Traumtor von Teenie Yamal: Spanien knackt Frankreichs Bollwerk und steht im EM-Finale

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Update Traumtor von Teenie Yamal: Spanien knackt Frankreichs Bollwerk und steht im EM-Finale

Ein einziges Gegentor hatten die Franzosen in den ersten fünf Spielen der EM kassiert. Im Halbfinale sind es gleich zwei in nur vier Minuten. Dadurch sichert sich Spanien den Einzug ins Endspiel.

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Kurz bevor die Dunkelheit über Fröttmaning hereinbrach, tauchte die untergehende Sonne die Fußballarena in München in ein gnädiges Licht. Goldgelb leuchtete der Himmel, passend zu einem aufregenden Spiel: als wäre das Halbfinale der Europameisterschaft in einen goldenen Rahmen eingefasst worden.

Das Duell zwischen Spanien und Frankreich war vor allem in der ersten Hälfte ein Duell voller Tempo und spielerischer Klasse, fast schon untypisch für die manchmal arg zähen K.-o.-Spiele des Turniers.

Bei der WM 2006 haben die Franzosen ihr Halbfinale ebenfalls in München bestritten. Damals zogen sie durch einen 1:0-Erfolg gegen Portugal ins Endspiel ein. Diesmal aber endete ihr Weg in München. Für die Spanier hingegen geht es nach dem 2:1 (2:1)-Sieg weiter nach Berlin, wo sie am Sonntag auf den Sieger des zweiten Halbfinales zwischen Holland und England treffen.

„Ich weiß nicht, ob viel gefehlt hat, aber es war nicht genug“, sagte Frankreichs Kapitän Kylian Mbappé. „Die Spanier waren besser als wird. Deswegen stehen sie verdient im Finale. Und wir fahren nach Hause.“

Wenig überraschend saß Antoine Griezmann bei den Franzosen zu Beginn nur auf der Bank. Auch die Spanier begannen wie erwartet: Für die gesperrten Robin Le Normand und Dani Carvajal rückten die Veteranen Nacho, 34, und Jesus Navas, 38, in die Startelf. Navas ist der letzte Verbliebene des Europameisterteams von 2012, sogar 2010, beim Gewinn des ersten WM-Titels, war er bereits dabei.

Aber alte Verdienste haben im Fußball noch nie gezählt. Navas sah nach knapp zehn Minuten nicht gut aus, als er zu weit von Kylian Mbappé entfernt stand und dessen Flanke nicht verhinderte. Im Fünfmeterraum stieg Randal Kolo Muani in die Luft und köpfte zum 1:0 für die Franzosen ein.

Die Spanier waren besser als wird. Deswegen stehen sie verdient im Finale. Und wir fahren nach Hause.

Kylan Mbappé, Kapitän der französischen Mannschaft

Das kam ein wenig überraschend, nachdem die Spanier die Partie mit viel Energie begonnen und auch die erste richtig gute Chance des Spiels gehabt hatten. Doch Fabian Ruiz, in einer ähnlichen Situation wie Kolo Muani bei seinem Führungstreffer, setzte den Ball über die Latte.

Das 1:0 spielte den Franzosen in die Karten. Sie konnten nun ihre Konterstärke einbringen. Navas unterband einen Gegenstoß der Équipe tricolore mit einem Foul und sah dafür nach nicht einmal einer Viertelstunde Gelb. Kurz darauf schlängelte sich Mbappé, erstmals ohne die ihn so sehr störende Gesichtsmaske, durch den spanischen Strafraum, sein Schuss aufs Tor aber wurde noch geblockt.

Erstmals wieder ohne Maske. Kylain Mbappé (rechts) im Duell mit Spaniens Rechtsverteidiger Jesus Navas.

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Angesichts der Defensivstärke der Franzosen standen die Spanier vor einer durchaus anspruchsvollen Aufgabe. Doch sie verfügen eben über eine beneidenswerte, individuelle Qualität in ihren Reihen. Nach 20 Minuten kam Lamine Yamal vor dem französischen Strafraum an den Ball. Er wackelte nach rechts, sein Gegenspieler Adrien Rabiot wackelte mit. Yamal wackelte nach links, Rabiot kam nicht mehr hinterher.

Und dann schlenzte Spaniens Rechtsaußen den Ball aus 25 Metern in den Winkel. Mike Maignan, einer der besten Torhüter des Turniers, streckte sich, aber er konnte nichts mehr ausrichten gegen das erste Turniertor des spanischen Wunderkinds, das am Tag vor dem EM-Finale seinen 17. Geburtstag feiert. „Ich weiß nicht, ob es das schönste Tor der EM war“, sagte Yamal. „Aber es war ein sehr besonderes für mich.“

Und es kam noch ärger für die Franzosen. Kurz darauf war deren „Abwehr aus Eisen“ („L’Équipe“) erneut bezwungen. Dani Olmo hob den Ball im französischen Strafraum über seinen Gegenspieler und traf dann mit einem wuchtigen Schuss zum 2:1. Obwohl Frankreichs Rechtsverteidiger Jules Koundé den Ball über die Linie lenkte, wurde der Treffer dem Leipziger Olmo zugeschrieben.

In nur vier Minuten hatten die so defensivstarken Franzosen doppelt so viele Gegentore kassiert wie zuvor im gesamten Turnier. Der Rückstand zwang sie, ihre zurückhaltende Haltung aufzugeben. Das konnte dem Geschehen auf dem Rasen nur guttun.

In der zweiten Hälfte fanden sich beide Teams in ungewohnten Rollen wieder: Frankreich machte das Spiel, Spanien verlegte sich aufs Kontern.

Bei allem Bemühen, nicht zuletzt von Mbappé, fehlte den Franzosen vor dem Tor die letzte Präzision. Sechs Minuten vor dem Ende hatte Mbappé die beste Chance zum Ausgleich. Seinen Gegenspieler Daniel Vivian hatte er bereits ausgetanzt, der Ball lag perfekt, doch Frankreichs Kapitän trat ihn aus 14 Metern über das Tor. Es sollte nicht sein.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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