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Sabotage-Verdacht an Bundeswehr-Standorten: „Abnorme Wasserwerte“ in Köln, versuchtes Eindringen in Nato-Stützpunkt Geilenkirchen

Sabotage-Verdacht an Bundeswehr-Standorten: „Abnorme Wasserwerte“ in Köln, versuchtes Eindringen in Nato-Stützpunkt Geilenkirchen

© dpa/Roberto Pfeil

Update Sabotage-Verdacht an Bundeswehr-Standorten: „Abnorme Wasserwerte“ in Köln, versuchtes Eindringen in Nato-Stützpunkt Geilenkirchen

Wegen des Verdachts auf Sabotage wurde die Kaserne Köln-Wahn zeitweise abgeriegelt. Am Nato-Stützpunkt Geilenkirchen versuchte ein Mann, auf das Gelände vorzudringen.

Wegen Sabotageverdachts hat die Bundeswehr am Mittwoch zwei ihrer Standorte in Nordrhein-Westfalen abgeriegelt und durchsucht. Am Luftwaffen-Stützpunkt Köln-Wahn gab es einen Verdacht auf Manipulationen an der kaserneninternen Trinkwasseranlage, wie die Bundeswehr mitteilte.

Wegen „ungewöhnlicher Werte“ bei der Untersuchung des Trinkwassers sollten die Soldatinnen und Soldaten zunächst über Kanister mit Wasser versorgt werden. Am Stützpunkt Geilenkirchen wurde nach Nato-Angaben ein Eindringling abgewehrt; eine Prüfung des Trinkwassers ergab hier nichts Auffälliges.

Der Dienstbetrieb sei in beiden Standorten nach einer internen Durchsuchung wieder aufgenommen worden, erklärten das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr und die Nato, die in Geilenkirchen einen Stützpunkt unterhält. Eindringlinge seien auf dem Gelände der beiden Stützpunkte nicht gefunden worden.

Zu möglichen Verdächtigen und Motiven machten Bundeswehr und Polizei keine Angaben. Fachpolitiker im Bundestag verdächtigten Russland, hinter den Sabotageversuchen zu stecken.

Bundeswehr-Kaserne in Köln-Wahn zeitweise abgeriegelt

Am Luftwaffenstützpunkt Köln-Wahn waren einem Bundeswehrsprecher zufolge in der Nacht zu Mittwoch „abnorme Werte“ bei der ständig laufenden Trinkwasserüberprüfung festgestellt worden. Zudem sei ein Loch in einem Zaun aufgefallen, „durch das eine Person durchpasst“.

Wir nehmen den Vorfall sehr ernst. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen.

Oberstleutnant Ulrich Fonrobert

Wie der Sprecher weiter sagte, war das Loch lediglich in dem Zaun gefunden worden, der direkt zum Kasernen-eigenen Wasserwerk führte. Im äußeren Zaun, der den gesamten Stützpunkt umgibt, habe es keine Schäden gegeben.

Ob ein Zusammenhang zwischen den Wasserwerten und dem Loch im Zaun gebe, sei noch unklar. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, sagte der Sprecher.

Die Militärpolizei („Feldjäger“) und der Militärische Abschirmdienst (MAD) waren vor Ort. Die Kaserne durfte über Stunden nicht betreten oder verlassen werden, wurde dann aber wieder geöffnet. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

In der Folge sei auch ein Loch im Zaun als Zeichen eines Einbruchs festgestellt worden, berichtete Oberstleutnant Ulrich Fonrobert vom Landeskommando Nordrhein-Westfalen. Berichte, wonach es Krankheitsfälle gegeben habe, könne er nicht bestätigen.

Stützpunkt in Geilenkirchen: Nato gibt Entwarnung

Am Stützpunkt Geilenkirchen habe am Dienstagabend ein Mann vergeblich versucht, auf das Gelände vorzudringen, wie ein Nato-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte. Er habe aber am Betreten gehindert werden können.

Der Stützpunkt sei daraufhin routinehalber untersucht worden, die Polizei habe Ermittlungen eingeleitet. Der Nato-Stützpunkt sei „mit voller Kapazität“ weiter in Betrieb. Im Rahmen dieser Maßnahme sei das Sicherheitspersonal am Eingang des Stützpunkts verstärkt worden.

Welche Einheiten sind in Köln und Geilenkirchen stationiert?

In der Kaserne in Köln-Wahn sind gleich mehrere Kommandobehörden sowie Dienststellen der Bundeswehr untergebracht. Auch die Flugbereitschaft der Bundeswehr – zuständig für Reisen von Kabinettsmitgliedern und hohen Regierungsbeamten – hat dort ihren Sitz.

Der Akteur, der gerade das größte Interesse daran hat, ist Putin.

Marcus Faber, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag.

An dem Standort sollen insgesamt 4300 Soldaten und 1200 Zivilangestellte beschäftigt sein, berichtete der „Spiegel“. Von hier aus treten regelmäßig ukrainische Soldaten die Rückreise in ihr Heimatland an, nachdem sie in Deutschland ihre Ausbildungen absolviert haben, heißt es weiter.

Am Nato-Flugplatz Geilenkirchen sind derzeit unter anderem AWACS-Aufklärungsflugzeuge stationiert.

Spionage-Verdacht: FDP-Politiker verdächtigt Russland

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), vermutet Russland hinter den mutmaßlichen Sabotagefällen. „Aufgrund der zeitlichen Nähe der Vorfälle in den beiden Kasernen kann man vermuten, dass ein feindlicher Akteur hier bei uns seine Sabotage-Fähigkeiten demonstrieren will“, sagte Faber am Mittwoch der „Bild“.

„Der Akteur, der gerade das größte Interesse daran hat, ist Putin“, fügte er mit Blick auf den russischen Präsidenten hinzu. Ob dieser Verdacht sich bestätige, „müssen aber die weiteren Ermittlungen ergeben“, sagte der Verteidigungsexperte weiter. 

Schon vor Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine stellten die Nachrichtendienste verstärkte russische Spionage fest. Im Fokus standen nach Angaben des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) etwa Verteidigungsstrukturen, Zukunftspläne der Bundeswehr und die Rüstungsindustrie.

Seit dem Angriff haben sich den Angaben zufolge russische Operationen auf deutschem Boden noch verstärkt. Im Fokus stehen etwa die Waffenlieferungen an die Ukraine und Standorte zur Ausbildung ukrainischer Soldaten an Waffensystemen.

Immer öfter Drohnenflüge über Bundeswehr-Stützpunkten

Zudem hat die Bundeswehr verstärkt Drohnenflüge über Standorten festgestellt, die der militärischen Ausbildung etwa für Ukrainer dienen. Die Zahl der Sichtungen an Militärstandorten stieg rasant: 2021 waren es noch neun, 2022 schon mehr als 170 und im vergangenen Jahr knapp 450. Der MAD spricht von einem unmittelbaren Gefährdungspotenzial. 2022 hatte die Bundeswehr eine Taskforce „Drohne“ ins Leben gerufen, um die Standorte besser vor Drohnen zu schützen.

Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass russische Agenten mit den Drohnen ukrainische Soldaten ausspähen wollen – etwa um die Handys von Soldaten festzustellen und später an der Front wieder orten zu können. Das funktioniert mit sogenannten IMSI-Catchern, die einen Handyfunkmast simulieren.

Dass russische Dienste auch Sabotageakte planen und durchführen, davor haben die deutschen Sicherheitsbehörden immer wieder gewarnt. Erst im April hatte das Bundeskriminalamt in Bayern zwei Deutschrussen festgenommen. Sie sollen Standorte des US-Militärs ausgespäht und Anschläge geplant haben, darunter den Stützpunkt Grafenwöhr. Dort werden ukrainische Soldaten im Einsatz von Mehrfachraketenwerfern des Typs Himars und von Abrams-Kampfpanzern geschult.

Und erst im Juni rief die US-Armee für alle Standorte in Europa die zweithöchste Warnstufe „Charlie“ aus. Demnach lagen Hinweise von Nachrichtendiensten vor, wonach mit hoher Wahrscheinlichkeit mit terroristischen Angriffen auf US-Stützpunkte zu rechnen ist. Die Kontrollen an den Zugängen wurden verstärkt, Soldaten wurden aufgefordert, sich außerhalb der Kaserne möglichst zivil zu kleiden.

Brandserie im Berliner Bundeswehrkrankenhaus

Vor einigen Wochen hatte bereits eine Serie von Bränden im Berliner Bundeswehrkrankenhaus für Schlagzeilen gesorgt. Der Tagesspiegel erfuhr damals aus Sicherheitskreisen, dass es allein zwischen dem 11. und 26. Juni insgesamt viermal gebrannt haben soll. Zuerst hatte die „B.Z.“ darüber berichtet.

Dabei soll es „vorwiegend im Keller“ des Krankenhauses gebrannt haben. In Brand gesteckte Klopapierrollen seien in einem Kabelschacht versteckt worden. Sicherheitskreise bezeichneten das Vorgehen gegenüber der „B.Z.“ als „perfide.

Das Krankenhaus ist die größte medizinische Einrichtung der Bundeswehr im nordostdeutschen Raum. Dort werden auch verletzte ukrainische Soldaten behandelt, die von der Ukraine nach Berlin ausgeflogen wurden. (axf, dpa, AFP, mira)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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