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„Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

„Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

© IMAGO/Bernd März/IMAGO/Bernd März

Update „Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

Das Saarland wird von heftigem Hochwasser heimgesucht. An mehreren Orten brechen Deiche, viele Gebäude müssen evakuiert werden. Die Behörden warnen vor Gefahr für Leib und Leben.

In den von anhaltendem Dauerregen betroffenen Überflutungsgebieten im Südwesten Deutschlands hat sich die Lage am Freitagabend weiter zugespitzt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnte unter anderem vor extremer Gefahr für Anwohner nach einem Dammbruch in der saarländischen Gemeinde Quierschied.

In der Stadt Ottweiler im Landkreis Neunkirchen haben die Dämme nachgegeben und Wasser ist in die Altstadt gelaufen. „Die Altstadt steht komplett unter Wasser. Da geht gar nichts mehr. Da ist auch gebeten worden, alles großzügig zu räumen“, sagte die Sprecherin des Landkreises. Mobile Deichsysteme und auch die Sandsäcke hätten nachgegeben. Die Einsatzkräfte seien ununterbrochen unterwegs. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen.“ Besonders hart habe es Ottweiler getroffen. „Glücklicherweise wurde keiner verletzt.“ 

„Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

Die Stadtautobahn A620 ist im Bereich der Luisenbrücke wegen Hochwassers der Saar gesperrt.

© dpa/Harald Tittel

Im am Fluss Saar gelegenen Schoden in Rheinland-Pfalz rief der Landkreis die Bewohner mehrerer Straßenzüge dazu auf, ihre Häuser umgehend zu verlassen. In Quierschied brach nach Angaben der „Bild“-Zeitung ein Schutzdamm an einem Kohlekraftwerk, die Folgen seien bislang unklar. Der Saarländische Rundfunk (SR) berichtete unter Berufung auf das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz, es werde bis Mitternacht mit weiter steigenden Wasserständen gerechnet, örtlich sogar bis Samstagvormittag. 

Die Menschen in Saarbrücken sollten wegen des anhaltenden Regens Keller, Gewässer und überflutete Gebiete meiden. „Flutwellen können plötzlich kommen, Ufer können einbrechen“, teilte die Stadt am Freitagabend mit. „Es sollte unbedingt vermieden werden, überflutete Straßen zu überqueren – sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto.“ Bürgerinnen und Bürger sollten sich demnach von den betroffenen Gebieten fernhalten und gegebenenfalls woanders übernachten. Das Innenministerium sprach von einer „flächigen Hochwasserlage“, wobei der Schwerpunkt auf dem südöstlichen Landesteil liege.

Betroffen seien vor allem der Kreis Neunkirchen, der Saarpfalz-Kreis und der Regionalverband Saarbrücken, teilte der Sprecher des Ministeriums am Abend mit. Von Verletzten war zunächst nichts bekannt. Bei den Städten sei die Lage angespannt in der Landeshauptstadt Saarbrücken, in Eppelborn, Neunkirchen, St. Wendel, Saarlouis und Merzig. Mancherorts mussten Bewohner aus Wohnungen in vereinzelten Straßenzügen evakuiert werden.

Vereinzelt seien auch Altenheime betroffen gewesen, etwa eines in Marpingen. In Saarbrücken-Russhütte sei die Lage „brenzelig“ gewesen, weil die Strömungsgeschwindigkeit so hoch war, dass die Feuerwehr abbrechen musste und Strömungsretter des Deutschen Roten Kreuzes angefordert wurden. Bisher seien glücklicherweise keine Menschen zu Schaden gekommen, sagte der Sprecher des Innenministeriums am Freitagabend. 50.000 Sandsäcke aus der Landesreserve seien freigegeben. Es werde geprüft, ob man Hilfe aus umliegenden Bundesländern anfordern solle.

„Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

Rettungskräfte fordern Anwohner auf, ihre Gebäude zu verlassen.

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Die Landeshauptstadt Saarbrücken rief ebenso wie mehrere Kreise eine Großschadenslage aus. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. Die Stadt richtete Ausweichquartiere in Schulen und ein Bürgertelefon ein. Betroffene Personen wurden aufgerufen, nur das Notwendigste mitzunehmen. Eine ähnliche Situation gab es auch andernorts: „Wir haben überall Evakuierungen“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken. „Es regnet überall, landesweit.“ Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Aufenthalt im Freien unbedingt zu vermeiden und überflutete oder gefährdete Abschnitte von Verkehrswegen zu meiden.

Menschen mit Booten gerettet

Der Kreis Neunkirchen teilte am Abend mit, alle Städte und Gemeinden im Landkreis seien „in großem Umfang von den Starkregenereignissen betroffen“. Besonders gelte dies für Ottweiler, dort drohe die Blies überzulaufen. In Wemmetsweiler hätten Menschen mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden müssen. Von überfluteten Kellern und Straßen sowie Erdrutschen berichtete auch die Feuerwehr in Blieskastel (Saarpfalz-Kreis).

„Die Böden nehmen keinen Regen mehr auf“, sagte der Sprecher. Es bestehe extreme Hochwassergefahr, erklärte das Hochwassermeldezentrum. Es handele sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfinde, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. Es könne zur Überflutung bebauter Gebiete in größerem Umfang sowie zur Flutung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen kommen. Die Wasserstände an den Pegeln im Einzugsgebiet Saar stiegen weiter an. An vielen Stellen sei die Meldehöhe 3 und teils sogar 4 überschritten worden.

„Wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet“: Starkes Hochwasser erfasst weite Teile des Saarlandes – mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter

Teile der Innenstadt von Saarbrücken stehen unter Wasser.

© IMAGO/Einsatz-Report24/IMAGO/EinsatzReport24

Erst zum Tageswechsel wird mit fallenden oder stagnierenden Wasserständen gerechnet. Auch das Landespolizeipräsidium Saarbrücken erklärte am Abend, es könne keine Entwarnung gegeben werden. Die Zahl der Einsätze wegen überfluteter Straßen, vollgelaufener Keller und umgestürzter Bäume werde nicht mehr gezählt. „Wir haben nach 300 aufgehört“, sagte ein Sprecher. Zum Glück gebe es bisher keine Verletzten oder Vermissten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte bis in die Nacht zum Samstag vor allem in den Gebieten westlich des Rheins vor ergiebigem Dauerregen. Danach soll der Regen langsam nachlassen.

Scholz kündigt Besuch an

Nach Angaben des Bahnunternehmens Vlexx war der Zugverkehr im Saarland stark eingeschränkt, dies galt auch für den Busverkehr. Teilweise wurden Gleise unterspült, auch in Oberleitungen gestürzte Bäume waren Ursache.

Der DWD maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin am Abend. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden – und dies war ein Sechstel mehr Niederschlag als normalerweise in jenem Monat. Bis 19 Uhr fielen laut DWD in Saarbrücken-Ensheim und Berus im Landkreis Saarlouis 107 Liter pro Quadratmeter. Verbreitet seien im Saarland 60 bis 100 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Die Flusspegel seien dadurch rasch gestiegen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte einen für Samstag geplanten Wahlkampfauftritt im Saarland ab. Stattdessen werde er sich im Saarland gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) ein Bild von der Lage vor Ort machen, teilte ein Regierungssprecher am Abend in Saarbrücken mit.

Im benachbarten Rheinland-Pfalz waren am Freitag vor allem der Kreis Trier-Saarburg sowie die Südpfalz und die Städte Trier, Zweibrücken und Ludwigshafen von dem Dauerregen betroffen. Keller und Straßen liefen voll und Bäume stürzten um, wie die Koordinierungsstelle der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) berichtete. Verletzt wurde zunächst niemand. Viele kleinere Bäche und Flüsse traten über die Ufer. (dpa, AFP)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

2 Kommentare
  1. AnnaMüller sagt

    Als Bewohnerin des Saarlandes kann ich bestätigen, dass solch heftiges Hochwasser alle paar Jahrzehnte auftritt. Es ist erschreckend zu sehen, wie Deiche brechen und ganze Städte evakuiert werden müssen. Die Sicherheit der Anwohner muss oberste Priorität haben. Hoffen wir, dass die Einsatzkräfte schnell handeln können und keine Menschenleben in Gefahr sind.

  2. Marie_Müller sagt

    Als Anwohnerin des Saarlandes bin ich zutiefst besorgt über die Auswirkungen dieses starken Hochwassers. Es ist erschreckend zu sehen, wie Deiche brechen und Gebäude evakuiert werden müssen. Die Sicherheit der Menschen muss jetzt höchste Priorität haben.

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