Nachrichten, Lokalnachrichten und Meldungen aus Berlin und Brandenburg, Polizeimeldungen und offizielle Pressemeldungen der Landespressestelle des Landes Berlin.

Eine Woche Kita-Streik: Richtiger Kampf, falsches Mittel

Eine Woche Kita-Streik: Richtiger Kampf, falsches Mittel

© dpa/Fabian Sommer

Eine Woche Kita-Streik: Richtiger Kampf, falsches Mittel

Eine Woche Kitastreik kurz vor den Ferien, das bedeutet: Sommerfeste fallen aus, Kitareisen und Feiern zum Übergang in die Schule. Und das für ein Ziel, das gar nicht erreicht werden kann. Was soll das?

Ein Kommentar von

Natürlich muss man das Ziel unterstützen. Kleinere Gruppen für Kitakinder, das bedeutet: bessere Betreuung und weniger Stress für die Kinder und für die Erzieherinnen und Erzieher. Wer kann da etwas dagegen haben?

Leider lautet die Antwort in diesem Fall: fast alle. Und das liegt nicht am Anliegen selbst, sondern an der Art und Weise, wie es durchgesetzt werden soll. Um das zu verstehen, muss man ein bisschen ausholen und in die Schulen schauen. Dort kämpft die Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) seit drei Jahren für ein ähnliches Ziel: kleinere Klassen. In den vergangenen zwei Jahren sind rund 20 Schultage dafür ausgefallen, das sind vier Wochen – zusätzlich zu der immer höher werdenden Zahl an Stunden, die ohnehin ausfällt.

Geändert hat sich dadurch: nichts. Was auch nicht verwunderlich ist, denn in Berlin ist man ja inzwischen froh, wenn überhaupt ein ausgebildeter Lehrer anwesend ist, so schlimm ist der Mangel mittlerweile. Die Akzeptanz in der Elternschaft sinkt mit jedem Streiktag, denn letztlich sind es immer die Eltern, die diese Tage zusätzlich ausgleichen müssen. Ohne dass es irgendetwas verbessert. Und wissend, dass es aufgrund der komplizierten Tarifkonstellation ohnehin nahezu ausgeschlossen ist, dass Berlin hier allein irgendwelche Regeln aufstellt.

Diese erfolglose Streiktaktik an den Schulen setzt nun die große Gewerkschaftsschwester Verdi (mit Unterstützung der GEW) fort, und zwar in den Kitas. Das Mittel: Eine komplette Streikwoche kurz vor den Sommerferien. Plus Donnerstag dieser Woche.

Da fallen jetzt Sommerfeste aus, da werden Verabschiedungsfeiern zum Übergang in die Schule gestrichen, Kita-Übernachtungen, Reisen … Und besonders ärgerlich daran ist: Das Ganze trifft Kinder, deren Kita-Laufbahn schon mit Dauerschließungen und ausfallenden Festen in der Corona-Zeit begann. Für die Eltern kommen gleich darauf die Sommerferien, in denen viele Kitas oft wochenlang schließen, weil Erzieher nun mal auch mit ihren Kindern gemeinsam Urlaub machen möchten.

Die Eltern von etwa 35.000 Kindern stehen vor einer weiteren, ungeplanten kitafreien Woche. Und fragen sich zu Recht: wofür?

Streikrecht ist ein Grundrecht und richtig ist auch: Wenn es nicht wehtut, dann schaut niemand hin. Einen Streik in den Sommerferien kann man sich sparen. Das Ziel Nummer 1 haben die Gewerkschaften also erreicht: Aufmerksamkeit. Nur ist der Preis dafür so hoch, dass sich inzwischen nicht nur die Landeselternausschüsse in Kitas und Schulen gegen die Streiks positionieren, sondern auch so mancher kommunale Träger selbst sie als „inadäquate Eskalation“ bezeichnet.

Die Streiks treffen die Falschen, zur Verdeutlichung reicht eine Zahl: Die Bahnstreiks haben 100 Millionen Euro gekostet – pro Tag. Ein Tag Kita-Streik kostet höchstens die Nerven der Eltern, die Wirtschaft läuft achselzuckend weiter.

Im Grunde sind sich alle einig: Die Arbeit in den Kitas und in der Nachmittagsbetreuung der Schulen muss endlich den gesellschaftlichen Stellenwert bekommen, den sie verdient. Und zwar für alle. Und da hilft es ganz sicher nicht, die kommunalen und die freien Träger gegeneinander auszuspielen. Schon jetzt ist der Wettbewerb um die raren Fachkräfte verzerrt durch die Verweigerung der (versprochenen) Hauptstadtzulage für die freien Träger. Eine weitere Bevorzugung der kommunalen Träger würde diese Situation nur noch verschärfen – und die freien Träger weiter vor den Kopf stoßen.

Die aber braucht es dringend und mit voller Energie in einer Stadt, in der jeder Kitaplatz hart umkämpft ist. Da sollte man nicht noch alle Beteiligten mit unerreichbaren Streikzielen zermürben.

Zur Startseite

  • Kita
  • Lehrer
  • Schule
  • Verdi

showPaywall:falseisSubscriber:falseisPaid:falseshowPaywallPiano:false

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.