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Die Flucht vieler Belarussen und Ukrainerinnen verändert den Blick auf den Sozialismus. Auch die Literaturnobelpreisträgerin reflektiert aus ihrem Berliner Exil über die Proteste in Belarus.
Von Philine Bickhardt
Frau Alexijewitsch, 2020, zwei Jahre vor Russlands Krieg gegen die Ukraine, gab es in Belarus noch eine große Hoffnung auf Veränderung. Was ist daraus geworden?
Die belarussische Revolution – das war ein kleiner Teil der Zivilgesellschaft. Insgesamt gingen ungefähr eine halbe Million Menschen auf die Straße. Es war keine Revolution des Hungers, es war eine Revolution der Würde. Die Beteiligten waren entweder zivilgesellschaftlich organisiert oder der eigenen Sache verpflichtet, wie etwa IT-Programmierer. Es gingen also für Belarus neue Menschen auf die Straße. Das Volk als Ganzes war es leider nicht. Sogar der Versuch, Streiks in unseren Unternehmen zu organisieren, brachte nichts.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
Wurde diese neue Welle des Protests in Belarus von der Regierung erstickt oder gibt es weiterhin Hoffnung auf Veränderung?
Der „rote Mensch“ ist noch nicht tot. Ich glaube, dass die Situation in der ehemaligen Sowjetunion komplex ist und sich ständig verändert. Swetlana Alexijewitsch bietet mit ihren Reflexionen aus dem Berliner Exil einen wichtigen Einblick in die Proteste in Belarus.