„Wenn ihr Pipelines in die Luft jagen wollt, lasst euch nicht erwischen“: Klimaaktivisten beenden Hungerstreik in Berlin und rufen zur Sabotage auf

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Update „Wenn ihr Pipelines in die Luft jagen wollt, lasst euch nicht erwischen“: Klimaaktivisten beenden Hungerstreik in Berlin und rufen zur Sabotage auf

In Berlin haben die Hungerstreikenden ihre Kampagne beendet. Nun rufen sie zu Straftaten auf. Zwei Aktivisten klebten sich auf die Straße und blockierten so auch die Tram.

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Die Klimaaktivisten im Berliner Invalidenpark haben am Donnerstagmorgen ihren Hungerstreik und ihre Aktion „Hungern bis ihr ehrlich seid“ vollständig beendet. „Wir müssen erkennen: Politik und Medien sind nicht bereit, die Wahrheit auszusprechen“, sagte Aktivist Adrian Lack. Intern habe es zu wenig Unterstützung für den trockenen Hungerstreik gegeben. „Wir haben unser Ziel nicht erreicht“, sagte Lack. Sie hätten gemerkt, dass Scholz sie eher sterben lassen würde, als die Wahrheit auszusprechen.

Sie hätten viele Gespräche mit Bundestagsabgeordneten geführt, auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sei da gewesen, sagte Lack. Das habe aber alles nichts gebracht. „Wir Klimaaktivisten werden es nicht alleine schaffen, wir sind zu wenige“, sagte er. Lack rief dazu auf, sich einer Umweltaktivistengruppe anzuschließen und Sabotageakte – und somit Straftaten – zu begehen, beispielsweise Pipelines abzudrehen oder in die Luft zu jagen, bei SUVs die Reifen zu zerstören und Straßen zu blockieren.

Wolfgang Metzeler-Kick wirkte sichtlich bewegt und wischte sich Tränen aus den Augen. Er hatte 92 Tage lang gehungert, seit letzter Woche war er nach absolutem Hungerstreik – nur mit Wasser – und einem darauffolgenden Kreislaufkollaps wieder im sogenannten Refeeding. Am morgigen Freitag wären es 100 Tage Hungerstreik gewesen.

Der Aktivist dankte allen, die die Kampagne unterstützten. „Ich sehe es so, dass die Regierung Scholz im Dienste derjenigen steht, die unsere Erde ausbeuten wie Junkies“, sagte Metzeler-Kick. Es sei nicht um Erpressung gegangen. Auf Gesprächsangebote sei nicht reagiert worden. „Ich sehe es so, dass die Regierung Scholz lügt“; die Regierung, so der Aktivist, habe die Kampagne und damit die Wahrheit zum Schweigen bringen wollen.

„Wenn Politik, Medien und die Umweltverbände versagen, liegt die letzte Chance in der Selbstermächtigung“, sagte Metzeler-Kick. „Ich rufe euch dazu auf: Macht, was euch Spaß macht. Wenn ihr Pipelines in die Luft jagen wollt, lasst euch bitte nicht dabei erwischen.“

Kurz darauf klebte sich der Aktivist gegen 10.40 Uhr in der Invalidenstraße auf den Asphalt. Mit ihm protestierten zehn weitere Personen auf der Straße, doch zunächst klebte sich nur Metzeler-Kick fest. Autos hupten, auch die Tram war blockiert. Während die Autos abbiegen konnten, war der Verkehr der Straßenbahn zunächst unterbrochen.

Nach kurzer Absprache mit der Polizei konnte die Straßenbahn jedoch wieder ihre Fahrt aufnehmen. „Bitte bleiben Sie sitzen und springen Sie nicht vor die Tram“, sagte ein Polizist zu den Klimaaktivist:innen. Nach rund eineinhalb Stunden begannen die Beamten damit, die Hand von Metzeler-Kick sowie einem Mitdemonstranten, der sich später ebenfalls festgeklebt hatte, vom Asphalt zu lösen. Der Protest war kurz zuvor durch die Polizei aufgelöst worden.

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Dabei stellte die Polizei auch die Personalien der Demonstrierenden fest. Sie verlagerten ihren Prostest anschließend auf den Gehweg.

Seit Anfang März waren acht Personen im Hungerstreik, unter anderem Wolfgang Metzeler-Kick seit über 92 Tagen, Richard Cluse seit 77 Tagen und Adrian Lack seit 38 Tagen, der zusätzlich noch geschwiegen hatte.

Ursprünglich hatten die Aktivisten Kanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, in einer Regierungserklärung auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen und eine radikale Senkung der Treibhausgase zu bewirken. Später vereinfachten sie die Forderung: Der Bundeskanzler sollte „nur noch drei wissenschaftliche Fakten in einer Regierungserklärung öffentlich aussprechen“.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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