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70 Jahre CERN: Braucht es die teure Einrichtung auch künftig noch?

70 Jahre CERN: Braucht es die teure Einrichtung auch künftig noch?

© imago/Panthermedia/Diego Grandi / Bearbeitung Tagesspiegel

70 Jahre CERN: Braucht es die teure Einrichtung auch künftig noch?

In Genf wird die Entstehung des Universums und vieles mehr erforscht. Nach sieben Jahrzehnten stellt sich aber dir Frage, ob das CERN seinen Zenit bereits überschritten hat?

Vor 70 Jahren einigten sich zwölf europäische Regierungen darauf, gemeinsam eine Europäische Organisation für Kernforschung, das „Conseil européen pour la recherche nucléaire“ (CERN) in Genf, aufzubauen. Am 29. Juni 1953 unterzeichneten sie in Paris die Gründungsurkunde, am 29. September 1954 ratifizierten sieben den Staatsvertrag zur Gründung, und im Juni 1955 begann der Bau des CERN. In dem Teilchenbeschleuniger wurden fundamentale Erkenntnisse über den Aufbau und die Bestandteile und Wechselwirkungen von Materie gewonnen, etwa des Higgs-Bosons.

Das CERN zieht seit Jahrzehnten Wissenschaftler aus aller Welt nach Europa. Doch es gibt Diskussionen darüber, wie sinnvoll hohe, zukünftige Investitionen sind. Wir haben drei Experten dazu befragt. Alle Teile der Serie „3auf1“ finden Sie hier.

Talente aus der ganzen Welt kommen nach Europa

CERN ist für Europa von unschätzbarem Wert. Seit 70 Jahren treibt das Forschungszentrum die Grundlagenforschung zu grundlegenden Fragen der Menschheit voran und zieht damit Talente aus der ganzen Welt nach Europa und in die Naturwissenschaften. CERN ermöglicht über 10 000 Forschenden aus der ganzen Welt zu ergründen woraus das Universum besteht und wie es funktioniert. Diese Forschung hat zu einem Verständnis des Universums geführt, das eines der größten Kulturgüter der Menschheit darstellt. Es hat außerdem zu technologischen Durchbrüchen geführt, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert. 

Zudem verfügt CERN über enorme technologische Kompetenz im Bau und Betrieb großer Anlagen. Dieses Know-how kommt durch Kooperationen auch anderen Instituten in Europa zugute, wie beispielsweise DESY, GSI und KIT und der Industrie in Deutschland. Es ist (und bleibt) auch ein Treiber für Innovationen in Europa.

Gegründet wurde CERN, um nach dem Zweiten Weltkrieg die internationale Verständigung und friedliche Forschung zu fördern. Diese Aufgabe ist heute aktueller denn je. Die großen Experimente am CERN, an denen zum größten Teil junge Menschen aus über 50 Nationen beteiligt sind, fördern in herausragender Weise die Zusammenarbeit von Menschen aus aller Welt.

Künftige Investitionen kritischer hinterfragen

Das Cern hat viele Erkenntnisse für die Teilchenphysik geliefert, die wohl bekannteste ist die Entdeckung des Higgs-Bosons. Es ist eine besondere Forschungsstätte, die Menschen aus den verschiedensten Ländern zusammenbringt. Hinzu kommen Innovationen wie das World Wide Web, das ursprünglich den Austausch unter den Fachleuten vereinfachen sollte – der Rest ist bekannt.

Es wäre töricht, das Potenzial dieser Einrichtung nicht weiter zu nutzen. Es wäre aber ebenso töricht, künftige Investitionen nicht kritisch zu hinterfragen. Derzeit werden Vorbereitungen getroffen für einen neuen Teilchenbeschleuniger. Dieser Future Circular Collider (FCC), unterirdisch und 91 Kilometer lang, soll rund 16 Milliarden Euro kosten. Die nicht reichen werden, wie man von nahezu allen Großprojekten weiß. Sicher wird der FCC etwas neues finden, aber ob ein „dicker Fisch“ wie das lang gesuchte Higgs dabei ist, weiß keiner. Eine überzeugende Argumentation, warum dieser hohe Betrag für eine ungewisse Suche ausgegeben werden muss – oder nicht besser andere Forschungsfragen verfolgt werden – sie fehlt bislang.

Aufbruch zu einer neuen spannenden Reise

Die durch den Nobelpreis 2013 gewürdigte Entdeckung des Higgsteilchens war die Krönung von Jahrzehnten erfolgreicher Forschung am CERN. Das Higgsteilchen ist Ausdruck eines rätselhaften Hintergrundfeldes, das das ganze Universum durchdringt und den anderen Teilchen ihre Massen gibt. Solche Felder könnten auch den Urknall und die heutige beschleunigte Expansion des Universums bewirkt haben.

Bisher untersuchte die Physik immer Kräfte wie den Elektromagnetismus, der unseren Alltag bestimmt. Kräfte haben eine Richtung. Das Higgsfeld hingegen ist ein neues fundamentales Feld ohne Richtung.

CERN betritt jetzt eine neue Ära. Seine etwa 10.000 Nutzer aus aller Welt wollen herausfinden, was die Natur dieses unsere Welt beherrschenden geheimnisvollen Higgsfeldes ist. Dazu plant CERN den Ausbau seines 27 km langen Large Hadron Colliders LHC sowie den Bau eines neuen 91 km langen Beschleunigers.

Die Entdeckung des Higgsteilchens ist also nicht das Ende, sondern der Beginn einer neuen spannenden Reise des CERN zur Entschlüsselung der Rätsel unseres Universums.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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