Konsum wird wieder zurückkehren, aber ein Feuerwerk wird es nicht, eher ein Tischfeuerwerk.“

„Verbraucher trauen dem Rückgang der Inflation noch nicht richtig“

Maßgeblich zur steigenden Kaufkraft beigetragen hat im zweiten Quartal erneut die Inflationsausgleichsprämie. Die steuer- und abgabenfreie Prämie kann bis zu 3000 Euro betragen. Diese freiwillige Leistung der Arbeitgeber kann noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden. Auch die in Tarifverträgen beschlossenen Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen stützten die Reallöhne. Besonders kräftige Verdienststeigerungen wurden für die Branchen Energieversorgung (+7,6 Prozent), Verkehr und Lagerei (+6,8 Prozent) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (+6,7 Prozent) gemeldet.

Im zurückliegenden Quartal erhielt unter den Vollzeitbeschäftigten das Fünftel mit den geringsten Verdiensten das größte Lohnplus: Hier stiegen die nominalen – also nicht inflationsbereinigten – Löhne um 7,6 Prozent. Im obersten Fünftel lag der Zuwachs bei 5,7 Prozent.

Trotz der positiven Entwicklung trübte sich das für September berechnete Konsumklima ein, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) bei ihrer Befragung von 2000 Verbrauchern herausfanden. „Die Verbraucher trauen dem Rückgang der Inflation noch nicht so richtig“, lieferte Ifo-Ökonom Klaus Wohlrabe eine Begründung dafür. Sie hielten deshalb ihr Geld zusammen. (Reuters)

Zur Startseite

  • Inflation
  • Steuer

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:showPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (0)
Add Comment