Dopingfall Jannik Sinner: Je größer der Name, desto geringer die Strafe?

© AFP/Getty Images/Jamie Squire

Dopingfall Jannik Sinner: Je größer der Name, desto geringer die Strafe?

Zwei positive Tests, aber keine Sperre: Der Freispruch für den Weltranglistenersten Jannik Sinner sorgt nicht nur in der Tenniswelt für Diskussionen – und wirft eine interessante Frage auf.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Am Dienstag bestreitet Jannik Sinner bei den US Open sein Auftaktmatch. Die Nummer eins der Welt ist gegen den US-Amerikaner Mackenzie McDonald klarer Favorit, alles andere als ein Sieg wäre eine Sensation.

Und doch wird es ein besonderes Spiel für den Südtiroler. Denn seine beiden positiven Dopingtests aus dem März dieses Jahres hallen nach – auch oder gerade, weil Sinner mit einem Freispruch durch die verantwortliche International Tennis Integrity Agency (Itia) davongekommen ist.

„Ich weiß, dass ich nichts Falsches gemacht habe“, sagte Sinner noch einmal im Vorfeld des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres. Vor den Mikrofonen der in Deutschland übertragenden Sender Sportdeutschland.TV und Sky bekräftigte er zudem: „Die Nummer eins wird genauso behandelt wie die Nummer 500.“

Das allerdings wird von einigen Profis auf der Tennistour bezweifelt. Olympiasieger Novak Djokovic stellte die wohl alles entscheidende Frage in diesem Zusammenhang: „Liegt es an den finanziellen Mitteln, ob ein Spieler es sich leisten kann, eine beträchtliche Menge an Geld für eine Anwaltsfirma zu zahlen, die ihn oder sie in dem Fall vertreten kann?“

Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Tennisspieler, die weniger erfolgreich sind und nicht über die Möglichkeiten eines Jannik Sinner verfügen, sind in der Vergangenheit bereits gesperrt worden. „Die ATP sorgt sich immer um ihre Zugpferde. Das ist gut fürs Geschäft, aber schlecht für Transparenz und Integrität“, sagte US-Profi Tennys Sandgren.

Die Tennistour fungiert damit auch als eine Art Spiegelbild der Gesellschaft. Auch hier entsteht zuweilen der Eindruck, als würde es vor den Gerichten dieser Welt eine Ungleichbehandlung geben. Nach dem Motto: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Weil sie einfach schwerer zu greifen sind und sich nach Kräften wehren können.

Wobei im Falle Sinner eben nicht nur die Frage im Fokus steht, ob er nun zu Recht freigesprochen wurde. Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Und ob das anabole Steroid Clostebol tatsächlich unverschuldet durch eine Massage über die Haut in den Körper gelangt ist – wie es Sinner erklärt hat –, muss nicht jeder so wie die Itia als schlüssig ansehen.

So oder so bleibt ein Beigeschmack und das Gefühl: Je größer der Name, desto geringer ist am Ende das Risiko für eine Bestrafung.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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