Abstimmung über Streiks beim Ferienflieger Discover: Tarifkonflikt spitzt sich zu

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Abstimmung über Streiks beim Ferienflieger Discover: Tarifkonflikt spitzt sich zu

Die Gewerkschaften Ufo und VC Cockpit positionieren sich gegen den Arbeitgeber und die Konkurrenzgewerkschaft Verdi.

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Der ungewöhnliche Tarifkonflikt bei Discover Airlines geht in die nächste Runde. Die Gewerkschaften Ufo für das Kabinenpersonal und VC Cockpit für die Piloten lassen vom 15. bis 21. August ihre Mitglieder im Unternehmen über einen Streik abstimmen. Damit reagieren die beiden Gewerkschaften auf einen Tarifvertrag, den Verdi in der vergangenen Woche mit Discover abgeschlossen hat. Das Management, so der Vorwurf von VC und Ufo, versuche die Fachgewerkschaften kaltzustellen. Verdi habe kaum Mitglieder bei Discover und sei deshalb nicht „nicht legitimiert“.

Die Führung von Ufo und VC erläuterte am Mittwoch ihre Sicht auf das Tarifgeschehen im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz. Die Lufthansa hatte Discover in der Coronazeit für Ferienflüge von Frankfurt (Main) und München gegründet. Anderthalb Jahre habe man das Unternehmen vergeblich zu Tarifverhandlungen aufgefordert, die dann nach einem ersten Streik Anfang dieses Jahres auch begonnen wurden.

„Seit geraumer Zeit haben wir fertige Tarifverträge in der Tasche“, sagte Ufo-Verhandlungsführer Harry Jaeger. Doch dann habe das Unternehmen plötzlich mit Verdi einen Vertrag abgeschlossen, obgleich die Dienstleistungsgewerkschaft kaum Mitglieder unter den 1900 Discover-Beschäftigten habe.

„So geht man nicht miteinander um“, meinte Andreas Pinheiro, Präsident der Vereinigung Cockpit. Den Mitgliedern von VC und Ufo werden nun die Frage gestellt, ob sie bereit seien, „für bessere Bedingungen zu streiken“. Schon am 21. August soll das Ergebnis der Abstimmung vorliegen.

Vorteil für Verdi-Mitglieder

Die Ausgangslage ist schwierig, weil der Verdi-Tarifvertrag die Forderungen von Ufo und VC weitgehend abdeckt. Dazu enthält der Vertrag einen Vorteil für Verdi-Mitglieder, in Form eines um sechs Monate längeren Kündigungsschutzes, sodass womöglich viele Discover-Beschäftigte der Dienstleistungsgewerkschaft auch deshalb beitreten.

450Euro mehr im Monat für Flugbegleiter

Verdi hatte sich Ende der vergangenen Woche mit der Lufthansa-Tochter auf Gehaltssteigerungen von bis zu 38 Prozent für die 1500 Flugbegleiter und 450 Piloten verständigt. Die Vergütungen der Kabinenbeschäftigten steigen um 450 Euro/Monat. In den kommenden drei Jahren gibt es dazu eine Erhöhung um fünf Prozent pro Jahr. „Dadurch ergibt sich eine Erhöhung von 34,1 bis 38,4 Prozent“, hatte Verdi mitgeteilt.

Die Gehaltserhöhung für die Piloten beträgt nach Verdi-Angaben mindestens 15,7 Prozent sowie ebenfalls fünf Prozent mehr im Jahr bis 2027. „Zusätzlich zu den Gehaltssteigerungen erhalten die Beschäftigten beider Berufsgruppen unter anderem jährliche Sonderzahlungen in Höhe eines 13. Gehaltes, zwölf zusätzliche freie Tage im Jahr und höhere Zulagen.“ 

Für VC und Ufo ist es ein schwieriges Unterfangen, diese Zugeständnisse des Arbeitgebers in eigenen Tarifverträge zu übertreffen respektive überhaupt die eigene Basis für ein dazu erforderliches Engagement zu mobilisieren.

Derweil zeichnet sich bereits der nächste Streit ab zwischen Ufo und VC auf der einen sowie Verdi und Lufthansa auf der anderen Seite: Tarifverhandlungen bei Lufthansa City Airlines. Er befürchte dort „ein ähnliches Szenario“, sagte VC-Chef Pinheiro. Das Ziel des Lufthansa-Managements sei „die Schwächung der Fachgewerkschaften“.

Verdi wiederum teilte am Mittwoch mit, die Dienstleistungsgewerkschaft sei in der Luftfahrt die „deutschlandweit größte Gewerkschaft“. Der Tarifvertrag für die Discover-Belegschaft „liegt nachweislich über den Forderungen von VC und Ufo“. Den beiden Konkurrenzgewerkschaften „geht es nicht darum, mehr für die Beschäftigten zu erreichen, sondern Macht und Bedeutung im Konzern abzusichern“, meinte Marvin Reschinsky, der für Verdi den Lufthansa-Konzern betreut und die Tarifverhandlungen führt. „Wir erleben seit Tagen eine Eintrittswelle in Verdi.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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